Plünderich

Deutschland 2021-2023 Spielfilm

Inhalt

Der erfolgshungrige Jungunternehmer Marcel Lange will sich und seiner Familie mit einem neuen High-End-Dorf ein Denkmal setzen. Voller Tatendrang überzeugt er seinen Mentor und Vorgesetzten Hartmut, die erste Villa in „Neu-Plünderich am See“ zu bauen. Doch um den Energiekonzern und Arbeitgeber ÖZEV voll und ganz zu überzeugen, muss das alte Dorf komplett leer sein, und dabei steht ihm seine Schwester Franca im Weg.

Die besetzt das alte Haus der Langes in Alt-Plünderich, um die Zerstörung des Dorfes und der Natur zu verhindern. Um ihrem Standpunkt Nachdruck zu verleihen, will sie einen Elektrospeicher entwickeln, der sich aus Wind und Sonnenenergie speist und alle im Dorf autark machen soll. Gemeinsam mit ihrem Buddy Vitali verteidigt sie das Lange-Haus mit allen Mitteln. Dabei entsteht eine Fehde zwischen Vitali und Francas eifersüchtigem Ex-Lover Uwe, der die letzte Zufahrt zum fast leeren Dorf bewacht. Ein Strudel von Verflechtungen…

Quelle: 57. Internationale Hofer Filmtage 2023

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Heinz17herne
Heinz17herne
Im Angesicht der sich nicht mehr lange durch den matschigen Boden fressenden Schaufelradbagger des rheinischen Braunkohlereviers, die in nächtlicher Beleuchtung wie Dinosaurier des Industriezeitalters aussehen, steht die dreiköpfige Familie Lange vor dem Scheideweg: Was machen wir, wenn das Alte verschwinden soll und das Neue so ungewiss ist? Mit dem Alten ist das Dorf Plünderich gemeint, mit dem Neuen ein als „Perle des Rheinlands“ gepriesener moderner Freizeitpark am Ufer eines riesigen Sees, für den der Tagebau geflutet werden soll.

„Ganz schön laut die Dinger“ stellt der 29-jährige Marcel Lange fest, als er sich auf freiem Feld unter einem Windrad mit seinem Vorgesetzten Hartmut Neudecker vom Energiekonzern ÖZEV trifft. „Die Dinger wollen ja auch geladen werden“ ist die lakonische Antwort des 57-Jährigen, der damit sein E-Bike meint, mit dem er auf dem weitläufigen künftigen Bauland unterwegs ist. Das freilich noch dem 72-jährigen Bauern und Großgrundbesitzer Karl Öllisch gehört, der eiskalt zu pokern versteht und den Preis für seine Ackerflächen stetig in die Höhe treibt.

Was dem ehrgeizigen Marcel abgeht. Der lässt seine Wut gegen seine Schwester Franca ungebremst aus, weil diese auch noch im elterlichen Haus ausharrt, als mit Frau Meier nach ihrer letzten Fußpflege durch den nun arbeitslosen Manfred auch die Dorfladen-Besitzerin aufgibt und nach Heinsberg zieht. Plünderich soll dem Erdboden gleichgemacht werden, die bisherigen Bewohner haben hohe Abfindungen erhalten und sind ausgezogen. Sie werden angesichts der enormen Kaufpreise von bis zu einer Million Euro keine Chance auf Rückkehr in eines der geplanten Hightech-Smarthomes in „Neu-Plünderich“ haben.

In deren Prototyp, der unmittelbar an der Abbruchkante des stillgelegten Tagebaus erbauten Villa Verena, Marcel mit seiner verwitweten Mutter Angelika Lange eingezogen ist, die sich bisher vergeblich um Vermittlung zwischen ihren beiden Kindern bemüht hat. Franca, deren „Ex“ Uwe die Seiten gewechselt hat und nun für die ÖZEV als Security-Mitarbeiter nachts das Geisterdorf bewacht, hat mit Vitali einen jungen migrantischen Helfer gefunden, den sie nachts beim Metalldiebstahl erwischte. Mit ihm bastelt sie an einer Erfindung ihres einst darob als „Daniel Düsentrieb“ verspotteten Vaters, einem Trafo, der Sonnen- und Windenergie für den Hausstrom speichert.

Weil durch ihrem Beharrungswillen das Investitionsprojekt des wichtigsten Arbeitgebers der Region nicht vorankommt, fälscht Marcel die Unterschrift seiner Schwester, sodass eines Morgens der Bauführer Winfried mit der Abrissbirne vor Francas Elternhaus steht. Was ihm nicht gut bekommt – und Marcel sich genötigt fühlt, selbst den Seilbagger in Bewegung zu setzen. Was wiederum der Küche nicht gut bekommt.

Als dann auch noch der entnervte Hartmut Neudecker sein Büro räumt, platzt die Blase. Marcel, der sich ohnehin nach einem standesgemäßen A 8-Dienstwagen gesehnt hat, muss seinen voll elektrischen Kleinwagen zurückgeben. Was ihn angesichts der nächsten Ladesäule in 40 Kilometer Entfernung weniger schmerzt als der erzwungene Auszug aus seiner Traumvilla, die nun selbst dem Erdboden gleichgemacht wird. Nur Mutter Angelika freut sich: endlich kann sie von ihrer Umsiedlungsprämie mal Urlaub machen…

Tim Kochs, der am Brooks Institute of Photography in Kalifornien und an der Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) studierte, hat sein Langfilmdebüt mit seiner zusammen mit dem Ko-Autor Konstantin Koewius in Düsseldorf gegründeten Tikoma Film selbst produziert. Für „Plünderich“ ist der 32-Jährige an seine Wurzeln zurückgekehrt, Drehorte waren Baesweiler, Setterich und Oidtweiler. Nach der Uraufführung gab es nur noch einen Festivaleinsatz, am 1. Dezember 2023 beim Kinofest Lünen, wo es immerhin eine Nominierung für den Publikumspreis „Lüdia“ gab. Ohne eigentlichen Kinostart sorgte die ARD am 2. März 2025 für die Erstausstrahlung der im Vergleich zu anderen Filmen über die drei deutschen Braunkohle-Tagebaugebiete im Rheinland, in Mitteldeutschland (Halle/Leipzig) sowie in der Lausitz harmlos-freundlichen Tragikomödie im „Ersten“.

Pitt Herrmann

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Heinz17herne
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Im Angesicht der sich nicht mehr lange durch den matschigen Boden fressenden Schaufelradbagger des rheinischen Braunkohlereviers, die in nächtlicher Beleuchtung wie Dinosaurier des Industriezeitalters aussehen, steht die dreiköpfige Familie Lange vor dem Scheideweg: Was machen wir, wenn das Alte verschwinden soll und das Neue so ungewiss ist? Mit dem Alten ist das Dorf Plünderich gemeint, mit dem Neuen ein als „Perle des Rheinlands“ gepriesener moderner Freizeitpark am Ufer eines riesigen Sees, für den der Tagebau geflutet werden soll.

„Ganz schön laut die Dinger“ stellt der 29-jährige Marcel Lange fest, als er sich auf freiem Feld unter einem Windrad mit seinem Vorgesetzten Hartmut Neudecker vom Energiekonzern ÖZEV trifft. „Die Dinger wollen ja auch geladen werden“ ist die lakonische Antwort des 57-Jährigen, der damit sein E-Bike meint, mit dem er auf dem weitläufigen künftigen Bauland unterwegs ist. Das freilich noch dem 72-jährigen Bauern und Großgrundbesitzer Karl Öllisch gehört, der eiskalt zu pokern versteht und den Preis für seine Ackerflächen stetig in die Höhe treibt.

Was dem ehrgeizigen Marcel abgeht. Der lässt seine Wut gegen seine Schwester Franca ungebremst aus, weil diese auch noch im elterlichen Haus ausharrt, als mit Frau Meier nach ihrer letzten Fußpflege durch den nun arbeitslosen Manfred auch die Dorfladen-Besitzerin aufgibt und nach Heinsberg zieht. Plünderich soll dem Erdboden gleichgemacht werden, die bisherigen Bewohner haben hohe Abfindungen erhalten und sind ausgezogen. Sie werden angesichts der enormen Kaufpreise von bis zu einer Million Euro keine Chance auf Rückkehr in eines der geplanten Hightech-Smarthomes in „Neu-Plünderich“ haben.

In deren Prototyp, der unmittelbar an der Abbruchkante des stillgelegten Tagebaus erbauten Villa Verena, Marcel mit seiner verwitweten Mutter Angelika Lange eingezogen ist, die sich bisher vergeblich um Vermittlung zwischen ihren beiden Kindern bemüht hat. Franca, deren „Ex“ Uwe die Seiten gewechselt hat und nun für die ÖZEV als Security-Mitarbeiter nachts das Geisterdorf bewacht, hat mit Vitali einen jungen migrantischen Helfer gefunden, den sie nachts beim Metalldiebstahl erwischte. Mit ihm bastelt sie an einer Erfindung ihres einst darob als „Daniel Düsentrieb“ verspotteten Vaters, einem Trafo, der Sonnen- und Windenergie für den Hausstrom speichert.

Weil durch ihrem Beharrungswillen das Investitionsprojekt des wichtigsten Arbeitgebers der Region nicht vorankommt, fälscht Marcel die Unterschrift seiner Schwester, sodass eines Morgens der Bauführer Winfried mit der Abrissbirne vor Francas Elternhaus steht. Was ihm nicht gut bekommt – und Marcel sich genötigt fühlt, selbst den Seilbagger in Bewegung zu setzen. Was wiederum der Küche nicht gut bekommt.

Als dann auch noch der entnervte Hartmut Neudecker sein Büro räumt, platzt die Blase. Marcel, der sich ohnehin nach einem standesgemäßen A 8-Dienstwagen gesehnt hat, muss seinen voll elektrischen Kleinwagen zurückgeben. Was ihn angesichts der nächsten Ladesäule in 40 Kilometer Entfernung weniger schmerzt als der erzwungene Auszug aus seiner Traumvilla, die nun selbst dem Erdboden gleichgemacht wird. Nur Mutter Angelika freut sich: endlich kann sie von ihrer Umsiedlungsprämie mal Urlaub machen…

Tim Kochs, der am Brooks Institute of Photography in Kalifornien und an der Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) studierte, hat sein Langfilmdebüt mit seiner zusammen mit dem Ko-Autor Konstantin Koewius in Düsseldorf gegründeten Tikoma Film selbst produziert. Für „Plünderich“ ist der 32-Jährige an seine Wurzeln zurückgekehrt, Drehorte waren Baesweiler, Setterich und Oidtweiler. Nach der Uraufführung gab es nur noch einen Festivaleinsatz, am 1. Dezember 2023 beim Kinofest Lünen, wo es immerhin eine Nominierung für den Publikumspreis „Lüdia“ gab. Ohne eigentlichen Kinostart sorgte die ARD am 2. März 2025 für die Erstausstrahlung der im Vergleich zu anderen Filmen über die drei deutschen Braunkohle-Tagebaugebiete im Rheinland, in Mitteldeutschland (Halle/Leipzig) sowie in der Lausitz harmlos-freundlichen Tragikomödie im „Ersten“.

Pitt Herrmann