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Mirco findet vor lauter Berufsstress kaum Zeit für seine Familie, weshalb seine Frau Fatime sich praktisch alleine um Baby Lucy und den zehnjährigen Sohn Jason kümmert. Das ist nicht immer einfach, denn Jason ist Autist, dessen Alltag aus festen Routinen und Regeln besteht. In der Schule hat der Junge es oft schwer – er wird gehänselt und provoziert. Seine Reaktionen wiederum führen dazu, dass man der Familie einen Wechsel auf eine Förderschule nahelegt. Nun ist Vater Mirco gefragt. Um den Wechsel zu verhindern, schließt er einen Pakt mit seinem Sohn: Jason verspricht, sich möglichst nicht mehr provozieren zu lassen, dafür wird Mirco ihm helfen, einen Lieblingsfußballverein zu finden – denn schließlich hat jeder in seiner Klasse einen Lieblingsclub! Das Problem bei der Sache: Jason will sich erst entscheiden, wenn er alle 56 Mannschaften der ersten, zweiten und dritten Liga live in ihren jeweiligen Stadien gesehen hat. Zudem erstellt er einen genauen Kriterienkatalog, der auch Details wie die Farben der Fußballschuhe umfasst. So beginnt für Vater und Sohn eine aufregende Reise durch Deutschland, die auch ihre Beziehung ganz neu festigt.
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Sieben Jahre später. Mirco ist als Manager einer Burger-Kette beruflich bedingt viel unterwegs, während Fatime den fordernden Alltag der inzwischen um die kleine Lucy erweiterten Familie organisiert. Doch auch mit Hilfe ihrer Schwiegereltern Ömchen und Gerd gelingt es ihr nicht, das von Jason für daheim aufgestellte Neun-Punkte-Programm zu erfüllen. Nachdem dieser sich auch in der Schule wie ein Systemsprenger aufführt, wird seinen Eltern der Wechsel auf eine Fördereinrichtung für Behinderte nahegelegt.
Nun ist auch Mirco als Vater gefordert, der mit seinem Sohn einen Pakt schließt: Jason verspricht, sich alle Mühe zu geben, sich in der Schule nicht mehr provozieren zu lassen, wenn Mirco ihm hilft, einen deutschen Lieblingsverein zu finden – unter 56 Fußballklubs der ersten, zweiten und dritten Liga. Jason will alle Stadien besuchen und unter sehr individuellen Kriterien beurteilen: Er checkt, wie viel Nazis im Stadion sitzen, ob die Anlage behindertengerecht ist und nachhaltig betrieben wird, welche Maskottchen die Vereine haben, wie die Rituale der Kicker aussehen und ob sie einheitlich farbige Schuhe tragen…
Das Railroad-Movie „Wochenendrebellen“ ist eine warmherzige, von wortwitzigen Dialogen durchzogene Komödie, die auf der wahren Geschichte von Mirco und Jason von Juterczenka basiert, welche sie 2017 in ihrem Buch „Wir Wochenendrebellen“ (Benevento-Verlag, seit 2019 Taschenbuch im Goldmann-Verlag) veröffentlicht haben. Ihr Blog www.wochenendrebell.de wurde mit dem Grimme Online Award prämiert. Auch krasse Situationen in der Leinwand-Adaption sind authentisch: Weil die Tomatensoße auf dem Teller die Nudeln berührt hat, eskaliert die Situation im Zugrestaurant dermaßen, dass Vater und Sohn den ICE verlassen müssen.
Richard Kropf wurde zufällig in einer Flughafen-Buchhandlung auf diese so emotional bewegende wie überraschend komische wahre Geschichte aufmerksam: „Sie ist nicht nur mit sehr viel Liebe für diesen besonderen Jungen geschrieben, sondern auch mit wunderbarem Humor. Es ist kein Betroffenheitsbuch, das man abends seufzend weglegt. Man spürt von Anfang bis Ende diese Liebe eines Vaters zu seinem Kind und die Sehnsucht, gemeinsam etwas zu erleben und das Leben zu gestalten“, so der Drehbuchautor im Leonine-Presseheft. Ihn faszinierte zudem, mit welchem besonderen Blick Jason Fußballspiele schaut und Vereine bewertet: „Mit opulenten Stadionerlebnissen auf der einen Seite und der Familiengeschichte auf der anderen bot die Story auf zwei ganz unterschiedliche emotionale Arten die Grundlage für einen tollen Kinostoff.“
Gerade dieser Film lebt von der Klasse-Besetzung. Der Leinwand-Jason sollte Augenringe haben, die schon äußerlich belegen, wie stark ihn sein Alltag schafft, dass er dauergestresst ist von der anderen Wahrnehmung seiner Umwelt. Der damals neunjährige Cecilio Andresen entpuppt sich bei seinem Kinodebüt als Volltreffer: er überzeugt mit seiner sensiblen, schüchternen, aber auch sehr aufmerksamen Art. Einer Künstlerfamilie entstammend, seine Mutter Elisabeth Heckel ist Schauspielerin und in „Wochenendrebellen“ in der kleinen Rolle der Sekretärin des Planetariums zu sehen, hat Cecilio Andresen zuvor schon bei kleineren (Hochschulabschluss-) Filmen Erfahrungen vor der Kamera sammeln können. Sein Film-Vater Florian David Fitz wurde mit dem Bayerischen Filmpreis 2023 als „Bester Darsteller“ auch für seine herausragende Verkörperung der Rolle des Ben in „Oskars Kleid“ ausgezeichnet.
Pitt Herrmann