Sommer auf drei Rädern

Deutschland Österreich 2021/2022 Spielfilm

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Heinz17herne
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„Ich passe einfach nirgends ‘rein“: Der schmächtige Stuttgarter Abiturient Flake (auch als selbstironischer Ich-Erzähler: Jakob Schmidt) ist auch deshalb so verunsichert, weil er mit Vater Dirk (Alexander Schubert), der ihm seine Gitarre samt Kondomen im Geheimfach des Instrumentenkastens schenkt, und Mutter Jennifer (Marlene Morreis) zwei toughe Eltern hat, die auch über intime Themen in 1968er Lockerheit sprechen.

Was einem 18-Jährigen heute hochnotpeinlich erscheint. Flake ist zu schüchtern, um seiner gleichaltrigen Banknachbarin Leonie (Johanna Hens) seine Gefühle für sie zu offenbaren, obwohl er alle Teamarbeiten, Referate, Hausaufgaben und die ganze Abivorbereitung mit ihr zusammen gemacht hat. Schon von seinem Namen her zum Außenseiter gestempelt, Flake hieß der stotternde Keyboarder einer Rockband, den seine Eltern einst auf einem Metal-Festival bewundert haben, gilt er auch für die Mädchen seiner Klasse als Loser: die um ein Jahr ältere Kim (Emma Floßmann) nimmt dem „Lauch“ auf dem Flur ganz selbstverständlich Geld ab.

Als ihm Leonie auf einer illegalen Drogen-Party steckt, dass sie mit Maximilian (Jannik Görger) den Sommer am Bodensee verbringen will, gibt Flake klein bei. Auf der Flucht vor der Polizei baut Leonie einen Verkehrsunfall – und Flake nimmt die Schuld auf sich: Geldstrafe, Fahrverbot und 150 Sozialstunden. Die „Essen auf Räder“-Leiterin Nickel (Susi Stach) steckt Flake ausgerechnet mit Kim ins enge Cockpit eines dreißig Jahre alten italienischen Mopedautos, die von ihrem Freund René (Timur Bartels) gedrängt wird, ein 800 Gramm schweres Kokain-Päckchen nach Bregenz zu schmuggeln. Angeblich sitzt ihm der Dealer Pouya (Wilson Gonzales Ochsenknecht) im Nacken.

Weil der frühere erfolgreiche Triathlet Philipp (Daniel Rodic) keinen Fisch mag, hat sich der empathische Flake dazu bereiterklärt, den im Rollstuhl sitzenden Dreißigjährigen auf der Ladefläche der Piaggio Ape zu seinem Lieblingsitaliener zu kutschieren. Es ist Freitag, das Wochenende winkt – und Kim hat die Idee, mit dem dreirädrigen Gefährt an den Bodensee zu schleichen. Dann könnte „der gutmütige Trottel“ Flake endlich Leonie seine Liebe gestehen. Und ganz nebenbei als ihr „Schlemihl“ unbewusst den Drogentransfer unterstützen. Philipp hat mitgehört und ist begeistert: Endlich ‘raus aus dem tristen Alltag.

Mit elf Pferdestärken und einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h geht’s durchs ländliche Baden-Württemberg. Da der Tank nur 15 Liter fasst, muss der Kanister-Vorrat des kaninchenzüchtenden Preppers Norbert (Simon Böer) akquiriert werden. Den schießwütigen Neonazi werden sie freilich so leicht nicht los, zunächst aber landet das Trio in einer Gewitternacht im Rotlicht-Wohnwagen der Prostituierten Eva (Annika Ernst), die bereit ist, für 50 Euro Extra Flake Selbstvertrauen anzutrainieren. Denn: „Frauen sind wie Tiere, die riechen, wenn einer unsicher ist.“

In einem Badesee kommen sich die verhinderte Prinzessin und der künftige Student näher, aber noch schwirrt Leonie zu sehr in Flakes Kopf herum. Von Eva um alle Barschaft erleichtert verlieren sie beim Basketball-Match um die ausstehende Tankrechnung gegen die Rolli-Truppe des Trainers Seeger (Peter Ketnath) auch noch die Ape. Aber Kim weiß, wie frau die Zündung kurzschließt und bald ist das österreichische Nobelhotel erreicht, in dem die Übergabe des Heroinpäckchens stattfinden soll. Allerdings musste sich das Trio der nackten Gewalt beugen und tritt nun, um Norbert verstärkt, beim Kunden Toni (Fritz Karl) auf Zimmer 691 als Quartett auf.

Die Polizei ist diesem Strizzi hart auf den Fersen und es kommt zum spektakulären Showdown im Foyer: wie begossene Pudel müssen sich Toni und Norbert festnehmen lassen, während das Trio – mit der Kohle versteht sich - schon wieder die Rückreise auf drei Rädern angetreten hat. Und Leonie? Für Flake kein Thema mehr…

Gar nicht so heimlicher Hauptdarsteller der knapp neunzigminütigen Gute-Laune-Komödie, die Arte am 4. August 2022 erstausstrahlt, ist die dreißig Jahre alte Piaggio Ape. Regisseur Marc Schlegel ist mit für diesen Film geschriebenen Songs von Alexander Wolf David und Andreas Pfeiffer eine höchst unterhaltsame Mischung aus Coming-of-Age-Komödie, Lovestory und Roadmovie gelungen, die auch beim Cast punktet. Mortimer Hochberg schließlich hat anamorphotische Kameraobjektive genutzt, um beim TV-Zuschauer eine kinoähnliche Cinemascope-Optik zu erzeugen.

Marc Schlegel im Presseheft: „In unserer Geschichte geht es darum, an Widerständen zu wachsen – und jemandem wie Flake stehen davon etliche im Weg. Ich persönlich kann mich sehr gut in seine Situation hineinversetzen. Für mich war die Zeit mit 18 echt ätzend, das war eine Phase größter Verunsicherung.“

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

Continuity

Kamera-Assistenz

Farbkorrektur

Standfotos

Kamera-Bühne

Szenenbild

Ausstattung

Außenrequisite

Innenrequisite

Maske

Ton-Assistenz

Synchron-Ton

Geräusche

Mischung

Stunt-Koordination

Casting

Produktionsleitung

Dreharbeiten

    • 14.07.2021 - 13.08.2021: Stuttgart, Ludwigsburg, Bodensee
Länge:
88 min
Format:
1:2,39 (CinemaScope)
Bild/Ton:
Farbe
Aufführung:

TV-Erstsendung (DE): 04.08.2022, Arte

Titel

  • Originaltitel (DE) Sommer auf drei Rädern

Fassungen

Original

Länge:
88 min
Format:
1:2,39 (CinemaScope)
Bild/Ton:
Farbe
Aufführung:

TV-Erstsendung (DE): 04.08.2022, Arte