Credits
Regie
Drehbuch
Schnitt
Produktionsfirma
Produzent
Alle Credits
Regie
Drehbuch
Schnitt
Mischung
Produktionsfirma
Produzent
Redaktion
Erstverleih
Filmförderung / Sponsoren (Sonstiges)
Länge:
60 min bei 25 b/s
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:
FSK-Prüfung (DE): 11.05.2017, 53048/V, ohne Altersbeschränkung
Aufführung:
Veröffentlichung (DE): 30.06.2017 [DVD]
Titel
- Originaltitel (DE) Wiederkehr
Fassungen
Original
Länge:
60 min bei 25 b/s
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:
FSK-Prüfung (DE): 11.05.2017, 53048/V, ohne Altersbeschränkung
Aufführung:
Veröffentlichung (DE): 30.06.2017 [DVD]
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Aber es gibt auch eine andere persönliche Verbindung: Walter Walentschus, 1931 in Bismarck geboren, ist der erste Gesprächspartner in Volker Koepps „Wiederkehr“. Der letzte Deutsche im Ort an der Memel, nun ein streng bewachter Grenzfluss zum russischen Oblast Kaliningrad (Königsberg), kann die ostpreußische Hymne an den Strom, die er in der Schulzeit lernte, auswendig rezitieren – im Original (im Film hochdeutsch untertitelt). Walentschus, der mit seinen 20 Ziegen an der Oto Bismarko lebt, erinnert sich an den inzwischen gestorbenen Fischer Erdman Jogenaitis aus Rusnė, der Koepp 1972 für „Grüße…“ aus seinem Leben erzählte.
Am Memeldelta zum Sarmatischen Meer, wie die Ostsee bei Johannes Bobrowski (9. April 1917 Tilsit – 2. September 1965 Ost-Berlin) heißt, kreist ein Seeadler in der Luft und zahllose Storchennester sind bevölkert. Der Blick des 80-jährigen Leonas Jezershas, seit 1974 Direktor der Vogelwarte in Windenburg, dem heutigen Vente, geht weit hinüber nach Rusnė und Heydekrug (Šilutė), Königsberg aber lässt sich nur erahnen. Valerija Dobralskaja, als Arzttochter in einem russlanddeutschen Gebiet in Kasachstan geboren, ist als Zehnjährige mit ihren Eltern nach Deutschland übergesiedelt. Nach Abitur und Studium arbeitet sie nun am Goethe-Institut Kaliningrad und ist sich mit ihrem Gatten Alexander einig, dass die (Familien-) Geschichte der Wolgadeutschen für die Identität ihrer Kinder wichtig ist: „Es dauert nur eine Generation, um die Lehren aus der Geschichte zu vergessen, weshalb es wichtig ist, sich mit Geschichte auseinanderzusetzen.“
Anzhelika Shiplowa, Direktorin des Stadtmuseums von Sowjetsk, liest seit 20 Jahren Werke von Bobrowski, die auch in russischer Übersetzung vorliegen. An seinem Geburtshaus erinnert eine Tafel an den Sohn der Stadt, die einst Tilsit hieß, und die Stellwände der letzten Ausstellung über den Schriftsteller, der Sarmatien in der inzwischen hier fremden Sprache voller Sehnsucht und Hoffnung auf eine bessere Zukunft als einen Raum ohne Grenzen und gemeinsame Heimat der vielen Völker in ihr beschwört, lagern noch im Depot.
Über die Königin-Luise-Brücke geht es vom russischen zurück in den litauischen Teil des einst Preußisch Litauen genannten Landes an der Memel, in dem Bobrowski als Königsberger Gymnasiast viele Sommerferien bei Verwandten auf dem Dorf verlebte. In Willkischken, dem heutigen Vilkyškiai, gibt es eine der J. Bobrovskio-Straße. Dort ist nicht nur ein deutsches Kriegerdenkmal zum Ersten Weltkrieg erhalten, sondern auch die evangelische Kirche, in der Bobrowski getauft wurde und geheiratet hat.
Der deutsche Orgelbauer Jörg Naß hat dort gerade die mächtige, aus Detmold gespendete neobarocke Orgel eingebaut. Er war es auch, der den Kontakt zu den Söhnen des Dichters, Adam und Justus Bobrowski, herstellte: Sie waren damit einverstanden, dass das originale Arbeitszimmer des Vaters und andere persönliche Gegenstände nach Vilkyškiai kommen. Und nicht ins Stadtmuseums von Sowjetsk, das sich nach dem Tod der Witwe Johanna Bobrowski auch darum bemüht hatte. Denn skandalöserweise musste die Familie das Haus in Friedrichshagen räumen: Berlin lehnte den Plan eines Bobrowski-Museums am authentischen Ort ab.
„Das Land wie eine Musik“: Dieses Bobrowski-Zitat steht über dem Eingangsportal zum von der im Memelland geborenen Ilona Meire geleiteten intimen Museum, das im Gemeindezentrum in Vilkyškiai entstanden ist. Damit schließt sich für Bobrowski ein Kreis: Willkischken ist Handlungsort seines 1966 in Ost-Berlin erschienenen Romans „Litauische Claviere“. Aber auch für Koepp, der sich in „Wiederkehr“ einmal mehr mit Menschen getroffen hat, um sich deren Lebensgeschichten erzählen zu lassen. Wenn es sich dabei um Personen handelt, die Bobrowskis Werk kennen, um so besser.
„Wiederkehr – Reise zu Johannes Bobrowski“ feierte am 5. April 2017 in der Berliner Akademie der Künste am Hanseatenweg Premiere und wurde am 11. April 2017 im „Dritten“ des Rundfunks Berlin-Brandenburg erstausgestrahlt.
Pitt Herrmann