Polizeirevier Davidswache

BR Deutschland 1964 Spielfilm

Inhalt

Alltag im Polizeirevier Davidswache auf St. Pauli, Hamburg. Und ein ganz normaler Alltag dort sieht für Hauptwachtmeister Glanz so aus: Diebstahl, Einbruch, Totschlag, Körperverletzung … und an diesem Abend will er seine Tochter Lilo, die er schon lange nicht mehr gesehen hat, vom Bahnhof abholen. Doch an diesem Tag wird auch Bruno aus dem Gefängnis entlassen, ein brutaler Gangster, den Glanz vor Jahren selbst zur Strecke und hinter Gittern gebracht hatte. Ein Klassiker des deutschen Polizeifilms in einem bewusst realistisch gehaltenen Reportagestil.

 

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Falk Schwarz
"St. Pauli versaut alle"
Wie ist es zu erklären, dass sich manche Filme nachhaltig einprägen und andere im Gedächtnis unscharf werden? Bereits die ersten Bilder von Hamburg ("Hamburg ist eine große, schöne Stadt"), von Heinz Klevenow beruhigend souverän erzählt, lassen diesen filmischen Raum entstehen: St. Pauli und die Reeperbahn werden nicht verklärt, sondern von der Kamera registrierend eingefangen - ein schäbiger Kiez, vollgestopft mit billigen Amüsierschuppen, zwielichtigen Kneipen, Spielsalons und Sexläden. Regisseur Jürgen Roland beobachtet ohne Wertung. Die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte ist nicht gestellt - das Thema Nepp in St. Pauli wird mit echten Politikern diskutiert, die Schauspieler sitzen derweil auf den Rängen. - Gangster Bruno (kantig und brutal: Günther Ungeheuer) wird von seiner Verlobten Margot (schlicht und direkt: Hannelore Schroth) auf dem Hauptbahnhof abgeholt - die Kamera von Günter Haase filmt von unten, fährt vor den Beiden her und alle Einzelheiten der Haupthalle bleiben sichtbar, während sie ein erstes Gespräch führen: sie freut sich naiv auf ihren Verlobten, er hat nach langer Haft nur das nächste Verbrechen im Sinn. - Der Betrieb in der Davidswache (100 Mann und 40 Frauen) lässt keine Illusionen zu. Einer blafft die Beamten an, weil er beklaut wurde, der andere wurde betrogen, dem dritten fehlt die Brieftasche, einer weiß nicht mehr, wo sein Freund wohnt (Hanns Lothar), einer beklagt sich, weil der Kaffee zu dünn ist (Günther Jerschke) und dann stürmt eine ältliche Prostituierte (Gerti Molzen) herein, die die ganze Wache darüber aufklärt, dass eine Konkurrentin ihr den Platz wegnimmt und billiger ist als sie. Und als der Wachtmeister fragt: "Willst Du nicht mal aufhören?" Meint sie: "Ich bin doch kein Beamter". - Wolfgang Kieling als Hauptwachtmeister Glantz, vorsichtig, besonnen, abwartend, geht seinem Dienst mit Erfahrung und Herzblut nach. Die beiden Neutze-Brüder sorgen für das Milieu in der Wache. Für die Story wendet Autor Menge einen Kniff an, der für eine andere Spannung sorgt als das abgedroschene Whodunnit: wir erfahren gleich zu Anfang, dass der Hauptwachtmeister Glantz in dieser Nacht um vier Uhr acht Minuten sterben wird. Erschiesst ihn Bruno aus Rache? Dass es dann anders kommt, ist eine kluge, dramaturgisch brillant ersonnene Variante. Dieser Film ist hautnah vor Ort gedreht und zeigt aus beklemmender Nähe, warum St. Pauli "alle versaut". Lebensecht, waschecht, ohne Schminke und künstliches Tamtam. Das sitzt und bleibt haften.

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • Mai 1964: Hamburg
Länge:
2760 m, 101 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 27.08.1964, 32621, ab 18 Jahre / nicht feiertagsfrei

Aufführung:

TV-Erstsendung (DE): 17.06.1972, ARD

Titel

  • Originaltitel (DE) Polizeirevier Davidswache
  • Arbeitstitel Davidswache

Fassungen

Original

Länge:
2760 m, 101 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 27.08.1964, 32621, ab 18 Jahre / nicht feiertagsfrei

Aufführung:

TV-Erstsendung (DE): 17.06.1972, ARD

Auszeichnungen

Deutscher Filmpreis 1965
  • Filmband in Silber, Abendfüllende Spielfilme
  • Filmband in Gold, Bester Hauptdarsteller