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Das Jahr 2018 markierte das Ende einer Ära, als mit Prosper-Haniel in Bottrop das letzte Steinkohlenbergwerk Deutschlands geschlossen wurde. Besonders für das Ruhrgebiet, das über Generationen hinweg stark vom Kohlebergbau geprägt wurde, war dies ein einschneidender Moment. Die Dokumentation der Filmemacher Christoph Hübner und Gabriele Voss erzählt davon, was dieser Wandel für die Menschen vor Ort bedeutet. Mit "Vom Ende eines Zeitalters" schließen die Filmemacher ihren 40-jährigen Doku-Zyklus über den Bergbau und das Ruhrgebiet auf eindrucksvolle Weise ab.
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Mit dem Zechensterben einher ging der Umbruch der einstigen Arbeiterkolonie zur Eigenheimsiedlung, die ihren geschlossenen Charakter ebenso verloren hat wie den geradezu familiären Zusammenhalt der Bewohner. Auch Kneipen, Vereine und Kirchengemeinden sind einem enormen Wandel ausgesetzt: „Erst stirbt die Zeche, dann stirbt die Stadt.“
Christoph Hübner und Gabriele Voss zeigen aber auch vielversprechende Neuanfänge: die Landmarke auf der Bergehalde Haniel mit dem Amphitheater, die populäre Aussichtsplattform Tetraeder, das Alpincenter für ganzjährigen Wintersport. Und nicht zuletzt die Renaturierung der Emscher mit der Umwandlung des Klärwerks Bottrop zum Industriedenkmal Berne-Park am Emscher-Radweg mit künstlerisch gestalteten und bepflanzten Klärbecken, einem beliebten Restaurant mit großer Sonnenterrasse sowie dem Parkhotel, einer der republikweit ungewöhnlichsten Beherbergungsstätten.
Die Geschichte des Ruhrgebiets ist seit 200 Jahren von Migration geprägt. Die alltägliche Beantwortung der Frage, wie man unter wie über Tage zusammenarbeiten und leben kann, war seinerzeit identitätsstiftend. Heute fehlt ein gemeinsamer Arbeitgeber. Auf der Suche nach einer neuen Identität baut die Politik auf Industriedenkmäler, Freizeiteinrichtungen und Kultur-Leuchttürme wie die Ruhrfestspiele und die Ruhrtriennale. Vom einstigen Zusammenhalt zeugen nur noch Festivitäten der Traditionsvereine mit dem unweigerlichen Abschluss des Steigerlieds…
„Vom Ende eines Zeitalters“ beschließt ein siebenteiliges, sich über mehr als vier Jahrzehnte erstreckendes Filmprojekt einer Chronik der Bottroper Zeche Prosper/Ebel und ihrer Siedlung, die seit gut 160 Jahren das Leben zahlreicher Generationen prägte. Von 1978 bis zur Schließung 2023, dem gleichzeitigen Ende des Steinkohlen-Bergbaus in Deutschland, haben die beiden Dokumentarfilmer den Prozess des langsamen Sterbens begleitet.
Christoph Hübner und Gabriele Voss im Film-Kino-Text-Presseheft: „Die Form des Films reagiert auf die Realitäten vor Ort. Es entstand eine Montage der Brüche, des Nebeneinanders von Altem und Neuem, eine Montage, die Umbrüche verdichtet und dabei Verluste und vage Hoffnungen spürbar werden lässt. Unser Film erzählt seine Geschichten eher fragmentarisch, in kleinen, szenischen Episoden. Vergangenheit und Gegenwart werden nicht linear hintereinander gereiht, sondern reagieren auf unterschiedliche Weise miteinander, überlagern sich in Schichten. Nach und nach wird so in vielen kleinen Details erfahrbar, was der große Titel benennt: das Ende eines Zeitalters.“
Pitt Herrmann