Verkehrsunfallverhütungsfilm "Einfach nicht zu glauben"

BR Deutschland 1950 Kurz-Dokumentarfilm

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MAOWer53
Schock vor der Leinwand
Es muss im Spätsommer des Jahres 2009 gewesen sein, als mein Freund mich einlud, eine Filmvorführung im Wiesbadener Vorort Mainz-Kastel zu besuchen. Diese Veranstaltung fand in einer Scheune statt. Mit Hilfe eines alten Projektors wurden Filmrollen aus der Nachkriegszeit präsentiert, die hauptsächlich profane Inhalte, wie zeittypische Werbung und lokale Ereignisse, zum Beispiel Aktivitäten der Anwohner auf dem zugefrorenen Rheinfluss etc. zeigten.
Einer der gegen Ende der Veranstaltung präsentierten Filme war der so apostrophierte Verkehrsunfallverhütungsfilm »Einfach nicht zu glauben« aus den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts. Dieser Streifen war komplett in Wiesbaden gedreht worden und daher für das Publikum vor allem von lokalhistorischem Interesse, da alte und inzwischen so nicht mehr vorhandene Ansichten des Wiesbadener Stadtbildes zu sehen waren.
Eine Episode des Films sollte die Gefahren übermäßigen Alkoholgenusses für den Straßenverkehr verdeutlichen. Die Szene begann mit einem Kartenspiel im Casino, setzte sich fort mit der Darstellung einer Feier des Spielerfolges durch eine kleine Gruppe in einer Bar, natürlich verbunden mit reichlich Alkoholgenuss. Abschließend erfolge das Unvermeidliche: Ein betrunkener Mann aus der Gruppe läßt sich nicht davon abhalten, mit dem Auto nach Hause fahren zu wollen, und überfährt prompt einen Fußgänger.
Soweit die eher schlichte Story. Aber meine große Überraschung beim Betrachten des Films hatte einen anderen Grund. Auf unbequemen Stühlen hatten wir der Filmvorführung schon eine ganze Weile beigewohnt, die Beine begannen zu schmerzen, und alle waren sich bewußt, dass sich die Veranstaltung langsam ihrem Ende näherte, als der Verkehrsunfallverhütungsfilm gezeigt wurde. Und just als die Szene im Spielkasino anhub, erkannte ich einen der Schauspieler am Spieltisch ganz deutlich als – meinen Vater.
Ich war schier schockiert von dieser absolut unerwarteten filmischen Begegnung mit meinem damals bereits verstorbenen Vater, dass ich nur steif auf meinem Stuhl sitzen und nach vorne auf die Leinwand starren konnte. Das war in der Tat für mich »einfach nicht zu glauben«. Aber es bestand kein Zweifel. Je länger die Szene dauerte, desto klarer wurde mir, dass es sich bei diesem (Laien-)Schauspieler um meinen Vater handelte. Er hatte mir nie erzählt, dass er in einem Film mitgespielt hatte – oder vielleicht doch? Wenn ja, hatte ich es vergessen. Schließlich war mein Vater zum Zeitpunkt der Filmvorführung in der Kostheimer Scheune schon 27 Jahre lang tot.
Mein Vater war stets ein begnadeter Komödiant gewesen, der gerne bei sich bietenden Anlässen kleine Rollen spielte oder nicht immer verbrieften Geschichten erzählte, um seiner Zuhörer zu beeindrucken. Er war also sicher mit schauspielerischen Talenten begabt. Und offenbar ließ er sich im Jahr 1950, als der Film gedreht wurde, nur zu gern zur Mitwirkung in einer kleinen Rolle (oder mehreren, denn am Schluss musste er auch noch den überfahrenen Fußgänger mimen) überreden.
Später gelang es mir, eine digitale Kopie des Films »Einfach nicht zu glauben« zu erhalten, die heute stolz den ersten Eintrag unserer Familien-Filmografie bildet.

Credits

Alle Credits

Länge:
475 m, 17 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 03.10.1950, 01926, Jugendgeeignet / feiertagsfrei

Titel

  • Weiterer Titel (DE) Einfach nicht zu glauben
  • Originaltitel (DE) Verkehrsunfallverhütungsfilm "Einfach nicht zu glauben"

Fassungen

Original

Länge:
475 m, 17 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 03.10.1950, 01926, Jugendgeeignet / feiertagsfrei