Inhalt
Für seine Satire über das Fernsehgeschäft konnte Helmut Dietl seine Hauptfiguren mit aktuellen Stars des Medium besetzen: Hannes Engel erlebt als populärer Radiomoderator einen ungeheuren Karriereschub. Er bekommt eine eigene Late-Night-Show und wird der Nachfolger des unglücklichen TV-Stars Mick Meyer, der sich aus Verzweiflung vor der Kamera hatte entleiben wollen. Der kometenhafte Aufstieg jedoch fordert Opfer: Hannes′ Liebesbeziehung zu der Schauspielerin Maria Keller gerät in Gefahr. Zudem droht Hannes zum Spielball der Interessen des intriganten Produzenten Conrad "Conny" Scheffer zu werden. Als schließlich die verschmähte Verehrerin Rose und der beleidigte Klatschreporter Nowak zum Angriff blasen, scheint Hannes Engel reif zum Abschuss.
Kommentare
Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!
Jetzt anmelden oder registrieren und Kommentar schreiben.
Im täglichen Autostau der Rheinmetropole hört er den Radiomoderator Hannes Engel. Der (Night-) Talker von hohen Qualitäten weiß auch die Diskothek seines Brötchengebers zu füllen. Engel gilt zwar als erklärter Feind des Fernsehens, zumal seine „Ex“ Maria gerade mitten aus einer TV-Serie besagten Senders ausgestiegen ist nach einer Dauerfehde mit der eiskalten Scheffer-Assistentin Carla und sich jetzt vor den Toren Kölns ganz der Pferdezucht widmet. Aber „Tele C“ macht Engel ein zu verlockendes Angebot – gut für die Brieftasche wie fürs Ego, schließlich wird ihm sogar ein Dienst-Porsche offeriert.
Gegen den Widerstand seines früheren Arbeitgebers, einer Schmuddelgestalt aus der Kölner Halbwelt, und abgehalfterter Serienstars, auch gegen den Widerstand von Carla, die ihren Einfluss im Sender schwinden sieht, gelingt es dem Duo Scheffler/Engel, eine neue Show zu kreieren und auf Anhieb erfolgreich zu platzieren.
Da ruft der mächtige TV-Boss Dr. August Beer zu einem Gespräch in seine Alpenhütte. Er will den beteiligten Banken die Anteile möglichst zum Nulltarif abluchsen und ist momentan an einem Quotenhoch des Senders überhaupt nicht interessiert.
Carla wittert Oberwasser und arbeitet mit dem Boulevardjournalisten Tschuli Nowak zusammen, dessen Fotografin Bildmaterial der vollschlanken wie vollbusigen Rose, einer Taxifahrerin, die von einem Date mit Hannes Engel träumt, zugespielt bekommt. Nach einer nächtlichen Sauftour hat Rose ihr Objekt der Begierde ins Bett bekommen – und die an sich völlig harmlose Szene, der sturzbetrunkene Moderator ist nur noch zu einem Nickerchen in der Lage – im Video festgehalten.
Der TV-Boss hat inzwischen alle Anteile des Senders zum symbolischen Kaufpreis von einer Mark von den Bankern (darunter in einer kleinen, feinen Gastrolle der Wiener Burgschauspieler Urs Hefti) erwerben können und will nun die neue Show mit Volldampf pushen. Negativ-Schlagzeilen sind dabei natürlich Gift. Da fügt es sich gut, dass der österreichische Medienzar erst kürzlich eine große Kölner Boulevardzeitung, die gegen Engel zu Felde zieht, gekauft hat...
Am Happy-End ein großes Finale: Die neue Show wird ein Riesenhit, Engel kann die heimlichen Videoaufnahmen Roses in die Show einbringen und zu seinen Gunsten interpretieren, seine „Ex“ Maria bekommt die Hauptrolle in einer neuen Serie, Programmchef Scheffler ist wieder obenauf und seine Assistentin Carla – das ist wörtlich zu nehmen – leckt ihm die Füße.
Was als köstliche Mediensatire beginnt, wobei Helmut Dietl durchaus an seinen Kassenschlager „Rossini“ anzuknüpfen weiß, endet nach gut einhundert Minuten als Schmonzette mit freilich hohem Unterhaltungswert. Und selbst Insider der Branche können nur ihren Hut ziehen vor der Story, die die Austria-Connection in der deutschen Kommerz-TV-Szene ins rechte Licht setzt.
Noch eine Nebenrolle sei erwähnt: Joe Bausch spielt den Kölner Rechtsanwalt Kleinschmidt, der die Interessen der offenherzigen, dabei aber sehr romantisch veranlagten Taxifahrerin Rose vertritt. Für den an der Bochumer Ruhr-Universität examinierten Mediziner und einstigen Hattinger und Bochumer Theaterschauspieler war die „Late Show“ so etwas wie der Durchbruch im Filmgeschäft, Joe Bausch flimmert seitdem immer wieder als „Tatort“-Arzt über den Bildschirm.
Pitt Herrmann