Inhalt
Verfilmung von Johann Strauß′ Operette "Die Fledermaus": Dr. Eisenstein muss wegen Beleidigung einer Amtsperson eine Haftstrafe absitzen. In der Nacht vor dem Haftantritt will er sich jedoch – ohne Wissen seiner Frau – noch einmal auf einem Ball vergnügen. Diese Gelegenheit will sein Freund Dr. Falke nutzen, um sich für einen bösen Scherz Eisensteins zu revanchieren. Zu diesem Zweck hat er Eisensteins Frau Rosalinde auf den Ball eingeladen. Verkleidet als ungarische Gräfin erscheint sie auf dem Fest – und bekommt von ihrem nichts ahnenden Gatten prompt den Hof gemacht. Dies ist jedoch nicht die einzige Charade des Abends, denn Rosalindes Liebhaber Alfred muss sich derweil notgedrungen als Eisenstein ausgeben, mit der Folge, dass er an dessen Stelle im Gefängnis landet. Erst als der echte Eisenstein am kommenden Morgen seine Strafe antreten will, kommt der ganze Mummenschanz ans Licht.
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Warum sich die Defa entschloss, sich nach diesem populären „Überläuferfilm“ erneut der „Fledermaus“ zu widmen, und das ausgerechnet in ihrer ersten eigenen Operettenadaption, ist nicht nur den Kritikern nach der Uraufführung am 20. Mai 1955 im Ost-Berliner Defa-Kino Babylon an der Kastanienallee ein Rätsel geblieben. Ernst W. Fiedler, für Drehbuch, Regie und Kamera verantwortlich, hat sich eng an das Libretto von Richard Genée gehalten. „Rauschende Melodien“ bricht zwar die dreiaktige Struktur der Strauß-Operette auf und gewährt Nebenfiguren wie zwei jovial-harmlosen Gefangenen (Hans Alexander und Ernst Ullrich) hinter Franks Gittern Raum zur Entfaltung. Bleibt aber künstlerisch weit hinter Géza von Bolvárys funkensprühender Walzerseligkeit zurück, obwohl Fiedler in den zentralen Ballszenen im Haus des Prinzen Orlofsky den „Kaiserwalzer“ eingefügt hat, komponiert für die Eröffnung des Berliner Konzertsaals „Königsbau“ am 19. Oktober 1889.
Dabei beginnt Fiedlers nach „Die letzte Heuer“ (1951) erst zweiter Spielfilm als Regisseur vielversprechend: Adele staubt zur vom Plattenspieler kommenden Ouvertüre die Gute Stube im Hause Eisenstein ab, als die Hausherrin Rosalinde dem munteren Treiben ihrer Zofe ein abruptes Ende setzt mit der Begründung, ihr Gatte wolle durch solchen „Singsang“ nicht gestört werden. Als nur eine Minute später der Tenor Alfred auf dem Balkon nebenan eine „Fledermaus“-Arie schmettert, schmilzt die Gnädigste sogleich dahin. Von „rauschenden Melodien“ kann dennoch nicht wirklich die Rede sein: in der Bearbeitung von Heinz Butz werden zahlreiche bekannte Musikstücke nicht gesungen, sondern vom Defa-Sinfonieorchester unter der Leitung von Otto Dobrindt nur kurz angespielt. Oder ganz durch Dialoge ersetzt. Von der Opulenz der Goldenen Ära der Wiener Operette bleibt immerhin die Ausstattung: im aus den Trümmern allmählich heranwachsenden sozialistischen Deutschland darf der dekadente Adel und das zu ihm heraufblickende Großbürgertum noch einmal fröhliche Urständ feiern. Einschließlich des zum Mohren geschminkten Knaben, der den Damen der Gesellschaft die Mocca-Tässchen kredenzt.
Zwei herausragende Darsteller, Sonja Schöner als Adele und der schon bei Bolváry als Gefängniswärter Frosch brillante Österreicher Josef Egger, retten die knapp neunzigminütige Babelsberger Klamotte nicht. „Das Drehbuch mißt der Handlung der Operette zu große Bedeutung bei, und ehe das komplizierte Verwechslungsspiel eingefädelt und erklärt ist, vergeht viel Zeit, passiert so mancher verfilmter Operettendialog die Leinwand“ schrieb H. Schell im SED-Organ „Neues Deutschland“ (21. Mai 1955). Und die „Neue Zeit“ (G.K., 26. Mai 1955) konstatierte: „Denn so lobenswert die Absicht ist, Menschen unserer Republik mit Berliner Künstlern und Aufführungen bekanntzumachen – wirklich Neues, das diese Verfilmung der ‚Fledermaus‘ von früheren wesentlich unterscheidet und damit rechtfertigt, war nicht festzustellen.“
Pitt Herrmann