Credits
Regie
Produktionsfirma
Alle Credits
Regie
Produktionsfirma
Länge:
84 min
Format:
16mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Fujicolor, Ton
Aufführung:
Uraufführung: 23.06.1983
Titel
- Originaltitel (DE) Non Sense oder Der letzte Akt
Fassungen
Original
Länge:
84 min
Format:
16mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Fujicolor, Ton
Aufführung:
Uraufführung: 23.06.1983
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Er holt Pässe, Geld und einen Kalender mit persönlichen Aufzeichnungen aus der Schublade, zündet eine Kerze an. Ihre Flamme vernichtet einzeln ausgerissene Seiten und andere verstreute Papierblättchen. Ungerührt kramt er weiter in seinen Sachen, nimmt Fotos von der Wand, um sie in eine Ledertasche zu stecken. Bis auf eines, dass das Porträt eines Jungen zeigt: Er küsst es, um es danach zu zerreißen.
Sie beginnt, aus den Blättern vorzulesen. Es scheint sich um ein Tagebuch zu handeln, doch er verneint mehrfach seine Autorenschaft, um sich wieder seinen Sachen zuzuwenden. Nun verstaut er, als ahne er sein nahes Ende, als wolle er der jungen Frau größere „Aufräumarbeiten“ ersparen, Kleidungsstücke in einen Koffer und mehrere kleinere Beutel. Alles mit einer stoischen Ruhe, während sie auf dem Bett liegt, inzwischen in eine Decke gehüllt, und weiter aus den sehr persönlichen Aufzeichnungen vorliest. Aber ganz langsam, als wollte sie sich der fremden Worte vergewissern.
Der Regisseur Michael Simbruk drehte diesen 84-minütigen Spielfilm im Winter 1982/83 mit dem damals 70-jährigen George Tabori und seiner 35 Jahre jüngeren Frau Ursula Höpfner. Er wurde zwar mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet und am 23. Juni 1983 auf dem Filmfest München in der Reihe „Neues deutsches Kino“ uraufgeführt, fand aber keinen Verleih.
„Non Sense oder: Der letzte Akt“ wurde im Rahmen eines George Tabori-Schwerpunktes anlässlich seines 90. Geburtstages am 22. Juni 2004 im ZDF-Theaterkanal erstausgestrahlt. Tabori, den man als brillanten Autor und Regisseur kennt, zeigt hier, dass er auch als Schauspieler fesseln und faszinieren kann – indem er vor allem authentisch und zugleich rätselhaft ist. So, wie man ihm später, zumeist samt kleinem Hund, am Schiffbauerdamm im BE-Umfeld begegnen konnte, nachdem er mit dem Intendanten Claus Peymann von Wien nach Berlin gezogen war.
„Non Sense...“ ist die Story eines alten Mannes, der einer wesentlich jüngeren Frau, die gut seine Tochter sein könnte, seine Lebensgeschichte erzählt. Er war mehrfach politischen Verfolgungen ausgesetzt, und auch jetzt lebt er, immer noch versteckt, in einem Berliner Heizungskeller.
Die Lebensgeschichte des Mannes vermischt sich nach und nach immer mehr mit George Taboris eigener Biographie, und als er schließlich stirbt und die junge Frau allein zurücklässt, sieht man, wie Ursula Höpfner damit zu kämpfen hat, alleine zwischen seinen wenigen Habseligkeiten weiterleben zu müssen.
Die Filmsprache Michael Simbruks ist sehr ruhig, erinnert an die Autorenfilme der 1970er Jahre. Sie konzentriert mehr auf die Atmosphäre als auf die zu erzählende Geschichte, von der vieles nur angedeutet und der Phantasie des Zuschauers überlassen bleibt. Freilich ist dieser Film zu lakonisch, als dass ihm im Arthouse-Kino oder auch nur im TV-Nachtprogramm über die Tabori-Fangemeinde hinaus Erfolg beschieden sein könnte.
Pitt Herrmann