Oben geblieben ist noch keiner

DDR 1979/1980 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Willi Zubrodt ist in der Provinz gelandet. Genauer gesagt am Bahnhof Alkershorst. Und hat, mit zwei Koffern über der Schulter, noch einen langen, bei diesen sommerlichen Temperaturen schweißtreibenden Fußmarsch durch die Walachei vor sich. Ziel ist der jottwedee gelegene Flugplatz Niederkrumma, wo er sich für ein Ferienprojekt der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) angemeldet hat. Ausgerechnet bei den Fallschirmspringern – ist Willi doch eher ein schmächtiges Kerlchen mit Höhenangst.

Aber mit großer Klappe. Und der Phantasie eines Baron von Münchhausen. Sein Abteilungsleiter Denger hat ihm den raren GST-Platz besorgt. Für den Willi übrigens auch viel zu alt erscheint. Aber dass der 'mal 'was auf seine große Klappe kriegt, ist ihm schon einiges wert, und sei es seine langjährige Freundschaft mit dem Flugplatzleiter Behrens.

Gegenüber zwei in einem idyllisch gelegenen See badenden Schönen, die sich später als die Flugschülerinnen Katharina Knecht und Natascha Kaulmann herausstellen, gibt sich Willi als Spitzensportler aus. Als diese ihn an der Pforte des Flugplatzes bei Karl Sussek absetzen, ist die Angeberei rasch entlarvt: Er ist ein Fallschirmsprung-Neuling wie alle anderen in seinem Kurs.

Mit dem „Diensthabenden“ Kunkel, seinem künftigen Ausbilder, hat es sich der spillerige Neuzugang schnell verscherzt mit seinen lockeren Sprüchen und rotzfrechen Kommentaren. Zumal er als Einziger ein kleines Zimmer im Mädchentrakt bewohnen darf, da bei den vergleichsweise athletischen jungen Männern kein Bett mehr frei ist. Zu später Stunde lauscht ein halbes Dutzend nur mit einem Negligé bekleideter weiblicher Kichererbsen dem charmanten Aufschneider, für den Disziplin und Ordnung offenbar Fremdworte sind.

Was zunehmend nicht nur bei der Leitungsebene auf Widerstand stößt, denn die andauernden Schwierigkeiten mit dem Dauernörgler vom Frühsport über den Ausbildungsalltag bis hin zum abendlichen Bier im „Goldenen Lamm“ bei der attraktiven Anja (Karin Düwel) fördern nicht das für ein Ferienlager unabdingbare Gemeinschaftsgefühl. Bei Katharina und Natascha hat Willi freilich weiterhin ein Stein im Brett, zumal er sich eines Abends sogar auf das in der Zirkusmanege gespannte Seil traut und zur Freude des Direktors gar keine so schlechte Figur abgibt.

Unterhaltsam ist es mit dem Kerl und seinen Extratouren jedenfalls – etwa beim verordneten Fegen des Hofes, das Willi am Steuer eines Elektrokarrens absolviert. In der theoretischen Prüfung besteht er zur Überraschung aller sämtliche Aufgaben mit Bravour. Was seinen Ausbilder Kunkel schier in den Wahnsinn treibt: „Aus einem Blindgänger machen wir keine Kanone – wenn er nicht von selbst 'rausfliegt.“ Darauf hoffen die GST-Leiter, als der ängstliche Willi den ersten Absprung als Einziger aus seiner Gruppe verweigert und beim zweiten nicht auf Kommando springt, sondern das Propellerflugzeug erst verlässt, als er durch ein Insekt an Bord in Panik gerät. So landet er abseits der festgelegten Route – in einem Abwasserbecken.

Aus dem ihn eine attraktive Blondine im wahren Wortsinn herausfischt, das stinkende Wesen dann aber lieber im offenen Kofferraum ihres Wartburgs in Flughafennähe kutschiert. Zurück in der Unterkunft wird Willi ins Behrens-Büro zitiert, wo der seiner Retterin begegnet: Christine Linde ist als Vertreterin des GST-Bezirksvorstandes nach Niederkrumma gekommen, um über den weiteren Verbleib des renitenten Flugschülers Zubrodt zu beschließen.

Als Natascha zugibt, das Insekt bewusst ins Flugzeug eingeschleust zu haben, um Willis ersten Fallschirmsprung gewissermaßen zu erzwingen, ist Genossin Linde bereit, Gnade vor Recht ergehen zu lassen. Noch mehr: Weil sich die Arbeitskollegen um den Abteilungsleiter Denger entschlossen haben, ihren Brigadeausflug nach Niederkrumma zu legen, um den Sprücheklopfer durch die Luft schweben zu sehen, erklärt sich Christine Linde bereit, einen weiteren Absprung Willis zu genehmigen – mit ihr an der Seite. Als das Wetter plötzlich umschwenkt, landen beide abseits in einem schwer zugänglichen Waldgebiet. Sodass eine größere Suchaktion in Gang gesetzt wird, die für alle Beteiligten im nächsten Krankenhaus endet...

„Oben geblieben ist noch keener“ hatte Karl Sussek zuvor dem zögerlichen Willi Zubrodt Mut gemacht, der am guten Ende dieses 75-minütigen „Lustspielfilms“ genau den Mut und die Eigeninitiative gezeigt hat, um einem Ferienlager-Kind mit akuter Blinddarmentzündung das Leben zu retten. Vor der Kamera Hans Heinrichs, der auch am Drehbuch mitbeteiligt gewesen ist, stand ein erlesenes Ensemble, zu nennen etwa noch Viola Schweizer als Trautchen und Fred Düren.

Die für die paramilitärische GST werbende Komödie endet mit einer Liaison zwischen Willi Zubrodt und Christine Linde. Dabei haben Peter Palm und Eberhard Schäfer ihrer Hauptfigur nicht nur bereits eine attraktive Freundin im Kollektiv, sondern sogar einen kleinen Sohn angedichtet, der aus Euphorie über den Mut seines Vaters im Betriebskindergarten eine Fallschirmspringer-Gruppe gründet.

Pitt Herrmann

Credits

Schnitt

Musik

Darsteller

Alle Credits

Regie-Assistenz

Szenarium

Dramaturgie

Bauten

Requisite

Kostüme

Schnitt

Mischung

Musik

Darsteller

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Länge:
2287 m
Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 26.05.1980, DDR-TV

Titel

  • Originaltitel (DD) Oben geblieben ist noch keiner

Fassungen

Original

Länge:
2287 m
Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 26.05.1980, DDR-TV