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Regie
Produktionsfirma
im Auftrag von
Aufführung:
Uraufführung (DD): 30.11.1980, DDR-TV
Titel
- Originaltitel (DD) Solo für Martina
Fassungen
Original
Aufführung:
Uraufführung (DD): 30.11.1980, DDR-TV
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Eine Furcht, die nicht von der Hand zu weisen ist. Denn zum einen ist Martina ihr Dasein als Wochenend-Liebschaft leid, zumal ihre Mitbewohnerin Heike (Hellena Büttner) aus Rücksicht stets das Weite sucht, wenn Jürgen in Leipzig ist. Zum anderen wird sie von Peter umworben, ein für die industrielle Instrumentenforschung tätiger Akustiker. Sein Arbeitsplatz, das Institut auf der Grüne, arbeitet eng mit dem Direktor des Volkseigenen Betriebs (Bert Brunn) zusammen - wie Martinas Hochschullehrer Dr. Stegemann (Uwe-Detlev Jessen). Auf die wissenschaftliche Forschungsarbeit dort sind die Altneukirchener Handwerker nicht gut zu sprechen: „Wir helfen uns schon selbst“, betont Kurt Becker, „wenn sie uns in Ruhe arbeiten lassen.“
Beim feucht-fröhlichen Silvester-Tanzabend mit den Vogtland-Schrammeln und der traditionellen Feuerzangenbowle kommt es zur ersten Begegnung zwischen Martina und Jürgens Eltern, deren Sohn in der Handwerker-Combo zum Tanz aufspielt und sich daher nicht um seine Freundin kümmern kann. Martina findet in der für die Instrumentenbauer reservierten oberen Etage des Gasthauses keinen freien Platz unter den standesbewusst-dünkelhaften Handwerksmeisterfamilien, die sich für etwas Besseres halten als die VEB-Industriellen und ihre Helfershelfer von der Grüne. So wird Martina geradezu in die Obhut Peter Strucks getrieben, an dessen Seite auch Günter Meinl (Jürgen Zartmann), der Betreuer ihrer Diplomarbeit, und Elli Spieker (Gabriele Heinz), Instrumenten-Restauratorin des Gewandhausorchesters und der Leipziger Oper sowie Tochter ihrer Altneukirchner Zimmerwirtin.
Industrielle Serienfertigung gegen handwerkliches Einzelstück – darum geht es auch in einer internen Veranstaltung des Volkseigenen Betriebes (VEB) im Institut auf der Grüne, von der Jürgen Mosler als angehender Geigenbaumeister ausgeschlossen wird, nicht aber Martina Becker, befasst sich ihre Diplomarbeit doch mit den volks- und betriebswirtschaftlichen Problemen der Musikinstrumenten-Herstellung. Neuer Streit ist also vorprogrammiert – aber als Jürgen die Meisterprüfung mit Bravour besteht – und Peter Struck mit seinen Experimenten im internen Vergleich mit dem individuellen Handwerk eine deutliche Niederlage einsteckt – gibt’s ein paar Tage Sonder-Skiurlaub für das wiedervereinte Paar mit der einen oder anderen Versöhnungs-Flasche Lindenblättriger im Gasthaus.
Das beste Resonanzholz für den Geigenbau ist Gebirgsahorn aus dem Kaukasus, dagegen kommt kein Kunstprodukt an. Zum großen Finale, dem Fest zum 90. Geburtstag des Alt-Meisters Richard (Rudolf Frickau), versöhnen sich die Handwerker mit den Wissenschaftlern, in einer kleinen Episodenrolle als Institutsdirektor ist Regisseur Achim Hübner zu sehen, und den Vertretern der Industrie – wozu nicht zuletzt das Thema von Martinas Doktorarbeit beiträgt, die nun über das traditionelle Handwerk im Vogtland arbeiten will statt über effektivere Produktionsabläufe in volkseigenen Großbetrieben…
Nach Recherchen vor Ort in Markneukirchen, Klingenthal und Schöneck kam 1978 Ruth Krafts Roman „Solo für Martina“ in Berliner Buchverlag des LDPD-Zentralorgans „Der Morgen“ heraus: Die Gattin des Defa-Dramaturgen Hans Bussenius gehörte dem Zentralvorstand der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDPD) an. Im Roman absolviert die Ökonomie-Studentin Martina ein Praktikum im vogtländischen Musikwinkel und beginnt auf einem Faschingsball eine Romanze mit einem angehenden Meister. Für die Defa (PL Volkmar Leweck) hat sie die Story leicht modifiziert, die Grundaussage aber ist die gleiche geblieben: ein Plädoyer für die traditionelle, individuelle Handwerkskunst in einer Zeit der ökonomisch gebotenen industriellen Normierung. Ruth Kraft (1920 – 2015) hat nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst als Rundfunk- und Kinderbuchautorin gearbeitet, bevor sie sich ab den 1970er Jahren Gegenwartsstoffen zuwandte. Der 83-minütige Film ist am 30. November 1980 im Fernsehen der DDR erstaufgeführt worden.
Pitt Herrmann