Weißt du noch

Deutschland 2022/2023 Spielfilm

Inhalt

Seit mehr als 50 Jahren sind Marianne und Günter nun ein Paar. Was einst die ganz große Liebe war, hat sich längst in Routine verwandelt, und auch eine Spur Resignation ist dabei, seit die Kinder aus dem Haus sind. Eigentlich wissen die beiden gar nicht mehr, wie und warum sie sich einst ineinander verliebt haben.Und nicht nur, was ihre Liebe angeht, lässt das Erinnerungsvermögen spürbar nach. Beide scheinen jeden Tag etwas vergesslicher zu werden. Schließlich glaubt Marianne, Günter habe sogar ihren Hochzeitstag vergessen - doch der hat sich dafür was Besonderes einfallen lassen: Von seinem Freund Heinz hat er eine brandneue angebliche Wunderpille bekommen, die die Reaktivierung verloren gegangener Erinnerungen verspricht, zumindest vorübergehend. Es scheint zu funktionieren, denn auf einmal sind Marianne und Günter die vergangenen Zeiten wieder vollkommen präsent. Eines haben sie allerdings nicht bedacht: Die Wunderpille holt auch Erinnerungen an die weniger schönen Dinge zurück…

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Heinz17herne
Heinz17herne
Marianne backt daheim eine französische Zitronen-Tarte zur vertrauten Schallplatten-Musik von Charles Aznavour wie jedes Jahr zum Hochzeitstag, obwohl sie fest damit rechnet, dass ihr Gatte Günter diesen wie so oft zuvor vergessen hat. Letzterer ist damit beschäftigt, ihre Einkaufsliste im Supermarkt abzuarbeiten. Zuvor aber hat er sich noch heimlich, da er das offenbar wichtigste Datum ihrer nun schon seit über fünfzig Jahre bestehenden Ehe nicht vergessen hat, von seinem besten Freund Heinz zwei blauen Pillen geben lassen – zur Gedächtnissteigerung.

Wieder daheim, die pensionierte Lehrerin hat die Tarte in der Speisekammer deponiert und löst mit einigem Ehrgeiz Kreuzworträtsel, während der Mediziner im Ruhestand eher lustlos in Fachliteratur blättert, herrscht rasch wieder freudlose Routine: Günter grantelt, der bevorstehende Besuch der Tochter Paula ist für nichts anderes als eine Störung. Die auf einer Aufreger-Stufe mit der Hinterlassenschaft des Nachbarhundes steht. Für die letzten zehn Lebensjahre, die der misanthropische Mittsiebziger sich und seiner Frau noch gibt, will er vor allem in Ruhe gelassen werden. Auch von seinem Sohn Klaus, dem er noch heute vorwirft, sein Medizinstudium bezahlt zu haben, obwohl dieser als Klinikleiter offenbar sehr erfolgreich in Vaters Fußstapfen getreten ist.

Marianne, die süffisant zurückstichelt, ist dagegen voller Energie, malt sich Reisen durch ihr Lieblingsland Frankreich aus, hält sich mit Yoga fit und versucht seit geraumer Zeit, Günter zu einem gemeinsamen Tanzkurs zu überregen: „Es ist doch alles da. Wir sind noch gesund. Wir haben ein Haus, einen Garten, wir haben zwei Kinder. Jetzt hör doch auf immer schon an das Ende zu denken. Genieße doch das Jetzt. Das Heute.“ Mit dem Genießen ist das so eine Sache, zumal der Fernseher nicht funktioniert: die herrlich situationskomische Episode mit dem Monteur Firat Burcak ist ein willkommener Ausreißer in dem ganz auf die beiden Protagonisten zugeschnittenen Kammerspiel.

Als dann doch noch die kleinen blauen Pillen ins Spiel kommen, wobei Marianne zunächst Viagra vermutet und deshalb lange zögert, fällt ihr plötzlich Peter Frankenfeld als Quizmaster mit elf Buchstaben aus dem Kreuzworträtsel ein und sie besteht noch die skurrilsten Wortreihen aus dem höchsten Level eines Demenztestes aus dem Netz, während Günter sich daran erinnert, tatsächlich den schon bezahlten Käse an der Supermarkt-Kasse liegengelassen zu haben. Zu einer Flasche Champagner des Jahrgangs 1997 tanzen beide in ihren alten Klamotten zu französischen Chansons, holen den Super-8-Film- und den Diaprojektor aus dem Keller.

Es hat an Höhen und Tiefen in ihrem Leben nicht gemangelt, aber in den gelbstichigen Filmen und oft noch schwarz-weißen Bildern führen sie sich endlich wieder das Wichtigste vor Augen: Wann und warum sie sich einst ineinander verliebt haben. Und sie entdecken, dass sie sich immer noch sehr viel bedeuten. Dass sie sich wieder jung fühlen und Pläne machen können. Ob am anderen Morgen noch etwas von dieser euphorisierenden Wirkung der kleinen blauen Pillen übrigbleiben wird?

„Weißt Du noch“ ist eine so humorvolle wie lebenskluge Liebesgeschichte eines Paares deutlich über Siebzig, in der es nicht nur um das Älterwerden in einem zunehmend tristen Alltag, sondern um das absehbare Lebensende geht. Mit zwei Kernaussagen, die beide Protagonisten, denen Martin Rauhaus die Story auf den Leib geschrieben hat, nur unterstreichen können: Du existierst durch deine Erinnerung. Und: Du kannst noch was erleben! Beide Schauspieler haben in den 1960er Jahren geheiratet und damit zu einer Zeit, in der die Ehe unter jungen Leuten als total vorgestrig galt. Beider Ehen haben bis heute gehalten, weshalb Senta Berger und Günther Maria Halmer reichlich eigene Erfahrungen mit einbringen konnten.

In den Rückblenden werden sie nicht nur von Mitsou Jung und Nikolai Rusu verkörpert, Regisseur Rainer Kaufmann konnte auch frühe Originalaufnahmen der heute 82-jährigen Senta Berger einbauen, welche den legendären Ruf dieser Schauspielerin beiderseits des Großen Teichs noch einmal eindrucksvoll vor Augen führen. Die nach dem Drehschluss von „Oskars Kleid“ 2021 verkündet hatte, aus dem Beruf „auszusteigen“. Doch das Angebot, noch einmal an der Seite Günther Maria Halmers zu drehen, konnte sie nicht ausschlagen. Beide stehen seit gut dreißig Jahren gemeinsam vor der Kamera, beginnend 1989 mit der später zwölfteiligen TV-Serie „Die schnelle Gerdi“. „Weißt Du noch“ ist nach den drei TV-Filmen „Bis dass dein Tod uns scheidet“ von Manfred Stelzer (2001), „Willkommen auf dem Land“ von Tim Trageser (2013) sowie „Die Hochzeit meiner Eltern“ von Connie Walther (2016) der vierte Streifen, in dem sie ein Ehepaar spielen.

Pitt Herrmann

Credits

Drehbuch

Kamera

Schnitt

Musik

Darsteller

Produzent

Alle Credits

Dreharbeiten

    • 11.10.2022 - 10.11.2022: Landkreis Starnberg
Länge:
91 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Dolby 5.1 Mix
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 14.06.2023, 244220, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 24.06.2023, München, Filmfest;
Kinostart (DE): 21.09.2023

Titel

  • Schreibvariante (DE) Weißt du noch?
  • Originaltitel (DE) Weißt du noch

Fassungen

Original

Länge:
91 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Dolby 5.1 Mix
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 14.06.2023, 244220, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 24.06.2023, München, Filmfest;
Kinostart (DE): 21.09.2023

Auszeichnungen

Bayerischer Filmpreis 2024
  • Bayerischer Filmpreis, Bestes Drehbuch