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Essayistischer Dokumentarfilm über die Geschichte der berühmten Kölner Kult-Rockband BAP. Aber auch ein Film über die Stadt Köln und die Geschichte des Rock′n′Roll in Deutschland.
Essayistischer Dokumentarfilm über die Geschichte der berühmten Kölner Kult-Rockband BAP. Aber auch ein Film über die Stadt Köln und die Geschichte des Rock′n′Roll in Deutschland.
FSK-Prüfung (DE): 11.02.2002, 89910, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei
Kinostart (DE): 07.03.2002
FSK-Prüfung (DE): 11.02.2002, 89910, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei
Kinostart (DE): 07.03.2002
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Konflikte mit dem Gitarristen Klaus „Major“ Heuser, die schließlich zu seinem Weggang führten? Kommen bei Wim Wenders nicht vor. Und der Abbruch der langfristig geplanten DDR-Tournee wird nur gestreift. Von Wolf Biermann, der neben Wolfgang Niedecken sitzend das alte Filmmaterial aus dem Archiv des Kölner Senders WDR betrachtet, ist dazu kein Kommentar zu hören. Wie sich auch Niedeckens Gespräch mit Heinrich Böll nur auf Kölner Lokalanekdoten beschränkt.
Viel passiert? Aus der Sicht Wolfgang Niedeckens wohl schon, obwohl man ihn immer wieder versunken, bisweilen gar schlafend, im Parkett der Essener Lichtburg sieht, als scheine ihn das alles gar nichts mehr anzugehen. Apropos Lichtburg. Der Filmpalast aus dem Jahre 1928, aufwendig restauriert und immer noch der größte Deutschlands, wurde als Dreh- und Angelpunkt des Films ausgewählt, weil für Wim Wenders die Lieder Wolfgang Niedeckens „wie kleine Filme“ sind, „also sollte die Band im Kino auftreten, hinter ihr können dann andere Dinge auf der Leinwand passieren, so ergeben sich Nebenrollen wie die des Vorführers und der Eisverkäuferin“. Und weil Edward Hoppers Gemälde „New York Movie“ von 1939, in dem eine Eisverkäuferin selbstvergessen im Gang eines großen Kinos steht, das Cover des BAP-Albums „Tonfilm“ ziert.
Wim Wenders' Versuch, die Verbindung der Medien Film und Musik für eine Rahmengeschichte zu nutzen, ist freilich gründlich daneben gegangen. Marie Bäumer geistert im knappen Schwarzen und umgehängtem Bauchladen wie ein Zigaretten-Mädchen aus alten Kintopp-Zeiten durchs Bild, während ihr Herner Schauspieler-Kollege und Wahl-Kölner Joachim Krol, der übrigens seine Gattin auf einem BAP-Konzert kennenlernte, als Filmvorführer den Part eines Archivars, der altes Zelluloid-Material sichtet und auch ’mal einige Sätze aus einem Buch vorlesen darf, übernimmt. Aus dieser potentiellen Erzähler-Rolle hätte Wim Wenders weitaus mehr machen müssen.
So ist „Viel passiert“ nur ein nostalgischer Rückblick für BAP-Fans geworden und floppte entsprechend ab 7. März 2002 an den Kinokassen. Immerhin erfährt der Fan allerhand von den Anfängen der Band, ihren Vorbildern (The Rolling Stones, The Kinks), ihren bahnbrechenden kleinen (Ruhr-Universität Bochum 1980) und großen Konzerten (Waldbühne Berlin 1984), den Tourneen durch Deutschland, Europa und Asien. Die Archivaufnahmen sind beeindruckend, die Untertitelung der BAP-Lieder notwendig, die (hochdeutschen) Kommentare des rebellischen Melancholikers Wolfgang Niedeckens sympathisch bis anrührend wie die historischen Aufnahmen von der Aufstiegsfeier des 1. FC Köln oder die der ersten Gastspiele in den neuen Bundesländern nach der deutschen Wiedervereinigung.
„Viel passiert“ hat Wim Wenders selbstironisch einen „Heimatfilm“ genannt. In der Tat trennen ihn Welten von seinen Erfolgen wie „Paris, Texas“ oder, musikalisch, „Buena Vista Social Club“. Weil es dem gebürtigen Düsseldorfer binnen gut einhundert Minuten nur ein einziges Mal gelingt, die ansonsten biedere Umsetzung von Musik auf die Leinwand dramaturgisch interessant zu gestalten: Der BAP-Welterfolg „Verdamp lang her“ wird Strophe für Strophe mit einem Ausschnitt eines jeweils anderen Konzertes unterlegt.
Pitt Herrmann