Abend - Nacht - Morgen
Abend ... Nacht ... Morgen ...
Es ist ein Conrad Veidt-Film. In dem dieser nicht die Hauptrolle spielt. Auch Gertrud Welcker nicht, die man nicht nur der schöngeformten Beine wegen gerne sieht. Bisweilen mutet der Film wie eine Satire auf Detektiv-Filme an. Er soll aber keine sein. Jedenfalls besitzt er die Spannung, die man von einem guten Detektivfilm erwartet. Er ist sehr geschickt aufgebaut, und wenn auch der Detektiv mit dem charakteristischen Künstlerkopf, den Otto Gebühr in jeder Beziehung gebührlich darstellte, vielleicht, allzu leicht alle Schwierigkeiten überwindet, die zur Entlarvung des Verbrechers führen, so muß doch anerkannt werden, daß der Schein der Möglichkeit stets gewahrt ist und die Logik nicht vergewaltigt wird (wie das leider oft genug der Fall ist). Den Verbrecher spielt Carl von Balla, gut in Maske wie Ausdruck. Nur läßt er sich am Schluß zu leicht fesseln. Oder ist Gummiarabicum an der Kohle, die der Detektiv – naiv genug – ihm auf die Hände packt? … Das (reiche) Opfer ist Bruno Ziener, durchaus geziemend. Er liebt, wie es sich nicht gehört, wird stranguliert, wie es sich nicht gehört, und lebt dennoch, wie es sich gehört.
Conrad Veidt und Gertrud Welcker sind eine verbrecherische Paarung eingegangen. D. h. sie sind (im Film!) Bruder und Schwester. Er – Apache. Sie – lebt vom – – Sonnenschein – – der Liebe. Also: Vögel, die nicht säen, aber doch ernten, das sagt eine Titelüberschrift des Films selber. Herr Cheston, das (reiche) Opfer – bitte sehr, "reiche" muß unterstrichen werden; denn wenn er nicht reich wäre, wäre er gewiß nicht das Opfer! – Liebt die Priesterin der freien Liebe (wer will"s ihm verdenken, wenn man Gertrud Welcker sieht). Kauft ihr unter erschwerenden Umständen eine kostbare Perlenkette, zeigt diese im Klub, wo der durch das Bac Ruinierte mit den Verbrecherinstinkten und der Detektiv anwesend sind. Verbirgt sie in einem Geheimschrank. Und wird darob beinah eine Leiche. Der Spieler spielt va banque, geht nächstens hin, sucht nach der kostbaren Perlenkette, findet sie nicht, zertrümmert eine Vase, überwältigt (das "wie" ist Zensuropfer! Wie leider vieles, vieles, vieles. Ich wünschte manchmal, die Zensur wäre das Opfer!) den Erwachten, hängt ihn genial am Deckenhaken auf, schreibt einen falschen Abschiedsbrief und dreht sich eine Zigarette. Das letzte wird ihm zum Verhängnis. Tabakreste spielen eine wichtige Rolle. Der Detektiv kommt dadurch auf die richtige Spur. Dieser wirkliche Verbrecher aus pekuniärer Not verläßt den Schauplatz seiner Untat. Der Apache taucht auf. Um die Perlenkette zu rauben. Schneidet das Opfer ab. Und entflieht entsetzt. Verliert sein Messer. Reißt sich einen Jackenknopf ab. Bricht sich den Arm. Schläft auf der Polizei. Kommt in Verdacht. Wird aber gereinigt davon. Der geniale Detektiv findet die richtige Spur. Und der Richtige, der im Auto (mit Gewaltstreich) zu fliehen versucht, wird gefaßt, als er die geraubte Perlenkette aus dem Versteck holen will.
Man ist zufrieden. Der Gerechtigkeit ist Genüge geschehen. So ist"s recht. Gute Photographie wurde am Ort des Ereignisses durch ausgezeichnete Projektion unterstützt. Der Film findet sicher überall sein Publikum. (...)