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Bernd-Michael Lade hat sein Regiedebüt selbst als "einen Western im Osten" bezeichnet: Für Axel, Robert, Mark und Peter, Freunde und Mitglieder einer DDR-Punkband, endet der Fluchtversuch in den Westen kurz vor der Wiedervereinigung mit einem bösen Erwachen. Weil sich ihr Fluchthelfer als Verräter entpuppt, landen sie im Gefängnis – erst drei Jahre später werden sie in ein nun geeintes Deutschland entlassen. Wieder in Freiheit planen sie, sich an dem Verräter zu rächen. Und aus einer anfänglich harmlosen Idee entwickelt sich ein grausames Spiel, bei dem alle zu verlieren drohen.
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Nachdem ein Leibwächter Kretschmanns angeschossen wird, flüchtet das Quartett in eine Kirche, wo Pfarrer Lohmann zunächst durchaus Sympathie für die ungebetenen Gäste empfindet, kommt so doch endlich einmal Leben in das verwaiste Gotteshaus. Peter, der beim Schusswechsel mit der Polizei verwundet worden ist, muss ärztlich versorgt werden. Da die Einlieferung in ein Krankenhaus ausscheidet, wird der Dorfarzt Dr. Brenner (Vladimir Weigl) als Geisel genommen und gezwungen, vor dem Altar „Erste Hilfe“ zu leisten. Es gelingt ihm, in letzter Minute die Kugel aus der Schulter zu entfernen, doch der Blutverlust ist enorm und Peter erholt sich nur langsam.
Als sich zwei aus der Gruppe aufmachen, um Proviant zu holen, wird die Polizei auf das „Kirchenasyl“ aufmerksam. Für Peter kommt jede Rettung zu spät und auch sonst erscheint jeder Widerstand als aussichtsloses Unterfangen, denn rasch ist die Kirche von Polizei-Scharfschützen umstellt. Nach Peters Tod gerät alles außer Kontrolle, die Freunde werden zu Feinden und der Pfarrer versucht vergeblich, die Welle der Gewalt zu stoppen, nachdem ein weiteres Mitglied des Quartetts bei einem Fluchtversuch getötet wird...
„Rache“, der „kleine Großstadtwestern“, ist eine Low-Budget-Produktion von 380.000 Mark hauptsächlich aus dem Topf der beiden ko-produzierenden Sender ORB und MDR. Und der Debütstreifen von Bernd-Michael Lade, der Abschlussfilm des 33-jährigen Schauspielers an der Babelsberger Filmhochschule „Konrad Wolf“, der als Assistent von Peter Sodann in den ARD-Krimis auch einem West-Publikum bekannt ist.
Zusammen mit alten Freunden der Berliner Schauspielschule „Ernst Busch“ und der Babelsberger Filmhochschule, darunter auch der damalige Intendant des Schauspielhauses Bochum, Leander Haußmann, drehte Lade diese „Hommage an den Western. Ein Film über Freundschaft, Revolver und Tod“. Und das mit großer Professionalität und Emotionalität. Dennoch fand „Rache“ nach der Münchner Uraufführung den Weg nur in wenige Programmkinos vor der Fernseh-Erstausstrahlung.
Dabei ist „Rache“ ein durchaus spannend erzähltes und gefilmtes Debüt, aber wohl weniger ein, so Lade, „Western im Osten“ als ein gruppendynamisches Projekt alter Freunde aus der aufgelassenen DDR. Der Rachefeldzug, der ja bereits im Keim erstickt wird, bildet nur den Rahmen für die Interaktionen des Quartetts, bei denen aus Freunden unter äußerem Druck Feinde werden und bald nur noch nackte Gewalt regiert.
Axel, der Anführer der Viererbande, zeigt weder Umsicht noch menschliches Verständnis. Am bitteren Ende siegt die Gewalt der Staatsmacht. Einschließlich des kleinen Gauners und Spitzels Kretschmann, der es inzwischen zu einigem Ansehen gebracht hat. Aber das erscheint als das kleinere Übel gegenüber der Aussicht auf eine offenbar ernsthaft erwogene Volte des Drehbuchautors Thomas Brussig, die der „Gerechtigkeit“ zum Sieg verholfen hätte – nach dem Motto „Auge um Auge...“.
Pitt Herrmann