Berinale Shorts 2012

27 Filme aus 22 Ländern konkurrieren um den Goldenen und den Silbernen Bären, den Preis der Jury, den DAAD Kurzfilmpreis und die Nominierung für den Europäischen Kurzfilmpreis.
Die deutsche Schauspielerin Sandra Hüller, die palästinensische bildende Künstlerin Emily Jacir sowie der Animationskünstler David OReilly werden 2012 über die Preise entscheiden.
 
Internationale Kurzfilmjury:
 
Sandra Hüller (Deutschland)
Die renommierte und vielfach ausgezeichnete Film- und Theaterschauspielerin kann mit ihrer zehnjährigen Karriere bereits ein beachtlich breites Rollenrepertoire vorweisen. Im Theater steht sie seit 2006 regelmäßig sowohl in Klassikern als auch in modernen Stücken auf der Bühne. Für ihre erste große Filmrolle in "Requiem" von Hans-Christian Schmid gewann sie 2006 auf der Berlinale den Silbernen Bären als Beste Darstellerin und den Deutschen Filmpreis. 2011 war sie auf der Berlinale gleich mit zwei Filmen präsent: "Brownian Movement" (2010, R: Nanouk Leopold) im Forum und "Über uns das All" (2011, R: Jan Schomburg) im Panorama. 
 
Emily Jacir (Palästina)
Emily Jacir, eine der bedeutendsten zeitgenössischen Künstlerinnen aus dem Nahen Osten, bedient sich einer Vielfalt künstlerischer Ausdrucksformen wie Installationen, Performance, Kunst im öffentlichen Raum, Fotografie, Film und Video. Ihre Werke sind weltweit ausgestellt und prämiert worden, unter anderem wurde sie 2007 bei der Biennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen geehrt. Aktuell leitet Jacir das Home Workspace - Programm 2011-2012 in Beirut. Außerdem bereitet sie derzeit ein neues Projekt für die dOCUMENTA (13) vor, die im Juni eröffnet.
 
David OReilly (Irland)
Der in Kalifornien ansässige, irisch-stämmige Filmemacher ist für seine innovativen, modernen 3D-Animationen bekannt. Für seine Kurzfilme, die weltweit auf über 200 Festivals gezeigt wurden, hat er mehr als 75 Preise erhalten. Sein erster Festivalbesuch war 2008 auf der Berlinale, wo er "RGB XYZ" vorstellte. 2009 gewann er in Berlin für "Please Say Something" den Goldenen Bären für den Besten Kurzfilm. Sein letzter Kurzfilm "The External World" lief in Venedig (2010) und Sundance (2011) und wurde auf zahlreichen Festivals ausgezeichnet.
 
Der Wunsch leichtfüßig und elegant zu erzählen, ist stark. Das Selbstverständnis, mit dem die Regeln der Narration untersucht, gebrochen, verlassen, wieder aufgenommen werden, zeugt von dem erstarkten Selbstbewusstsein, das die kurze Form in den letzten Jahren erfahren hat.
 
Die Animationen von Atsushi Wada, Mariola Brillowska, Sun Xun & Akihito Izuhara verlassen von Anfang an den Boden des Realen und fordern einzig den Blick des Betrachters - meditativ und poetisch, brutal und wahr.
Dokumentarfilme wie "Licuri Surf", "Utsikter", "Panchabhuta" finden eine ganz eigene Sprache und Montage, um gezielt über das jeweilige Thema zu reflektieren und gleichzeitig die kurze Form im Auge zu behalten.
 
Claudia Llosa (2009 Goldener Bär für den Spielfilm "La Teta Asustada - The Milk of Sorrow") folgt in Loxoro der Suche einer Mutter nach ihrer Tochter im Milieu der Transsexuellen Perus – Loxoro ist ihre Sprache, ihre Sehnsucht ist das Ankommen. Christoph Schlingensief lässt seine Schauspieler in dem Film "Say Goodbye to the Story" ("ATT 1/11") in der Nacht immer und immer wieder die Szene in der Dusche wiederholen – ohne Pause, bis zur Erschöpfung. Dominanz, Verzweiflung - der Tanz erst ist Ausbruch und Ekstase. Der Mord ist Mittel zum Zweck. Charlotte Ramplings Ausflug in Vergangenheit und Gegenwart ruft die Frage nach der Moral einmal mehr in die Erinnerung.
Die Erinnerung an diejenige, die in der Schule anders war als alle anderen, ist der Ausgangspunkt für "Ad balloon" von Lee Woo-jung. Auch der zweite koreanische Beitrag "Mah-Chui" erzählt eine universelle Geschichte von dem Druck der Hierarchien und der Notwendigkeit, die eigene moralische Haltung mit Taten untermauern zu müssen.
Die Gentrifizierung macht vor keinem Land und keiner Stadt dieses Erdballs halt: auch im Süden Chinas ist das Wasteland längst Spekulationsmasse. Eingewebt in die klassische Liebesgeschichte zwischen Kriminellem und Prostituierter folgen wir dem Verlauf des Flusses, um am Ende im Rot zu enden, "Shi Luo Zhi Di". Khavn de la Cruz dekonstruiert in "Pusong Wasak!" dieses Gefüge von sooft erzählter Liebe zwischen Kriminellem und Prostituierter und sucht in flüchtig inszenierten Bildern die Möglichkeit des zu frühen Ablebens aufgrund der Gewalt, die in einem philippinischen Heute omnipräsent ist.
 
Niemals verlieren die Arbeiten in all ihrer Reflektion den sinnlichen Charakter von Film, das Geheimnis der Black Box selber, aus dem Auge. Es ist das körperliche Erlebnis von Film, die Quintessenz von Musik und die damit verbundene konkrete Überschreitung von Film als reinen Träger von Information, die die ausgewählten Filme auszeichnet.
 
Aktuell zur politischen Situation präsentieren die Berlinale Shorts am 18.02.2012 im Haus der Berliner Festspiele das Special "Magyarország" 2011" ("Hungary 2011") - ein Episodenfilm, der die politische und soziale Situation in dem krisengeschüttelten Land ästhetisch widerspiegelt. Zu den Regisseuren gehören u.a. Ágnes Kocsis, Márta Mészáros, Bence Fliegauf und Miklós Jancsó. Das Gespräch zur aktuellen Situation in Ungarn im Anschluss an die Vorführung wird Béla Tarr führen. 

Vom 10.-12.02.2012 finden die Pressevorführungen der kurzen Filme im CinemaxX 5 & 3 statt. Die Filmgespräche "Berlinale Shorts Go Spoken Word" werden vom 13.-17.02.2012 im CinemaxX 5 im Anschluss an die Berlinale Shorts Programme stattfinden. 
 
Berlinale Shorts 2012:
 
- "Ad balloon", Lee Woo-jung, Republik Korea, 24' (IP)
- "An das Morgengrauen", Mariola Brillowska, Deutschland, 3' (WP)
- "Ein Mädchen Namens Yssabeau", Rosana Cuellar, Deutschland / Mexiko, 18' (DP)
- "Enakkum Oru Per", Suba Sivakumaran, USA / Sri Lanka, 12' (WP)
- "Erotic Fragments No. 1,2,3", Anucha Boonyawatana, Thailand, 7' (IP) Gurehto Rabitto,
- "Atsushi Wada", Frankreich, 7' (WP)
- "Impossible exchange", Mahmoud Hojeij, Libanon, 10' (WP)
- "Karrabing! Low Tide Turning", Liza Johnson, Elizabeth A. Povinelli, Australien, 14' (WP)
- "La Santa", Mauricio López Fernández, Chile, 14' (WP)
- "Li.Li.Ta.Al.", Akihito Izuhara, Japan, 8' (WP)
- "Licuri Surf", Guile Martins, Brasilien, 15' (IP)
- "Loxoro", Claudia Llosa, Spanien / Peru / Argentinien / USA, 19' (IP)
- "Mah-Chui", Kim Souk-young, Republik Korea, 23' (IP)
- "Nostalgia", Gustavo Rondón Córdova, Venezuela, 30' (WP)
- "Panchabhuta", Mohan Kumar Valasala, Indien, 15’ (WP)
- "Pusong Wazak!", Isa Na Namang Kwento Ng Pag-ibig Sa Pagitan Ng Isang Kriminal at Isang Puta, Khavn De La Cruz, Philippinen, 15' (WP)
- "Rafa", João Salaviza, Portugal / Frankreich, 25' (WP)
- "Say Goodbye to the Story" ("ATT 1/11"), Christoph Schlingensief, Deutschland, 23' (WP)
- "Shi Luo Zhi Di", Zhou Yan, Volksrepublik China, 25' (WP)
- "Strauß.ok", Jeanne Faust, Deutschland, 5' (WP)
- "The End", Barcelo, Frankreich, 17' (WP)
- "The Man that Got Away", Trevor Anderson, Kanada, 25' (WP)
- "Utsikter", Marcus Harrling, Moa Geistrand, Schweden, 12' (WP)
- "Uzushio", Naoto Kawamoto, Japan, 6' (WP)
- "Vilaine Fille Mauvais Garçon", Justine Triet, Frankreich, 30' (IP)
- "Yi chang ge ming zhong hai wei lai de ji ding yi de xing wie", Sun Xun, Volksrepublik China, 12' (WP)
- "Zounk!", Billy Roisz, Österreich, 6' (WP)
 
Berlinale Shorts Special 2012:
 
- "Magyarország 2011", András Jeles, Ágnes Kocsis, Ferenc Török, Simon Szabó, Márta Mészáros, Péter Forgács, László Siroki, György Pálfi, Bence Fliegauf, András Salamon, Miklós Jancsó, Ungarn, 75' (IP)
presented by Béla Tarr

Quelle: www.berlinale.de