Schröders wunderbare Welt

Deutschland 2005/2006 Spielfilm

Schröders wunderbare Welt

Porträt einer vergessenen Region in Michael Schorrs neuem Film


Von Kai Mihm, epd Film, Nr. 6, 2007

Vor drei Jahren sorgte Michael Schorr mit seinem Kinodebüt "Schultze Gets the Blues" bei der Kritik für Aufsehen und beim Publikum für Begeisterung. Auch in seinem neuen Film bleibt Schorr jener Mischung aus lakonischem Humor, erzählerischer Langsamkeit und sanfter Melancholie treu, die seinen Erstling so besonders machte. Nach "Schultze" nun also "Schröder" - und der ist ein aufstrebender Jungmanager und will in seinem kleinen Heimatort Tauchritz die Wirtschaft ankurbeln, indem er mitten in der sächsischen Provinz ein künstliches "Tropenparadies" errichten lässt. Dazu muss er allerdings erst einmal eine Menge Überzeugungsarbeit bei den Einheimischen leisten.

Viel mehr muss man über die Geschichte dieses Films eigentlich nicht wissen. Denn es geht Michael Schorr vor allem um das Porträt einer vergessenen Region, ums Beobachten sozialer Gefüge und alltäglicher Situationen - und um eine Reihe von Typen, die in ihrer Kleinbürgerlichkeit eine überraschende Individualität entwickeln. Dabei bedient sich Schorr sanfter Übertreibungen in der Zeichnung der Charaktere, ohne sie dadurch der Lächerlichkeit preiszugeben. Nur gelegentlich kippt der Film ins Karikaturenhafte: So schön es beispielsweise ist, ausgerechnet Jürgen Prochnow als jovialen amerikanischen Großinvestor zu besetzen, so provinziell wirkt andererseits der abgedroschene Antiamerikanismus, mit dem diese Figur als schwachköpfiger Waffennarr gezeichnet wird. Am schwächsten ist "Schröders wunderbare Welt" immer dann, wenn er auf schnelle Lacher zielt - denn da scheint für kurze Momente Überheblichkeit auf gegen die im Grunde liebenswerten Figuren, die besonders gegen Ende zu einem echten Stolperstein zu werden droht.

Am schönsten ist der Film hingegen in den leisen Momenten, wenn Schorr und seine Kamerafrau Tanja Trentmann in langen, statischen Einstellungen die Weite der sächsischen Landschaften wirken lassen. Irgendwo im Bild ein paar umherstapfende Menschen, die mit ihren großen Plänen plötzlich ganz klein wirken. "Schröders wunderbare Welt", dieser Titel meint natürlich nicht nur die Geschäftsvision des Protagonisten, sondern vor allem auch dessen Heimatregion. Das Trostlose der so ganz und gar nicht blühenden Landschaften bekommt hier eine unerwartete Poesie. Schorrs Blick auf diese Welt ist nicht blauäugig, aber gänzlich frei von modischem Zynismus. Das macht seine Stärke aus.

Rechtsstatus