Filme aus Polen, Ungarn, Georgien, Estland und Kasachstan haben die vier Hauptpreise der 14. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films gewonnen, die am Dienstagabend verliehen wurden.
Mit der von Cécile Schortmann moderierten Preisverleihung endete das vom Deutschen Filminstitut veranstaltete Festival, das erneut mehr als 10.000 Besucherinnen und Besucher in die Kinos und zu den Sonderveranstaltungen lockte.
"Wir freuen uns über den erfolgreichen Start des Nachwuchsprogramms East-West Talent Lab. Gleichzeitig war das Bedürfnis groß, die Entwicklung zwischen Russland und der Ukraine zu reflektieren, wofür wir wertvolle Foren geschaffen haben.", betonte Festivalleiterin Gaby Babić in der vollbesetzten Caligari-FilmBühne.
Die vier Hauptpreise des Wettbewerbs im Gesamtwert von 31.500 Euro wurden von der international besetzten goEast Jury unter Vorsitz des deutschen Produzenten Jan Harlan vergeben. Der mit 10.000 Euro dotierte ŠKODA Filmpreis ging an "Ida" von Paweł Pawlikowski. In der Begründung der Jury heißt es: "Für ein präzises Drehbuch und eine hervorragende Regiearbeit und dafür, dass die Aufmerksamkeit des Publikums stets gehalten wird, in diesem schönen und spannenden Film über ein junges Mädchen, das entdeckt, dass sie sich selbst ihre größte Stütze ist."
Die Gewinnerin des Dokumentarfilmpreises "Erinnerung und Zukunft", ebenfalls mit 10.000 Euro dotiert, ist Eszter Hajdú für "Urteil in Ungarn". Die Jury begründet die Vergabe des Preises folgendermaßen: "Wir verleihen diesen Preis für das mutige Konzept der dokumentarischen Erzählkunst und die brillante Regie des Schnitts, sowie für die starke und engagierte Position bei der Erkundung einer wichtigen Angelegenheit der gemeinsamen europäischen Zukunft." Die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" (EVZ) würdigt mit ihrem Preis Filmschaffende, die sich kritisch und konstruktiv mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen oder mit historischem Unrecht auseinandersetzen.
Den Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie (7.500 Euro) gewann Levan Koguashvili mit seinem Film "Blind Dates". "Der Preis wird dafür verliehen, dass der Regisseur uns in eine authentische Filmwelt führt. Aber auch für die sensible Regie, die charmante Besetzung und den außergewöhnlichen Humor, der die große Tradition der georgischen Filmkunst repräsentiert.", so die Jury.
Der Preis des Auswärtigen Amts "für künstlerische Originalität, die kulturelle Vielfalt schafft" (4.000 Euro) ging an den Film "Kleiner Bruder" von Serik Aprymov. Laut Jury war der Grund hierfür "der meisterhafte Gebrauch der Poesie naiver Genremalerei des osteuropäischen Kinos und das Porträtieren der zerfallenden Elemente des postsowjetischen Lebens in einem spezifischen sozialen und kulturellen Umfeld."
Die goEast Jury sprach zudem zwei Lobende Erwähnungen aus: Sie war zum einen begeistert vom Szenenbild des rumänischen Dramas "Quod erat demonstrandum" (Cristian Niculescu) und ehrte auch den Nebendarsteller des Films "Blind Dates", Vakhtang Chachanidze.
Eine eigene Jury der FIPRESCI, der internationalen Vereinigung von Filmkritikern- und Filmjournalisten, verleiht jährlich bei goEast den "Preis der internationalen Filmkritik". Dieser ging in diesem Jahr an "Free Range – Ballade von der Billigung der Welt" von Veiko Õunpuu. Die Jury begründet ihre Vergabe wie folgt: "Der Film bewegt sich auf eine herausfordernde Weise zwischen Realität und Surrealismus. Wir finden es ein hypnotisches, radikales Porträt, dass die Beatgeneration so bisher nie hatte."
Zum zehnten Mal verlieh die Robert Bosch Stiftung den Filmförderpreis für internationale Zusammenarbeit an junge Talente aus Deutschland und Osteuropa. Seit 2007 kooperiert die Stiftung dazu mit goEast. Der Filmförderpreis ermöglicht den osteuropäischen NachwuchsfilmemacherInnen ein gemeinsames Filmprojekt mit NachwuchsfilmemacherInnen aus Deutschland zu realisieren. Es wurden drei ambitionierte Projektvorhaben in den Kategorien Animations-, Dokumentar- und Kurzspielfilm von einer unabhängigen Fachjury ausgewählt.
In der Kategorie Animation geht der Filmförderpreis für internationale Zusammenarbeit an die Regisseurin Bella Szederkényi und die Produzentin Lissi Muschol für "The Wild Boar". Den Preis in der Kategorie Kurzspielfilm konnten der Regisseur Pavel Vesnakov und die Produzenten Knut Jäger und Monica Balcheva für "Zeus' Volkswagen" entgegennehmen. Preisträger in der Kategorie Dokumentarfilm sind der Regisseur Marius Iacob sowie die Produzenten Irina Andreea Malcea und Christian Popp für ihr Projekt "The Wellness Process".
Der mit 5.000 Euro dotierte Open Frame Award zeichnet die beste Arbeit im Wettbewerb für Experimentalfilm und Videokunst aus. Er wird von der BHF-BANK-Stiftung ausgelobt und wurde in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben. Die Jury des Open Frame Awards entschied sich, zwei Arbeiten ex aequo zu prämieren, es gewann sowohl Roman Štětinas "Tongue Twister" als auch "Jupiter und das Meer" von Ştefan Botez. Eine Lobende Erwähnung erhielt Luzie Meyers Videoarbeit "Dialogue between a Camerawoman and a Dancer".
Der goEast Development Award für das beste Pitching im East-West Talent Lab ging an die Projektidee "The Seventh Shift" der Regisseurin Nataliya Ilchuk aus der Ukraine. In der Jurybegründung hieß es: "Wir haben ein Projekt gefunden, dass uns mit seinem realistischen und poetischen Blick auf das Leben einer Frau beeindruckt hat, zersplittert in Schichten. Indem wir den Preis an 'The Seventh Shift' vergeben, möchten wir die Autoren dabei unterstützen, eine angemessene Bildsprache für ihr intimes Statement zu finden."
Das East-West Talent Lab konnte Dank der Unterstützung des Kulturfonds Frankfurt RheinMain realisiert werden.
Die 14. Ausgabe von goEast war überschattet von der politischen Krise in der Ukraine. Ein Dialog zwischen russischen und ukrainischen FilmemacherInnen wurde bei verschiedenen Diskussionen und Filmgesprächen ermöglicht und mit großem Interesse vom Publikum verfolgt. Dabei ist es goEast gelungen, einen Raum für intensive und fruchtbare Begegnungen zu schaffen, was angesichts der angespannten Situation in der Ukraine von großer Bedeutung ist.
Quelle: www.filmfestival-goeast.de