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In seinem Dokumentarfilm porträtiert Volker Koepp die Uckermark, eine Region, die 60 Kilometer von Berlin entfernt ist und im Nordosten an Vorpommern und Polen grenzt. Das Gebiet ist der größte Landkreis Deutschlands – und zugleich die am dünnsten besiedelte Gegend des Landes. Die Schönheit der Landschaften und historischen Dörfer steht in Kontrast zu den Problemen der Bevölkerung – die Uckermark zählt zu den ärmsten Regionen Deutschlands, mehr als 20 Prozent der Menschen sind arbeitslos. Wer die Chance dazu hat, zieht woanders hin.
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„Junkerland in Bauernhand“ lautet die Botschaft eines Denkmals zur Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) Ende der 1940er Jahre. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren die meisten Güter im Besitz des seit vielen Generationen hier heimischen Landadels. In der SBZ und der späteren DDR wurden sie enteignet und zu LPG-Verbünden neu geordnet. Heute, nach der Wende, kehren einige Nachkommen der vertriebenen Adelsfamilien in die Uckermark zurück. Doch die heutige Form der Landwirtschaft benötigt nur noch einen Bruchteil der Arbeitskräfte von früher, die Arbeitslosenquote beträgt mehr als zwanzig Prozent. So zieht vor allem die jüngere Generation fort und lässt eine der ärmsten Regionen Deutschlands hinter sich.
Volker Koepp beschreibt in „Uckermark“ das Nebeneinander der Zeiten durch Erzählungen und Lebensgeschichten der Menschen: Ehemalige LPG-Bauern, die mit der neuen Zeit hadern, Arbeiter und Frührentner, die „ihre“ alten Maschinen für das Museum restaurieren, Arbeiterinnen, die auf dem Feld nach archäologischen Funden Ausschau halten, zurückgekehrte Nachkommen alter Adelsgeschlechter, Männer und Frauen, die über kurzfristige Beschäftigungsmaßnahmen nach möglichst sinnvoller Arbeit suchen...
An vergangene Zeiten in der Uckermark erinnert sich der inzwischen verstorbene BE-Theatermacher Fritz Marquardt, der als junger Mann zunächst politischer Agitator und Bauer war bevor er am Rosa-Luxemburg-Platz und dann am Schiffbauerdamm als Regisseur und späterer Co-Direktor des Berliner Ensembles u.a. mit Heiner Müller-Inszenierungen reüssierte: Ein stets kritischer Intellektueller, der entsprechend „aneckte“, und das nicht nur an der Brecht-Bühne. Und wie auf einer Bühne versammelt der Film eine kleine Schar von Übriggebliebenen und Heimkehrern, die er bisweilen skurril und tragikomisch, manchmal melancholisch und von trotzigem Idealismus zeigt. Volker Koepp enthält sich wie im Übrigen auch in den Nachfolgeproduktionen wie „Pommerland“ und „Schattenland – Masuren“ eines eigenen (zeitgeschichtlichen) Kommentars. Für die – häufig unfreiwilligen, aber sehr charakteristischen – Kommentare sorgen allein die „Protagonisten“ des äußerst sehenswerten Dokumentarfilms.
Pitt Herrmann