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Mit exklusivem privatem Archivmaterial und spektakulären Aufnahmen von der "The Teaches of Peaches Anniversary Tour" 2022 zeigt der Film die Transformation der Kanadierin Merrill Nisker zur international gefeierten Künstlerin Peaches. Von der Ideenfindung für die Bühnenshow über die intensiven Proben bis zu den fesselnden Liveshows gewährt er einen intimen Blick hinter die Kulissen. Als feministische Musikerin, Produzentin, Regisseurin und Performancekünstlerin widmet sich Peaches seit über zwei Jahrzehnten dem Kampf gegen Genderstereotype und ist in dieser Zeit zur Pop- und Musikikone aufgestiegen. Mit ihrer furchtlosen Originalität stellt sie soziale Normen infrage und bekämpft patriarchale Machtstrukturen. Mit bissigem Humor und scharfsinnigem Verstand setzt sie sich für LGBTQIA+-Rechte ein und stellt Fragen nach Gender- und sexueller Identität in den Mittelpunkt ihres Schaffens.
Quelle: 74. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)
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Merrill Beth Nisker hat sich früh vom Rollenmuster des traditionellen Judentums abgenabelt, um ihre Kreativität ausleben zu können. So brach sie ihr Theater-Studium ab, um Musik in Kindergärten und Privatschulen zu unterrichten und sich als Sängerin im Folk-Trio Mermaid Café auszuprobieren. Nach glücklich überstandener Schilddrüsenkrebs-Erkrankung Mitte der 1990er Jahre bringt sie sich selbst das E-Gitarre-Spielen bei und gründet 1995 die Noise-Rock Band „The Shit“ mit den Freunden Jason Beck alias Chilly Gonzales und Dominique Salole a.k.a. Mockey.
Inspiriert von Nina Simones Song „Four women“, der die Diskriminierung und Unterdrückung schwarzer Frauen thematisiert, und der mit der Textzeile „My name is Peaches“ endet, wird aus Merrill Nisker die Künstlerin Peaches. Sie lebt mit der Sängerin Leslie Feist zusammen in einem Appartement über einem Sexshop, was die beiden zu einigen Texten inspiriert. Peaches beginnt mit Geschlechterrollen zu spielen und den Mainstream-Pop sowie vor allem auch Hip-Hop mit seinen frauenverachtenden Texten zu kritisieren.
Bei einem ersten Live-Auftritt in einem kleinen Club in Toronto spielt sie „Fuck the pain away“ zum ersten Mal live vor Publikum. Die Soundmixerin zeichnet ihren Auftritt aus Spaß auf, das Tape überzeugt die Berliner Independent-Plattenfirma Kitty-Yo, die ihr einen Plattenvertrag gibt, als sie ihren Freund Chilly Gonzales im Jahr 2000 in Berlin besucht. Innerhalb kürzester Zeit findet Peaches ihre neue Heimat an der Spree und wird dort schon bald als heißester Geheimtipp der Club-Szene gefeiert. Ihr erstes Album „The Teaches of Peaches“ wird ein weltweiter Erfolg.
Rebellin, Feministin, Sängerin, Performerin, Künstlerin, Produzentin, Kuratorin, Rockstar: Mit ihren Texten, die häufig Gender-Klischees parodieren, und ihrem provokanten Auftreten ist Peaches eine der spannendsten Persönlichkeiten der letzten 20 Jahre. Zunächst als neue Ikone der LGBTQIA+ Szene gefeiert, gilt die Kanadierin heute als Pionierin des sex-positiven Feminismus in der Pop-Musik und als Vorbild für Menschen jeden Alters, die sich aus gesellschaftlich vorgegebenen Zwängen und Stereotypen befreien wollen.
Anhand von exklusivem privatem Archivmaterial und spektakulären Aufnahmen der aktuellen „Anniversary Tour“, im Berghain und im E-Werk wird Peaches geradezu auf Händen durch die Menge getragen, gewährt der in englischer Sprache gedrehte Film auch einen intimen Blick hinter die Kulissen. Backstage lässt Peaches, ihre geradezu kindlich anmutende, stark sexualisierte Punkrock-Attitüde auf der Bühne wie einen Mantel ablegend, zusammen mit Chilly Gonzales und Leslie Feist ihre Anfänge in Kanada Revue passieren und tauscht mit ihnen Anekdoten aus. Nicht ohne sich über ihre eigenen Alterszipperlein lustig zu machen und im nächsten Moment die Gefährdung der Berliner Club-Kultur durch Kommerzialisierung anzuprangern.
Philipp Fussenegger und Jury Landhammer im „Farbfilm“-Presseheft: „Die größte Herausforderung war es, weder einen klassischen Tourfilm noch eine klassische Biografie zu schaffen, sondern eine Parallelerzählung, in der Peaches’ Message und ihre Entwicklung klar herausgearbeitet werden, ohne dabei nostalgisch zu werden sondern auch einen Blick in ein Jetzt und die Zukunft zu werfen. Die visuelle Sprache des Films orientiert sich an der kreativen Energie von Peaches - eine audiovisuelle Erfahrung, die nicht nur die künstlerische Vielfalt von Peaches einfängt, sondern auch den sich immer erweiternden Kosmos und die Entwicklung einer Wegbereiterin und Pionierin des queeren, intersektionalen und sex-positiven Feminismus erzählt. Sie hat Gender-Stereotypen und patriarchale Machtstrukturen in der Pop-Musik aufgebrochen und dadurch den Weg für viele Nachfolgende bereitet.“
Pitt Herrmann