Inhalt
Amerika, Anfang des 19. Jahrhunderts. Der Indianerstamm der Seminolen widersetzt sich standhaft der Deportation in Reservate. Die Indianer haben sich nach Florida zurückgezogen, wo sie von Ackerbau und Viehzucht leben. Doch diese friedliche Existenz wird bedroht, als sie weißen Pflanzern in die Quere kommen. Zudem gewähren die großmütigen Seminolen immer wieder schwarzen Sklaven Zuflucht. Während der Plantagenbesitzer Raynes sich für einen Militärschlag gegen die Indianer stark macht, versucht der Sägewerksbesitzer Moore, der aus den Nordstaaten kommt und selbst mit einer Seminolin verheiratet ist, den Konflikt ohne Waffengewalt zu lösen – ohne Erfolg: Im Jahr 1835 bricht ein Krieg zwischen Weißen und Indianern aus.
Die Ausstattung dieser Filmseite wurde durch die DEFA-Stiftung gefördert.
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Die Flucht von immer mehr farbigen Sklaven zu den Indianern, von denen sie wie ihresgleichen und als freie Männer aufgenommen werden, spielt Raynes dabei in die Hände, der vor allem das Militär auf seine Seite zu ziehen versucht. Und dabei über zwei höchst attraktive Waffen verfügt, seine Töchter Gladis und Zilla. Die Farmer jedenfalls stehen geschlossen hinter Raynes. Mit einer Ausnahme: Der aus den Nordstaaten stammende Sägewerkbesitzer Moore ist nicht nur mit der Semiolin Rhea verheiratet, sondern auch ein Gegner der Sklaverei. Er beschäftigt Farbige als Lohnarbeiter, nicht zuletzt deshalb, weil er sich von freien Menschen, denen er auch moderne, kompliziertere Maschinen der Holzbearbeitung anvertrauen kann, höheren Profit verspricht. Als Raynes einige Schwarze entkommen, werden diese von seinem unerbittlichen Sklavenaufseher Jo Hammer bis zum Sägewerk verfolgt, bis Moore der Menschenjagd ein Ende setzt. Doch nur Robin überlebt mit Osceolas Hilfe die Alligatoren wie die Schüsse seiner Verfolger. Und Moore, den der Semiolen-Häuptling um die Beschaffung einer größeren Menge moderner Waffen bittet angesichts des nun beginnenden Aufmarsches von Regierungstruppen, wird künftig von den anderen Weißen als Verräter geächtet.
Der Gouverneur versucht, zunächst nicht ohne Erfolg, Unterhäuptlinge der Semiolen mit einem Haufen Dollar und Versprechungen bis hin zu einem Sitz im Washingtoner Parlament zur freiwilligen Umsiedlung nach Arkansas zu bewegen. Doch Raynes und ein ganzes Heer bewaffneter Siedler wollen, durchaus in Entsprechung der Rechtslage Floridas, „ihre“ schwarzen Sklaven „abfischen“ und scheuen auch nicht vor Erpressung zurück, um die Stimmung gegen die Rothäute aufzuheizen: Osceolas Frau Che-Cho-Ter wird entführt, wenig später aber vom Häuptling und dem ortskundigen Robin aus Raynes' Villa befreit. Was vom Militär, das inzwischen ein Kanonenboot zu Moores Sägewerk entsandt hat, als Kriegserklärung aufgefasst wird: Es eröffnet das Feuer auf die schwarzen und roten Semiolen. Zwar gelingt es Osceola, sich auf das Kanonenboot zu schleichen und dieses in die Luft zu sprengen, doch auf Dauer können die schlecht gewappneten und noch schlechter bewaffneten Indianer der Überlegenheit des Militärs nicht standhalten. Und Moore, dessen Sägewerk von den Bordkanonen in Schutt und Asche geschossen wurde, geht mit seiner Gattin in den Norden...
Am 28. Dezember 1835 begann ein siebenjähriger Krieg der Armee gegen 4.000 Semiolen, die sich tapfer wehrten, aber nicht den Hauch einer Chance hatten. Dieses historische Ereignis bildet den realen Hintergrund eines der komplexesten Indianerfilme der Defa, der in Ko-Produktion mit dem Kino-Zentrum Sofia in Bulgarien, wo die Landschaftsszenen gedreht worden sind, und dem Instituto Cubano del Arte e Industrias Cinematográficos (ICAIC) in Havanna/Kuba, wo es vor Alligatoren nur so wimmelnde Sümpfe wie in Florida gibt, entstanden ist.
Der so personen- wie konfliktreiche Film „Osceola“, der im Rahmen der DDR-Sommerfilmtage am 26. Juni 1971 in der Freilichtbühne Rostock uraufgeführt und am 25. Dezember 1973 im Fernsehen der DDR erstausgestrahlt wurde, verlangt einem jugendlichen Publikum über gut einhundert Minuten einiges ab, entschädigt es aber auch mit Actionszenen, die allein aus finanziellen Gründen die Ausnahme bleiben mussten – etwa der Kampf der entflohenen Sklaven und des zu Hilfe herbeieilenden Osceola gegen die Alligatoren in der Sumpflandschaft Floridas.
Zahlreiche Themen werden nicht nur kurz beleuchtet, sondern bilden den wirklichkeitsnahen Hintergrund dieser sehr differenzierenden Geschichte: Fortschritt im Denken sowie in der Technik gegen das Festhalten an überkommenden Traditionen, Lohnarbeit freier Menschen gegen die unmenschliche Unterdrückung und Ausbeutung der Sklaverei, Solidarität zwischen den um ihre Freiheit kämpfenden Indianern und den aus der Sklaverei entflohenen Schwarzen, Werben um Sympathie und die Meinungsführerschaft zumindest an den Stammtischen der Weißen im Hinblick auf den bevorstehenden Gouverneurs-Wahlkampf.
Pitt Herrmann