Die Spinnen. 1. Teil: Der goldene See

Deutschland 1919 Spielfilm

Der goldene See. Die Spinnen. 1. Abenteuer


Der Kinematograph, Nr. 665, 1.10.1919


Die ”Decla” hat den ersten Film ihrer ”Spinnen”-Serie, das 5aktige Drama "Der goldene See" in einer Presse-Vorführung uns gezeigt, und uns ganz außerordentlich überrascht! Was Fritz Lang uns da bietet, ist eine eingehende Fülle märchenhafter Wunder und Großartigkeiten, die ungemein glücklich in eine spannende, aufregende Handlung gebaut und verwoben sind, so daß unser Interesse fort und fort wach erhalten wird. Die Sensationen, die an die Nerven der Zuschauer starke Zumutungen stellen, sind so diskret angewandt, so selbstverständlich und natürlich, daß man keinen Augenblick empfinden kann, sie seien absichtlich gemacht, vielmehr wachsen sie organisch und logisch aus der Handlung heraus und sind ein richtiger Bestandteil dieser. Dazu eine blendende, reiche, luxuriöse Aufmachung und Ausstattung von fabelhafter, wirklich großzügiger Prachtentfaltung. Die einzelnen Bilder überbieten sich an blendender Schönheit und an seltsamem, fremdem Reiz, der manchmal bezwingende Formen annimmt. Die Regie hat mit feinstem, abwägendem Verständnis und mit sicherem Blick für echte Kinowirksamkeit diese Bilder sorgsam ausgefeilt und in der Handlung Steigerungen durchgeführt, die dramaturgisch als außerordentlich glücklich bezeichnet werden können. Leider hält die Darstellung nicht überall gleichen Schritt. Carl de Vogt in der männlichen Hauptrolle ist sehr gut in jenen Momenten, da sein kühles Temperament, seine Überlegenheit, zum Ausdruck kommen soll; in stärker pulsierenden Szenen, wie z. B. am Schlusse, da er Naela als Leiche findet, könnte stärkerer Gefühlsausbruch sicherlich nicht schaden, wäre auch menschlich begreiflich und natürlich. Frl. Ressel Orla, die doch nach Berliner Urteilen zu den vielen Stars zählt, hätte ebenfalls so manches ganz anders anpacken und durchführen müssen. Die Herrschaften können sich so schwer, so furchtbar schwer vom ”Theater” freimachen und wenn sie posieren, glauben sie zu ”spielen”. Im Film soll man aber weder spielen noch posieren, sondern einzig und allein wahr sein, das Leben darstellen! – Die technische Ausführung des Films ist tadellos, nach jeder Richtung hin vollendet und sorgsamst durchgearbeitet. –

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