Erstlingswerk "Nicije Dete" ("Niemandskind") von Vuk Rsumovic gewinnt Hauptpreis bei goEast Filmfestival 2015

Mit der von Festivalleiterin Gaby Babic moderierten Preisverleihung endete am Dienstagabend in der vollbesetzten Caligari FilmBühne das vom Deutschen Filminstitut veranstaltete Festival in Wiesbaden.

Filme aus Serbien, Kroatien und der Slowakischen, sowie der Tschechischen Republik haben die Preise im Spiel- und Dokumentarfilmwettbewerb der 15. Ausgabe von goEast - Festival des mittel- und osteuropäischen Films gewonnen.

Gaby Babic zieht eine positive Bilanz: "Wir freuen uns über gelungene Festivaltage, die hinter uns liegen, und haben mit rund 11.450 Besucherinnen und Besuchern einen neuen Publikumsrekord erzielt", betonte sie bei der Preisverleihung.

Die Hauptpreise im Gesamtwert von 21.500 Euro wurden von der international besetzten goEast Jury unter Vorsitz des tschechischen Produzenten Pavel Strnad vergeben.

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis für den Besten Film ging an "Nicije Dete" ("Niemandskind") des Serben Vuk Rsumovic.
In der Begründung der Jury heißt es: "Der Film überzeugt sein Publikum durch eine starke Geschichte über einen Jungen, der vom Tier zum Menschen zivilisiert wird, während die Welt um ihn herum sich in die Gegenrichtung entwickelt."

Den Preis für die Beste Regie der Landeshauptstadt Wiesbaden (7.500 Euro) gewann Ivan Ostrochovsky mit seinem Film "Koza".
"Der Preis wird verliehen für die Darstellung eines ungewöhnlichen Mannes auf einer Reise, die ihn an seine Grenzen bringt. Die herausragende Regie bringt uns sehr nahe an die Protagonisten heran", so die Jury.

Der Preis des Auswärtigen Amts für kulturelle Vielfalt (4.000 Euro) ging an den Film "Destinacija_Serbistan" ("Destination_Serbistan") von Zelimir Zilnik.
Die Jury begründet die Vergabe des Preises folgendermaßen: "Der Film beleuchtet die gegenwärtigen europäischen Schlüsselthemen auf vielschichtige Art und Weise und diskutiert die Ost-West- und Nord-Süd-Beziehungen aus einer ungewöhnlichen Perspektive."

Die goEast Jury sprach zudem zwei lobende Erwähnungen aus: Sie war begeistert von "Drifter" von Gabor Hörcher, dessen Protagonist versucht, sein Leben wieder auf Kurs zu bringen, und ehrte "Jama" ("Zuhause") von Jiri Stejskal für die Geschichte einer Familie, die um ein Leben in Würde kämpft.
 
Der Preis der Internationalen Filmkritik, vergeben von der Fipresci, der internationalen Vereinigung von Filmkritikern- und Filmjournalisten, ging in diesem Jahr an das Boxer-Drama "Koza" von Ivan Ostrochovsky.
 
Die Fipresci-Jury begründet ihre Vergabe: "Dieses sehr gut beobachtete, poetische Roadmovie spiegelt eindrucksvoll die schwierige und bedrückende Situation in Osteuropa mit der Darstellung eines einfachen, jungen Mannes, der sich als Boxer seinen Lebensunterhalt verdient, um über die Runden zu kommen. In wunderschönen Bildern erzeugt der Film eine einnehmende Atmosphäre und erzählt zudem die Geschichte einer seltsamen, aber großen Freundschaft mit offenem Ausgang."

Im Wettbewerb für Experimentalfilm und Videokunst wurde die beste Arbeit mit dem Open Frame Award in Höhe von 5.000 Euro ausgezeichnet. Der Preis wird von der BHF-Bank-Stiftung ausgelobt. Die Jury des Open Frame Awards prämierte "Essen vom Boden der Geschichte" ("Eating from the floor of history") (Deutschland 2014) von Sita Scherer. Überzeugt hat die Jury vor allem die Bildsprache: "Der eigenständige und sichere Umgang mit dem filmischen Material, der im Einsatz einer dezidiert subjektiven Kamera zwischen dokumentarischen Aufnahmen und assoziativen Montagen changiert und sich auf diese Weise den überwachsenen, doch nie verschließbaren Schichten deutscher Vergangenheit widmet."

Der goEast Development Award (3.500 Euro) für das beste Pitching im Rahmen des East-West Talent Lab ging an die Projektidee "Sol" ("Messenger") der Regisseurin Anda Puscas aus Rumänien. In der Jurybegründung heißt es: "Eine berührende Geschichte über die Bedeutung der familiären Bindungen, die unseren Glauben an die menschliche Existenz berührt. Die Geschichte von Leben und Tod, Religion und Glaube konfrontiert uns mit einer geschlossenen, distanzierten Gemeinschaft." Bereits 2012 gewann die Rumänin bei goEast den Preis für den besten Dokumentarfilm im Hochschulwettbewerb.

Das East-West Talent Lab konnte dank der Unterstützung des Kulturfonds Frankfurt RheinMain und der BHF-Bank-Stiftung realisiert werden.

"Wir freuen uns sehr über das große Interesse, das unser Festival - und damit auch der mittel- und osteuropäische Film - Jahr für Jahr erfährt. Sieben Tage lang schlug das Herz Wiesbadens für goEast. Hier erfuhren Filmschaffende aus Osteuropa die Aufmerksamkeit und den Respekt, den ihr kreatives Schaffen verdient. Die Festivalwoche war für Besucherinnen und Besucher sowie das Team gleichermaßen eine intensive, inspirierende und spannende Zeit. Talentierte Filmschaffende, bezaubernde Gäste und ein leidenschaftliches Publikum schufen eine wunderbare Atmosphäre, die uns besonders glücklich macht und für die wir sehr dankbar sind", erklärt Gaby Babic.

Nach wie vor großer Beliebtheit erfreute sich das Festivalzentrum in der Wiesbadener Casino-Gesellschaft. Filmemachen in Kriegszeiten war in diesem Jahr einer der thematischen Schwerpunkte von goEast, der vor allem in der Sektion Beyond Belonging zum Tragen kam. In dem Pilotprojekt "Young Filmmakers for Peace" wurde insbesondere der Dialog zwischen russischen und ukrainischen NachwuchsfilmemacherInnen gefördert. goEast ist es gelungen, einen Raum für intensive und fruchtbare Begegnungen zu schaffen, was angesichts der angespannten politischen Situation zwischen Ost und West von großer Bedeutung ist.
 
Vom 22. bis 28. April fand zum 15. Mal goEast - Festival des mittel- und osteuropäischen Films in Wiesbaden statt. Das vom Deutschen Filminstitut veranstaltete Festival präsentiert seit 2001 alljährlich die künstlerische und thematische Vielfalt des Filmschaffens aus Mittel- und Osteuropa. Ob eigenwilliges Autorenkino oder Mainstream, Spiel- oder Dokumentarfilm - die ausgewählten Produktionen bieten beeindruckendes Kino, meist noch unentdeckt vom westlichen Kinomarkt. Die Fülle des mittel- und osteuropäischen Autorenkinos zeigt sich bei den 16 ausgewählten Beiträgen im Spiel- und Dokumentarfilmwettbewerb. Bewegende, eigenwillige und wegweisende Produktionen zeichnen ein differenziertes Stimmungsbild der Gesellschaften Osteuropas.

goEast - Festival des mittel- und osteuropäischen Films wird vom Deutschen Filminstitut veranstaltet und von zahlreichen Partnern unterstützt: Hauptförderer sind das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, die Landeshauptstadt Wiesbaden, die Robert Bosch Stiftung, der Kulturfonds Frankfurt RheinMain, ŠKODA AUTO Deutschland, die BHF-BANK-Stiftung, die Adolf und Luisa Haeuser-Stiftung für Kunst und Kulturpflege, das Auswärtige Amt und Krušovice. Medienpartner sind u.a. 3sat, die FAZ, hr-iNFO und das Stadtmagazin sensor.

Quelle und weitere Informationen: www.filmfestival-goeast.de