Fata Morgana
Fata Morgana
Als die Verzweiflung schon tief eingesickert ist, taucht unvermittelt aus dem Nichts der Fremde von der Tankstelle auf, Jean-Hugues Anglade spielt ihn als rettenden Schutzengel, mit einem feindseligen Unterton. Statt sie auf kürzestem Wege zur Piste zurückzuführen, lockt er sie immer tiefer in die Wüste, und noch immer ist nicht klar, ob er ihr Freund oder ihr Feind ist, eine Frage, über die sich schweigend auch das junge Pärchen entzweit. Während in Motel von Nimrod Antal ein Paar, das kurz vor der Trennung steht, durch die gemeinsam erlittene Bedrohung zusammengeschweißt wird, wirkt die Gefahr von außen in Fata Morgana zersetzend auf die noch junge und unreife Liebe. Ohne dass ihre Lebensgeschichten genauer entfaltet werden, gelingt es Matthias Schweighöfer und Marie Zielke eine Vielfalt von Gefühlsnuancen anklingen zu lassen, und Jean-Hugues Anglade braucht ohnehin nicht viele Worte, um als sinistres Kraftfeld auszustrahlen. Er könnte alles sein, ein Kidnapper, der es auf Lösegeld der Eltern abgesehen hat, ein einsamer Wanderer, der mit naiv unschuldigen Wüstentouristen Katz und Maus spielt, ein Todesengel oder auch die titelgebende Fata Morgana. So ergeben sich aus der ganz einfachen Konstellation und einem ebenso grandiosen wie schlichten Schauplatz eine Fülle von Möglichkeiten, die im Kopf des Betrachters weiterwuchern.
Ein ebenso raffinierter wie schlichter Wüstenthriller, in dem sich ein junges Pärchen in der marokkanischen Wüste verirrt und auf einen geheimnisvollen Fremden stößt, von dem lange nicht klar ist, ob er ihr Verbündeter oder ihr Feind ist. Mit einfachsten Mitteln nutzt Simon Groß in seinem Spielfilmdebüt die grandiose Wüstenkulisse.