Vaters Frau

DDR 1984/1985 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Trauerfeier mit zahlreichen ehemaligen Mitarbeitern des Verstorbenen. Der Sarg wird durch eine lange Baumallee getragen. Am Grab der plötzlich an einer Blinddarmentzündung verstorbenen Bauleiter-Legende Hans Herrmann (Oscar Daum), von allen respektvoll „Der Große Manitou“ genannt, lernt dessen nach einer zweijährigen Montagetätigkeit aus dem Ausland zurückgekehrte Sohn Lorenz Herrmann erstmals die zweite, erheblich jüngere Gattin Corinna kennen.

Die Mutter des 23-Jährigen, Brigitte, bei der Lorenz nach der Scheidung vor zwei Jahren geblieben war und die, wie sich später herausstellt, aus Eifersucht jeden Kontakt zwischen Vater und Sohn unterbunden hat, bleibt auch über den Tod hinaus unversöhnlich und betrachtet die Friedhofszeremonie aus der Entfernung.

Lorenz, der nun ein Studium aufnehmen und damit in die Fußstapfen seines Vaters treten will, erlebt diesen in alten Super-8-Filmen als den liebevollen Familienmenschen, den er genau so in der lange verdrängten Erinnerung hat. Als er zu Corinna fährt, um im Elternhaus den Nachlass seines Vaters zu sichten, findet er einen Stapel an ihn adressierter Briefe, welche er, sich den Furor seiner Mutter zu eigen machend, ungeöffnet zurückgeschickt hatte.

Corinna ist nervös, raucht, trinkt schon tagsüber Wein und ist, auch als Mutter einer zweijährigen Tochter, von der Situation völlig überfordert. Lorenz fasst den Entschluss, den Plan für ein Studium aufzugeben, um für seine kleine Halbschwester Jette da sein zu können. Er hatte sich schließlich schon immer eine Schwester gewünscht und nimmt einen recht gut bezahlten, aber freilich einfachen Job als Arbeiter auf dem Bau an der Seite seines Kumpels Knut (Andreas Schumann) an.

Doch damit nicht genug: Zum Entsetzen seiner Mutter Brigitte zieht er auch noch zu Corinna ins Elternhaus, genauer: in sein altes Kinderzimmer ein und fühlt sich sogleich als der neue Versorger der Familie. Beim Einkaufen mit Jette auf dem Arm trifft Lorenz auf seine ehemalige Klassenkameradin Barbara (Antje Böttger), die immer schon ein Auge auf ihn geworfen hatte, sich aber nicht traute, weil er damals mit der inzwischen weggezogenen Marlies zusammen war. Nun macht sie sich erneut Hoffnungen, zumal nachdem sie von Knut erfahren hat, dass Jette nicht sein Kind ist.

Corinna, eine talentierte Keramik-Formgestalterin, möchte wieder an ihren heißgeliebten Arbeitsplatz als Kollegin ihrer Freundin Annerose zurückkehren und sucht nach einem Hortplatz für Jette. Was Lorenz sauer aufstößt, dünkt er sich doch als alleiniger Ernährer der Familie. Obwohl beide miteinander geschlafen haben, ist es für Corinna undenkbar, mit dem Sohn ihrer großen Liebe auf Dauer zusammenzuleben.

Noch einmal ergibt sich für Lorenz‘ Ambitionen eine kurze Phase der Hoffnung, als Corinna eine fünftägige Dienstreise nach Thüringen antritt: Er ist nun unumschränkter Familienchef, klaut im Betrieb sogar Gehwegplatten für den Garten. Was für seine Brigade nicht ohne Folgen bleibt, nachdem der Diebstahl ruchbar geworden ist: der Bauleiter (Karl-Heinz Oppel) verhängt Sonderschichten und bringt den Fall vor die Konfliktkommission.

Nachdem Corinna endlich dem eindringlichen Rat Anneroses folgt und daheim für klare Verhältnisse sorgt, indem sie Lorenz vor die Tür setzt, will der wieder zu seiner Mutter zurückkehren. Um die sich allerdings ihr Kollege Müller (Rolf Mey-Dahl) liebevoll kümmert, weshalb Lorenz das Weite sucht. In betrunkenem Zustand bemächtigt er sich eines LKW – und stößt mit Knut zusammen, der den Rasenden aufzuhalten versucht…

„Das Gericht verurteilt Lorenz Herrmann zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten sowie zum Ersatz des von ihm verursachten Schadens in Höhe von 190.000 Mark“ heißt es in der Schlusseinblendung eines hochkarätig besetzten, spannenden Spielfilms, der so gar nichts von der bissweilen etwas spröden dokumentarischen Attitüde der von 1965 bis 1991 produzierten Fernsehspiele hat.

Die 67-minütige 99. Folge der Reihe „Der Staatsanwalt hat das Wort“ (PL Anita Schulz) war Bodo Fürneisens nach „Jäckis Liebe“ (1980), „Abseits“ (1981) und „Gefährliche Freundschaft“ (1982) vierte und letzte Regiearbeit für die neben „Polizeiruf 110“ populärste und erfolgreichste Adlershofer Krimiserie. In ihr ging es nicht um die oft mühsame, detailreiche Aufklärungsarbeit der Kriminalisten, sondern ausschließlich um den nach Gerichtsakten rekonstruierten Fall – und das jeweils am Ende in Schriftform angehängte Urteil des Gerichts. Gerahmt durch den titelgebende Auftritt des Staatsanwalts Peter Przybylski, der zu Beginn einleitende Worte spricht und am Ende das Gerichtsurteil aus sozialistischer Sicht kommentiert.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 21.07.1985, DDR-TV

Titel

  • Reihentitel (DD) Der Staatsanwalt hat das Wort
  • Originaltitel (DD) Vaters Frau

Fassungen

Original

Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 21.07.1985, DDR-TV