Plantagenstraße 19

DDR 1978/1979 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Neue Mieter ziehen in die Plantagenstraße 19 ein, einem typischen Mehrfamilien-Mietshaus mit tristem Garagenhof, aber mit Spielgeräten für Kinder auf einem Rasenstück. Während sich Frau Tillack (Walfriede Schmitt) im Treppenhaus zu schaffen macht, bietet ihr Gatte Hilfe beim Entladen des Lastwagens an. Manfred und Marianne Madäus bilden zusammen mit seiner Tochter Simone und ihrem Sohn Frank eine Patchwork-Familie, in der es derzeit kriselt. Besonders Frank zeigt sich seinem Stiefvater gegenüber aufsässig. Ärger gibt es auch bei der vierköpfigen Familie Arnold. Während sich die Eltern Wolfgang und Helga nicht gerade erfreut zeigen, dass nun eine Familie mit zwei Kindern über ihnen eingezogen ist („Stell dir doch ‘mal das Getrampel vor“), soll Hartmut, der älteste Sohn, die Finger von Katrin Tillack lassen: „Das Mädchen ist noch zu jung für sowas“ befinden die Eltern. Die ansonsten mit ihrem Erstgeborenen höchst zufrieden sind, hat er doch die Einstufung „besonders geeignet“ fürs Architekturstudium erhalten. Zuvor muss Hartmut freilich auf dem Bau malochen und dann auch noch zur Fahne. Sein zwei Jahre jüngerer Bruder Alexander hat solche Aussichten nicht: die schulischen Leistungen des 18-Jährigen werden für eine akademische Laufbahn nicht ausreichen, wie sein Lehrer Thierbach warnt.

Blue Jeans, Zigaretten, Motorräder mit BMW-Aufkleber: die vielköpfige Jugendclique um Henry, Ulli und Olaf macht Krach ohne Ende und zeigt wenig Verständnis für Beschwerden der älteren Bewohner. Mit einer Ausnahme: wenn „Opa“ Richard Matuschke ein Machtwort spricht, kehrt zumindest kurz Ruhe ein. Dem gar nicht so resolut auftretenden Witwer wird allgemein großer Respekt gezollt. Weil dessen Tochter mit eigener Familie im Mecklenburgischen lebt, fragt sich Wolfgang Arnold als Hausvertrauensmann der Wohngenossenschaft, ob er künftig allein zurechtkommen wird. Eine Frage, die sich auch Richards Meister Eckert und die Kollegen in der Brigade stellen: sie beschließen, den Trauernden erst einmal in Ruhe zu lassen und ihm im Zweifelsfall aus dem Weg zu gehen. „Leben wir eigentlich richtig?“ fragt Helga Arnold. Aus ihrer Sicht lässt der Zusammenhalt der Bewohner zu wünschen übrig, wie auch in den eigenen vier Wänden zu sehr auf materielle Dinge geachtet werde: „Mit fehlt einfach die Herzlichkeit in unserer Familie.“ Womit Katrin Tillack nicht gemeint sein kann: das Mädchen mit Berufswunsch Kindergärtnerin kümmert sich rührend um die jüngsten Bewohner des Blocks. Sie ist wie ihre Eltern entsetzt darüber, dass die Spielwiese mit dem schönen Apfelbaum einem Garagenanbau weichen soll. Auf ihrer Seite auch Richard Matuschke, der dem „Funktionär mit Sonderbehandlung“ Wolfgang Arnold die Meinung geigt.

Rummel auf der Festwiese. Hartmut bedrängt seinen Bruder Alexander, der mit Katrin tanzt, und dann auch noch das Mädchen. Weil sie ihm nicht zu Willen ist, nennt Hartmut sie eine „dumme Gans“ und ihre Mutter muss trösten: „Jede Liebe kommt anders.“ Dem großen Feuerwerk auf der Festwiese folgt ein kleines im Zeitungskiosk: der Übermut der Jugend-Clique bricht sich Bahn – und „Opa“ Matuschke löscht nicht nur die Flammen, sondern kann den ABV dazu bringen, auf eine Anzeige zu verzichten. Das Thema wird nun in der Wohngenossenschaft verhandelt: mehr Platz für Autos statt für Jugendliche. Weshalb der Witwer die ganze Motorrad-Clique in seine seit dem Tod der geliebten Gattin nicht mehr genutzte Laube einlädt und Katrin die Schlüsselgewalt überlässt. Weil ziemlich laut gefeiert wird und sich Nachbarn beschweren, steht bald der Abschnittsbevollmächtigte auf der Matte und nimmt den Schlüssel an sich. Was „Opa“ Matuschke nicht nachvollziehen kann: „Das sind für mich keine Rowdys. Ein Mensch muss auch träumen können, erst recht wenn er jung ist.“

„Plantagenstraße 19“ spricht anhand von Alltagsvorfällen grundsätzliche Fragen an: Generationskonflikte, die Probleme der besonders unter der Scheidung der Eltern leidenden Kinder, der innere Zusammenhang einer Patchwork-Familie, der Zusammenhalt und die Verantwortung der Hausgemeinschaft und des Betriebskollektivs – und nicht zuletzt der Umweltschutz. Eine ganze Menge Zündstoff für eine auch Dank der Klasse-Besetzung unterhaltende Fernsehkomödie. Welche sogar die staatlichen Medien und die Zensur-Schere im Kopf der Leitenden thematisiert: „Wie soll man aus vorgefertigten Antworten einen interessanten Artikel machen?“ fragt sich der zu Matuschkes Brigade geschickte Zeitungsreporter. „Opa“ Richard weiß Rat – und steht anderntags in den Augen der Kollegen als Nestbeschmutzer da.

Pitt Herrmann

Credits

Drehbuch

Kamera

Darsteller

Alle Credits

Regie-Assistenz

Drehbuch

Szenarium

Dramaturgie

Kamera

Kostüme

Mischung

Darsteller

Produktionsleitung

Länge:
2738 m, 96 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 27.05.1979, DDR-TV

Titel

  • Originaltitel (DD) Plantagenstraße 19
  • Arbeitstitel (DD) Hausbesuch

Fassungen

Original

Länge:
2738 m, 96 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 27.05.1979, DDR-TV