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Der schüchterne Bierfahrer Hannes hat ein ungewöhnliches Hobby: Zugfahrpläne. In jeder freien Minute studiert er die Kursbücher der Bahn. Nun will er sich endlich seinen größten Traum erfüllen und am "1. Internationalen Wettbewerb der Kursbuchleser" im finnischen Inari teilnehmen. Als der neue Personalchef ihm den dafür notwendigen Sonderurlaub verwehrt, rastet Hannes aus. Er schlägt den Mann kurzerhand k.o. und macht sich auf den Weg nach Finnland.
Der arme Hannes ahnt nicht, dass sein Chef kurz nach seiner Abreise tot aufgefunden wird und Hannes nun als Hauptverdächtiger gilt. Der scharfsinnige Kommissar Franck macht sich ebenfalls auf den Weg nach Inari, um den vermeintlichen Mörder zu schnappen. Hannes lernt derweil auf seiner ereignisreichen Reise die Finnin Sirpa kennen – und verliebt sich in sie. Und plötzlich gibt es zum ersten Mal in seinem Leben etwas, dass ihm noch mehr bedeutet als seine geliebten Zugfahrpläne.
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„Der beste Weg im Leben ist nicht immer der schnellste“. Oder, mit den Worten der finnischen Rosenliebhaberin Sirpa (eine Entdeckung: Outi Mäenpää): „Der schnellste Weg ist selten der schönste.“ Auf letzteren kommt es beim Reisen schließlich an. Hannes Weber ist ein biederer und vor allem schüchterner Bierausfahrer in der westfälischen Gerstensaft-Metropole Dortmund. Er träumt von der großen weiten Welt und ist so zum Experten für Eisenbahn-Fahrpläne geworden. Jede freie Minute steckt er ins Kursbuch-Studium.
Was liegt näher, als sich an einem internationalen Eisenbahn-Wettbewerb zu beteiligen, auch wenn dieser in einem entlegenen Winkel Europas, dem nordfinnischen Inari am Polarkreis, abgehalten wird? Doch der neue Chef will Hannes keinen Urlaub geben, weshalb ihn die geballte Faust des Unterdogs niederstreckt. Und den Kommissar Stefan Franck auf den Plan ruft, denn Hannes’ Chef wird von seiner Sekretärin mit Schädelbruch tot aufgefunden. Franck reist dem Kursbuch-Experten in den hohen Norden nach...
Hannes trifft im Zug auf den kriminellen Schlafwagenschaffner Lako, auf die schöne Finnin Sirpa, auf zwei geheimnisvolle Gestalten (Hommage an die Kaurismäki-Filme: Kati Outinen und Kari Väänänen), die finnische Baggerfahrerin Inkeri und ihren Gatten, den Milchfahrer Asko. Am Zugfenster zieht die fremdartige nordische Landschaft vorbei – und in Inari erwarten Hannes die Handschellen des deutschen Kommissars...
„Zugvögel“, die Idee zum Film wurde 1994 bei einem finnischen Filmfestival geboren, bei dem Peter Lichtefeld auf die Kaurismäki-Brüder stieß, vereint das Genre des (Rail-) Road-Movies mit dem des Liebesfilms und dem der Kriminalgeschichte – und das auf hinreißende Art. Ein Kino der Sehnsüchte kleiner Leute, eine Reverenz an das finnische Kino der Kaurismäki-Brüder, und nicht zuletzt eine Hommage an den finnischen Tango, der im Gegensatz zum argentinischen „Original“ nicht schwungvoll und hitzig-erotisch, sondern schwer, melancholisch, tragisch, tief und ruhig daherkommt.
„Zugvögel – Einmal nach Inari“ ist 1999 mit dem Filmpreis in Silber der Gilde-Programmkinos ausgezeichnet worden. Zum Team gehört übrigens auch Hilmi Sözer, der Ende der 1990er Jahre ein bemerkenswertes „Theater Kohlenpott“-Bühnendebut in den Herner Flottmannhallen hinlegte, bevor er sich nach dem „Ballermann 6“-Hype ganz auf das Leinwand-Comedy-Genre beschränkte. Schade eigentlich!
Pitt Herrmann