Vergeltung?

DDR 1979/1980 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Ein Mann, es ist, wie sich später herausstellt, Eberhard Gantzer, der wegen eines Raubmordes in Suhl 17 Jahre lang im Gefängnis gesessen hat, schlendert ziellos durch die Fußgängerzone. Selbst der strahlende Sonnenschein entlockt ihm kein Lächeln. Schnitt. An der Tür eines Stralsunder Restaurants (gedreht wurde im heutigen „Hansekeller im Zunfthaus“) stößt er mit einer jungen Frau zusammen.

Beide sind sich auf den ersten Blick sympathisch und Gantzer zieht bei Ilse Lanning ein, obwohl er hauptsächlich in Greifswald und Umgebung arbeitet – in luftiger Höhe auf Hochspannungsmasten. Beide wollen heiraten und als sie ihre Papiere beisammenhat, wird nicht nur am Strand der Ostsee gefeiert. Doch das Glück ist nur von kurzer Dauer: Ilse setzt Gantzer vor die Tür, als dieser erneut mit einem gewissen „Schorsch“ telefoniert.

Bei diesem handelt es sich offenbar um seinen damaligen Komplizen Georg Schlauf, der sich 1960 kurz vor dem Mauerbau nach Westdeutschland abgesetzt hat. Und nun offenbar unter neuer Identität wieder in der DDR lebt. Gantzer hat von ihm bisher 40.000 Mark erpresst mit dem Ziel, dass sich Schlauf gegenüber der Polizei endlich zu seiner Mittäterschaft bekennt. Bisher vergeblich – und Ilse will von dieser Sache nichts mehr wissen.

Sie ist dennoch bereit zur Versöhnung und reist ihm nach. Als sie im Hotel Exzellent in Sassnitz (gedreht wurde im dortigen Rügenhotel) eintrifft, haben Hauptmann Peter Fuchs und Leutnant Woltersdorf die Ermittlungen bereits aufgenommen: Eberhard Gantzer ist im Bad seines Zimmers tot aufgefunden worden. Ilse, die einen Koffer voller Banknoten bei sich hat, übergibt diesen der Polizei, kann aber keine näheren Angaben zur Person des Erpressten machen.

Währenddessen setzen sich Oberleutnant Hübner und Leutnant Arndt mit einem Verkehrsunfall samt Fahrerflucht auseinander: Paul Schäfer ist am späten Abend von einem mit überhöhter Geschwindigkeit um die Ecke gebogenen Wartburg erfasst und schwer verletzt worden. Einsetzender Regen hat alle Spuren verwischt, Zeugen gibt es keine.

Bis nach TV-Sendeschluss sitzt das Ehepaar Gunter und Hella Söhnl im Wohnzimmer beieinander, bis endlich ihr Sohn Dietmar nach Hause kommt. Er war mit seiner Freundin Sonja in der Oper – und anschließend bei der Volkspolizei, um seinen Wartburg als gestohlen zu melden. Dieser wird später gefunden – und nach kriminaltechnischer Untersuchung als Unfallfahrzeug identifiziert. Das noch auf den Vater zugelassene Fahrzeug weist keine Einbruchspuren auf.

Weshalb sich Leutnant Arndt an den neuen Lada hängt, mit dem der wohlhabende Betriebsleiter Gunter Söhnl zu seinem Spezi Paul Ahrend (Ezard Haußmann) fährt: Der PGH-Vorsitzende, mit dem er seit Jahren krumme Geschäfte macht, soll ihm ein Alibi geben. Nachdem auch weitere Befragungen nichts einbringen, gesteht Oberleutnant Hübner seine Ratlosigkeit ein – und tauscht mit dem nicht weniger erfolglosen Hauptmann Peter Fuchs die Ermittlungsakten aus.

Mit dem Ergebnis, dass anhand der biographischen Daten eine Verbindung beider Fälle erkannt wird. Als Leutnant Woltersdorf, der seine Zeugenbefragungen stets mit einem Ende der 1970er Jahre schon ganz alt aussehenden Kassettenrecorder aufzeichnet, in Suhl eintrifft, hat Ilse Lanning bereits Georg Schlaufs einstigen Bauschlosser-Kollegen Gerhard Namroth (Manfred Kranich) ausfindig gemacht: der überführt gleich zwei Täter auf einen Schlag mit einer kleinen Zeigefingernarbe…

Peter Vogels Krimi „Vergeltung?“, vom 19. Juni bis 13. August 1979 in Berlin, Suhl, Greifswald, Stralsund sowie auf Rügen gedreht und am 9. März 1980 im Fernsehen der DDR erstausgestrahlt, ist der einzige „Polizeiruf 110“, in dem alle vier Ermittler gemeinsam auftreten. Eberhard Görners Szenarium beruht auf dem 1978 im Mitteldeutschen Verlag Halle/Saale erschienen Roman „Mord im Hotel“ von Hasso Mager, nach „Die Abrechnung“ (1977) bereits die zweite Adaption einer Vorlage des einstigen Staatsanwalts, SED-Parteisekretärs und Stasi-Mitarbeiters („Gerd Sprang“). Der mit „Gier“ 1986 noch eine weitere folgen sollte.

„Eines Tages, ob wir's noch erleben oder nicht, landet der Krimi in der Schrottkiste“: In seinem 1969 im Mitteldeutschen Verlag Halle/Saale erschienenen Essay „Krimi und Crimen. Zur Moral der Unmoral“ hat Hasso Mager (1920 Chemnitz – 1995 Dresden) das absehbare Ende der Kriminalliteratur vorausgesagt, da es durch das Verschwinden des Verbrechens im Sozialismus keinen Stoff mehr für das Genre geben wird.

Pitt Herrmann

Credits

Regie

Drehbuch

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Dreharbeiten

    • Stralsund, Sassnitz, Rügen, Greifswald
Länge:
78 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 09.03.1980, DDR-TV

Titel

  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
  • Originaltitel (DD) Vergeltung?

Fassungen

Original

Länge:
78 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 09.03.1980, DDR-TV