Credits
Regie
Drehbuch
Kamera
Schnitt
Produktionsfirma
Produzent
Alle Credits
Regie
Drehbuch
Kamera
Schnitt
Produktionsfirma
Produzent
Länge:
194 m, 17 min
Format:
1:1,33
Bild/Ton:
Ton
Titel
- Originaltitel (DE) Reverse Angle
Fassungen
Original
Länge:
194 m, 17 min
Format:
1:1,33
Bild/Ton:
Ton
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Wenders, dem Europa zu klein geworden war und der auf eine Karriere in Hollywood hoffte, blickt mit kritischen Augen und nicht minder kritischen Kommentaren auf Pornohefte in einer Auslage, auf New Yorker in einem Fast Food-Imbiss und in einer Eisdiele, auf triste Hopper-Stimmung in einer schummrigen Bar, Charles-Bronson-Filme im Kino und glitzernde Automaten in einer Spielhalle. Überall schreien ihn Werbeplakate und flackernde Neonreklamen an, das blanke Entsetzen aber überkommt ihm beim Zappen durch die kommerziellen TV-Stationen. Entspannung findet er dagegen bei der Lektüre des Romans „Meine Freunde“ von Emmanuel Bove im französischen Original – und beim Blättern einer Bildmappe mit Werken des amerikanischen Realisten Edward Hopper.
Der nur knapp 18-minütige Kurz-Dokumentarfilm, im März 1982 auf 16mm-Material in New York City gedreht und dort im Juli 1982 auch erstmals gezeigt, bevor er seine Europa-Premiere am 5. Februar 1983 beim Göteborg Film Festival erlebte, fällt in die Zeit, in der Wenders' erster in Hollywood gedrehte Streifen „Hammett“ entstand und sich nach harten Auseinandersetzungen mit dem Produzenten Francis Ford Coppola das Bild des deutschen Amerika-Fans von Kindesbeinen an zu ändern begann.
„Man sollte meinen, dass ich nach zehn Spielfilmen das als meinen Beruf verstehen sollte: Geschichten in Bildern zu erzählen. Ich habe das allerdings nie wirklich richtig glauben wollen. Vielleicht, weil mir im Grunde Bilder immer mehr bedeutet haben als Geschichten, ja, Geschichten mitunter nicht mehr als ein Vorwand waren, um Bilder zu finden. Aber auch Bildern kann man nicht rückhaltlos vertrauen, sie stellen sich nicht immer zuverlässig ein. Im Gegenteil, von Zeit zu Zeit scheinen sie sich mir geradezu entziehen zu wollen, über Wochen, manchmal über Monate hin“, so Wenders in seinem aus dem Off gesprochenen Film-Kommentar.
Gezeigt wird, wie drei Schnittmeister parallel in drei voneinander getrennten Räumen das „Hammett“-Material bearbeiten: „Ich habe dabei das Gefühl, dass mir weder die Geschichte noch die Bilder gehören. Hier gehören beide dem Studio und dem Produzenten“ klagt Wenders, der sich gleich mit vier Cuttern herumschlagen musste: Janice Hampton, Marc Laub, Robert Q. Lovett und Randy Roberts. Um dann nach mehreren Previews am Broadway mit Coppola, der vom „Eindampfen“ spricht, und seinen Zoetrope-Leuten über Schnitte und Kürzungen zu verhandeln. In die Szene hineingeschnitten ist ein Ausschnitt aus „Der Stand der Dinge“: Wim Wenders hat sich gleich in einem halben Dutzend Produktionen an seinem Trauma „Hammett“ abgearbeitet.
„Ich verliere in einer solchen Zeit völlig den Sinn dafür, selbst Bilder zu entwerfen, und wenn ich es dann doch versuche, entsteht etwas völlig Beliebiges, Bilder ohne jede Form: weil der Blick gefehlt hat, der eine Form hätte geben können. Und dann kann sich der schlimmste Blick einstellen, der einem passieren kann: der des Touristen. Der des Standpunktlosen, der böse Blick“, so Wenders im Kommentar des Films, der mit einer Subway-Fahrt durch einen düsteren Tunnel, gedreht mit subjektiver Kamera, und dem Ausblick auf eine gemeinsame Filmarbeit mit Peter Handke endet.
Die 2015 von Arri in Berlin digitalisierte Kurz-Dokumentation wartet mit „New Wave Music“ genanntem zeitgenössischen Sound u.a. von Public Image, Echo and the Bunnymen, Martha and the Muffins und The Del Byzanteens auf, scheinbar zufällig der umfangreichen Plattensammlung einer jungen Frau entnommen, die mit einem Kaffeebecher auf der Fensterbank ihrer Wohnung sitzt und auf den Central Park blickt. Lisa Rinzlers Kamera schwenkt hinauf zum blauen Himmel über New York, an dem sich der Kondensstreifen eines Flugzeugs abzeichnet. Wim Wenders schon wieder auf dem Sprung über den Großen Teich? Nicht ganz: sein internationaler Durchbruch „Paris, Texas“ zeichnet sich noch nicht am Horizont ab.
Pitt Herrmann