Onoda - 10.000 Nächte im Dschungel

Belgien Deutschland Frankreich Italien Japan Kambodscha 2019-2021 Spielfilm

Inhalt

Zweiter Weltkrieg, 1944; Japan steht kurz davor, den Krieg zu verlieren. In dieser Situation wird der junge Offizier Hiroo Onoda auf die Insel Lubang in den Philippinen versetzt, wo bald die amerikanischen Truppen landen sollen. Ziel der Japaner ist es, die US-Armee mit Guerilla-Kriegstaktiken zu zermürben, bis Verstärkung eintrifft. Doch es kommt ganz anders: der Krieg geht zu Ende, was der 22-jährige, mit drei Kameraden auf einem Berg im Dschungel stationierte Onoda jedoch nicht mitbekommt – oder will der besessene Offizier es womöglich gar nicht wissen? So geht der Kampf gegen einen inzwischen imaginären Gegner für ihn weiter, zehntausend Tage lang…

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Heinz17herne
Heinz17herne
Dezember 1944, Japans Niederlage gegen Amerika zeichnet sich am Horizont ab. Der 22-jährige Onoda Hirō wird betrunken in einer Kneipe seiner auf der Hauptinsel Honshū gelegenen Geburtsstadt Wakayama aufgegriffen. Er wollte Pilot für Kamikaze-Einsätze werden, seine Höhenangst machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Major Yoshimi Taniguchi zeigt ihm einen anderen Weg „zu Stolz und Ehre“: In der Nakano-Schule von Futamata erhält Onoda eine Guerilla-Ausbildung. Selbständig denken und handeln ist oberstes Prinzip, keine Selbstmordkommandos.

Von seinem Vater mit einem Messer ausgestattet, mit dem er sich selbst töten soll, bevor er in die Hände der Feinde fällt, kommt er als Leutnant auf die kleine philippinische Insel Lubang. Wo er bald seinen unter Nierensteinen leidenden Hauptmann Hayakawa ersetzt, der Leutnant Suehiro (Kyūsaku Shimada) befohlen hatte, die anrückende US-Marine durch Kamikazeangriffe zu stoppen. Der Philosophie Taniguchis entsprechend holt er sich für sein kleines nachrichtendienstliches Kommando auf einem 900 Meter hohen Berg mit Kozuka, Shimada und dem erst 19-jährigen Aksatsu die drei zuverlässigsten Gefreiten an seine Seite.

„Gut organisiert können wir Hunderte töten“ ist Onoda überzeugt, der den Befehl „Totaler Widerstand“ auch noch erfüllt, als sich die Zeichen mehren, dass der Krieg längst beendet ist und die US-Truppen abgezogen sind: „Feind ist Feind, egal ob er Philippino oder Amerikaner ist.“ Beim Requirieren von Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs werden Felder in Brand gesetzt und abschätzig „Donko“ genannte Einheimische wie ein verletzter Gefangener (Jemuel Cedrick Satumba) oder das Mädchen Iniez (Angeli Bayani), das vor dem Taifun unter das Zeltdach der Japaner flüchtete, getötet.

Akatsu kommen früh Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Mission. Onoda verliert im Lauf der Zeit einen Mitstreiter nach dem anderen, am Ende bleibt nur Kozuka. Onodas Vater wird auf die Insel geholt, um per Megafon seinen Sohn zur Aufgabe aufzufordern, im zurückgelassenen Radio hören die beiden am 21. Juli 1969 die Live-Reportage der ersten Mondlandung. Als Fischer die beiden mit Harpunen angreifen, bleibt nur noch Onoda zurück. Dem ein junger Rucksacktourist begegnet, welcher den inzwischen als Buchhändler tätigen Major Taniguchi dazu bewegen kann, Onoda im März 1974 nach 10.000 Tagen in Lubang von seinem damaligen Befehl freizusprechen mit der Verlesung der kaiserlichen Kapitulation aus dem Jahr 1945.

Mit „Onoda“ erzählt der 1981 in Paris geborene Regisseur Arthur Harari in klassischer Abenteuerfilm- und Western-Manier die reale Geschichte des japanischen Nachrichtenoffiziers Onoda, der unbeirrt an seiner Mission festhielt und in Japan zum Mythos wurde: „Für mich geht es in dem Film nicht nur um eine japanische Identität, sondern er ist universeller, humanistischer. Indem ich mich von dieser Fantasie abwandte und die japanische Literatur bewusst ausklammerte, kam ich nicht in Konflikt mit meiner persönlichen Perspektive.“

„Onoda - 10.000 Nächte im Dschungel“ ist in Frankreich bei der César-Verleihung 2022 für das Beste Original-Drehbuch ausgezeichnet worden und startet ganz ungeplant, aber sicherlich nicht unumstritten in Kriegszeiten auf europäischem Boden in unseren Kinos. Regisseur Arthur Harari im Rapid Eye-Presseheft: „Es ist unmöglich, Onoda nicht als Held zu sehen, auch wenn sein Abenteuer höchst zweideutig ist. In allen Mythologien, vor allem in der griechischen, sind die Helden oft diejenigen, denen es erlaubt ist, schreckliche Taten zu begehen. Es gibt kein Heldentum ohne Zweideutigkeit, ohne eine dunkle Seite. Onoda ist heldenhaft, weil seine Geschichte Werte verkörpert, die viele Japaner irgendwann einmal erkannt haben. Aber man muss kein Japaner sein oder eine militärische Neigung haben, um von seiner Geschichte beeindruckt zu sein. Onoda entkommt sich selbst. Er steht auf der Verliererseite, aber er vollbringt, fast unfreiwillig, etwas, das weit über das hinausgeht, was er ist.“

Pitt Herrmann

Credits

Kamera

Darsteller

Produzent

Alle Credits

Kamera

Production Design

Darsteller

Produzent

Executive Producer

Dreharbeiten

    • Cambodia
Länge:
169 min
Format:
DCP, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 11.11.2021, 210165, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (FR): 08.07.2021, Cannes, IFF - Un Certain Regard;
Erstaufführung (DE): 26.10.2021, Köln, Film Festival Cologne;
Kinostart (DE): 02.06.2022

Titel

  • Originaltitel (DE) Onoda - 10.000 Nächte im Dschungel

Fassungen

Original

Länge:
169 min
Format:
DCP, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 11.11.2021, 210165, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (FR): 08.07.2021, Cannes, IFF - Un Certain Regard;
Erstaufführung (DE): 26.10.2021, Köln, Film Festival Cologne;
Kinostart (DE): 02.06.2022