Tödliche Träume

BR Deutschland 1989/1990 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Maschinenbau Krüger – Autoreparatur“ steht am schmiedeeisernen Tor, durch das, am Emailleschild „Trabant“ an der Hauswand vorbei, ein sehr bedrückt aussehender Mann um die Sechzig mit einem Blumenstrauß tritt. Reinhold Krüger hat die Blumen im Garten hinter dem Haus gepflückt, um sie zum Grab seiner vor einem halben Jahr gestorbenen Gattin Martha zu bringen. „Warum hast du mir das angetan? Mutter, wir brauchen dich hier. Wir sind doch kein Familienbetrieb mehr ohne dich“, beklagt sich der Seniorchef des privaten Handwerkbetriebes, und verspricht: „Warte auf mich, ich muss nur noch einiges ordnen.“

Bei Bier und Schnaps sucht Reinhold anschließend Trost im „Radeburger Hof“, wo er seinen künftigen Schwiegersohn Thomas „Tommy“ Kellner abpasst. Auf den Fotografen, der mit seiner Tochter Heike liiert ist und sich selbständig machen will, hält er große Stücke. Ihr und seinem Sohn Bernhard will der Lebensmüde seinen Betrieb überschreiben, obwohl ihm aufgefallen sein müsste, dass beide damit hoffnungslos überfordert sind. Was nicht nur an der Materialknappheit im real existierenden Sozialismus liegt: Herr Schmal (Wolfgang Gorks) droht damit, die Werkstatt zu wechseln, will nicht länger auf Ersatzteile für seinen Trabi warten. Und für die beiden Maurer (Bodo Krämer und Klaus Tilsner) ist vorzeitig Schicht beim Anbau, der nach dem Wunsch des Seniorchefs Schlosserei und Karosseriewerkstatt unter einem Dach vereinen soll.

Wendezeit im noch nicht wiedervereinten Deutschland: Überall sprießen private Gebrauchtwagenmärkte aus dem Boden, so auch in Zwickau. Für begehrte Ost-Fabrikate, aber zunehmend auch West-Autos wie der Mazda, den sich Tommy Kellner zugelegt hat. Abgeschlossen werden Kaufverträge „wie gesehen“ ohne jede Haftung – und gezahlt wird in bar. 15.000 Mark hat ein Kunde (Stefan Saborowski) für einen taubenblauen Trabi hingeblättert. Als dieser nicht anspringt, setzt sich der Verkäufer noch einmal hinters Steuer – und braust davon. Verfolgt von einer Volkspolizei-Streife, die aber an einer Bahnschranke kapitulieren muss.

Schon der fünfte Streich offenbar desselben Täters, wie ein Vergleich der Phantombilder ergibt. „Woher kommen die Autos, die er verkauft? Immer Trabis. Und nie wird ein Fahrzeug als gestohlen gemeldet“: Hauptmann Peter Fuchs und Oberleutnant Jürgen Hübner sind ratlos. Da kommt Oberleutnant Thomas Grawe eine Idee: Vielleicht handelt es sich bei dem Trickbetrüger um einen Autoschlosser, die machen vor Übergabe der Fahrzeuge an die Halter doch stets Probefahrten? Das Ermittler-Trio lässt über die Abschnittsbevollmächtigten (ABV) in allen Trabant-Werkstätten nach dem Gesuchten fahnden.

Als Bernhard einen Kontoauszug mit einer Abbuchung von 45.000 Mark findet, glaubt er, die Firma Krüger sei pleite und will hinschmeißen. Zumal ihm seine Schwester Heike gestanden hat, nicht länger die Buchhaltung des Familienbetriebs erledigen zu wollen: Sie will „etwas von der Welt sehen“ und an Tommys Seite Karriere als Fotomodell machen. Und lehnt daher alle Avancen des in sie verliebten Kfz-Mechanikers Mario (Jörg Schüttauf) ab. Endlich sieht Vater Reinhold ein, dass er nüchtern werden und sich wieder den Blaumann überziehen muss: Die fragliche Summe habe er nicht aus dem Betriebsvermögen genommen. Das Geld liege auf einem Sparbuch für Heike, ihr Bruder übernehme schließlich den Betrieb.

Nach durchaus künstlerischen Nacktaufnahmen wird Heike aus allen Wolken gerissen, als mit der Visagistin Nina Merkowicz nicht nur Tommys Verlobte, sondern auch die Mutter des gemeinsamen Kindes plötzlich im Studio steht. Nun fliegt auch auf, wer hinter den Trabi-Betrügereien steckt, aber Reinhold Krüger muss befürchten, als Mittäter zu gelten und schweigt. Weil Tommy einem ihr beruflich bekannten Fotografen (Rolf Mey-Dahl) 30.000 Mark schuldet, lässt sich Nina dazu verleiten, für den steckbrieflich Gesuchten einzuspringen. Doch bei der Gemüsehändlerin Karin Gellweit klappt der Trick mit dem die Fehlzündung auslösenden Druckschalter nicht. Am anderen Morgen ruft Nerz (Monika Berndt) die Volkspolizei zur Wohnung ihrer Nachbarin Karin Gellweit: Sie ist erstickt worden. Alle Spuren weisen auf Tommy hin – doch es ist Reinhold Krüger, der sich selbst stellt, nachdem er sich am Grab von Martha verabschiedet hat. Der alte Fuchs aber weiß: „Der wars nicht!“…

In „Tödliche Träume“, im September und Oktober 1989 in Sachsen (u.a. Dresden, Riesa und Stolpen) nach einem Szenarium von Percy Dreger vom Fernsehen der DDR (PL Hans-Jörg Gläser) gedreht, ist Drehbuchautor und Regisseur Thomas Jacob in einer kleinen Rolle als Arzt zu sehen. Der noch mit altem Vorspann versehene „Polizeiruf 110“-Krimi, erstausgestrahlt am 4. März 1990 im Fernsehen der DDR (erst ab 12. März 1990 Deutscher Fernsehfunk), schreibt Wendegeschichte: Die Einsatzfahrzeuge haben noch Volkspolizei-Beschriftungen und VP-Kennzeichen, doch von Genossen ist schon keine Rede mehr. Karin Gellweits Laden offeriert Bananen, der Mode-Fotograf arbeitet mit Spiegelreflexkameras aus Westproduktion und im Radeburger Hof ist den Rundfunknachrichten zu entnehmen, dass es inzwischen wieder eine Sozialdemokratische Partei in der DDR gibt.

Pitt Herrmann

Credits

Regie

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Regie

Regie-Assistenz

Standfotos

Kostüme

Schnitt

Darsteller

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Länge:
90 min
Bild/Ton:
Farbe, Mono
Aufführung:

TV-Erstsendung (DE): 04.03.1990

Titel

  • Originaltitel (DE) Tödliche Träume
  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110

Fassungen

Original

Länge:
90 min
Bild/Ton:
Farbe, Mono
Aufführung:

TV-Erstsendung (DE): 04.03.1990