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Dokumentarfilm über Masuren im Nordosten Polens, die wohl bekannteste Landschaft des früheren Ostpreußens. Trotz des Tourismus zählt die abgeschiedene, dünn besiedelte Region zu den ärmsten Gegenden Europas. Der eindrucksvoll fotografierte Film beleuchtet die wechselhafte Geschichte des Landstrichs, porträtiert Bauern, die versuchen, den kargen Boden fruchtbar zu machen, Fischer, die um ihre Existenz kämpfen und Ukrainer, die einst zwangsumgesiedelt wurden und die es nun in die alte Heimat nach Osten zieht.
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Etwa mit Bauern, die in der vermeintlichen Idylle die kurzen Sommer dafür nutzen, dem kargen Boden Getreide abzuringen. Oder mit Ukrainern, die nach dem Zweiten Weltkrieg von den Sowjets zwangsumgesiedelt wurden: Sie zieht es, erst recht nach dem Beitritt Polens zur Europäischen Union, zurück nach Osten, in die alte Heimat. Auch mit einem Mann, der die Störche zählt, und mit einem Paar, das die traditionelle Holzbaukunst wieder zu neuem Leben erweckt, oder mit Eisfischern, die auch im Winter einige der einst sprichwörtlich fischreichen dreitausend Seen im „Schattenland“ befischen. Bis heute ist Masuren dünn besiedelt und zählt trotz des Tourismus zu den ärmsten Gegenden Europas. Besonders betroffen sind die Grenzregionen zu Kaliningrad im nördlichen, heute russischen Teil Ostpreußens.
Die Spuren der Geschichte sind auch heute noch unübersehbar. Der Deutsche Orden ließ weite Teile der altpruzzischen Landschaften Sassen, Galinden und Sudauen als Schutz gegen Polen und Litauer unbesiedelt. Nachdem 1525 der Herzog von Preußen dem polnischen König den Lehnseid geschworen hatte, begann man die sog. „große Wildnis“ zu besiedeln. Die Menschen kamen überwiegend aus dem polnischen Masowien und wurden mit der Reformation im Ordensland als neue Bewohner Preußens evangelisch. Sie nannten sich Masuren und behielten ihre polnische Sprache. Dem Dreißigjährigen Krieg, der Pest und zahlloser Hungersnöte, den Tatareneinfällen und Napoleonischen Kriegen sowie russischen Besatzungen folgten die Schlachtfelder beider Weltkriege des 20. Jahrhunderts, Flucht, Vertreibung und „Re-Polonisierung“. 1945 kam das südliche Ostpreußen zu Polen, das nördliche zu Russland. Und immer wieder wird der Sprachen- und Nationalitätenstreit aufs Neue entfacht...
„Wo sich aufhört die Kultur, beginnt zu leben der Masur“: Volker Koepps knapp neunzigminütige Reise durch Masuren, uraufgeführt Anfang Oktober 2005 beim Int. Leipziger Festival für Dokumentations- und Animationsfilme (DOK Leipzig), zeigt uns eine weithin unbekannte Grenzlandschaft im Schatten der Geschichte, die bisher ohne eigene Identität auskommen muss, wird diese doch von keiner der beteiligten Seiten, weder von deutscher, noch von polnischer oder russischer Seite, gewünscht.
Pitt Herrmann