Inhalt
Der 21-jährige Heraldo lässt seine Gang bei einem Überfall im Stich und will sich so von seiner kriminellen Vergangenheit lösen. An der Nordküste Brasiliens findet er Unterschlupf im Motel Destino, einem Sexhotel, das von Elias betrieben wird. Dort trifft er auch auf Elias' Ehefrau Dayana, die von Elias misshandelt wird. Zur Polizei will sie jedoch nicht gehen, denn Elias hat einst für diese gearbeitet. In Heraldo sieht Dayana die Chance auf Freiheit und beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit ihm. Schon bald schmieden die beiden zusammen einen gewagten Plan, um aus ihrer misslichen Lage zu entkommen. In der Hoffnung auf ein besseres Leben müssen sie sich der Gefahr und den Konsequenzen ihrer Entscheidungen stellen.
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Nach dem missglückten Raubüberfall fürchtet Heraldo die Rache des Bosses und kehrt in das einsam gelegene, ziemlich heruntergekommene Motel Destino zurück. Weil die Klimaanlage streikt und sich der junge Mann als tatkräftiger Elektriker erweist, darf er – als billige Arbeitskraft – bleiben, muss der schönen, lebensgierigen Dayana, Gattin des ungehobelten, in undurchsichtige Geschäfte verwickelten Betreibers Elias, aber bei der täglichen „Raumpflege“ zur Hand gehen.
Beide kommen sich bald näher, zumal Heraldo hautnah erlebt, wie Dayana von ihrem Mann misshandelt wird. Der hat früher für die Polizei gearbeitet, weshalb sie sich scheut, ihn anzuzeigen. In Heraldo, der am anderen Ende eines von einer kleinen Menagerie bevölkerten Hofs ein Zimmer erhält, das rasch zum Liebesnest mit Dayana wird, sieht die Gedemütigte und Geprügelte eine Chance, vom Elias loszukommen. Der Spanner schaut seinen Gästen häufig beim Sex zu durch einen schmalen Spalt der Klappe, durch die Speisen und Getränke serviert werden – und verwechselt Hardcore-Triebbefriedigung mit Liebe.
Ein alter, lustiger Mann namens Moco (Yuri Yamamoto) übernimmt stets die Nachtschicht in dem von zahlreichen Kameras überwachten Gebäude. Er bekommt natürlich mit, dass die Ehefrau des Chefs ein Verhältnis mit dem jungen Mann hat, sagt aber zunächst nichts. Und schweigt auch zur heimlichen Entsorgung der Leiche eines mit Herzinfarkt im Lotterbett gestorbenen Kunden. Doch als Dayana einen Autoschlosser anstiftet, den Wagen ihres Gatten zu manipulieren, ist für Moco eine Grenze überschritten…
Mit „Motel Destino“ taucht der brasilianisch-algerische Filmemacher Karim Aïnouz („Madame Satã“, „Futuro Beach“) mit grellen Neonfarben unter der grenzenlosen Weite eines strahlend blauen Himmels seiner Heimatprovinz Ceará tief ein in die brasilianische Gesellschaft, deren moralischer Kompass nach den zerrüttenden Jahren der Bolsonaro-Regierung vollständig ins Wanken geraten ist.
Karim Aïnouz über seinen „Tropical Neo-Noir“-Film im Piffl-Presseheft: „Männliche Gewalt ist ein absolut relevantes Thema in einem Land, in dem alle sechs Stunden eine Frau ermordet wird. Brasilien hat die der größte Gay Pride Parade der Welt und ist gleichzeitig das Land mit der höchsten Anzahl von Hassmorden – es ist ein einziger Widerspruch. Ich hatte aus verschiedenen Gründen immer eine große Empathie für die weibliche Seite und Sicht, aber ich habe mich bisher selten mit der Konstruktion des toxischen Mannes befasst, wie ihn Elías in ‚Motel Destino‘ verkörpert. Ich habe versucht, eine Art Anatomie des Machos, des Patriarchats zu schaffen, durch die Figur des Machos.“
Das an Metaphern (Esel-Sex vor dem Motel, Riesenschlange im Hotel, Flucht auf dem Rücken eines Pferdes, Job in einer Eisfabrik mitten in der tropischen Hitze) reiche Thriller-Drama reichert Sozialkritik mit reichlich spekulativen Liebesszenen in durchgängig schwüler Atmosphäre an, wartet aber mit der Überraschung einer talentierten Malerin als Strippenzieherin (Fabiola Liper als Bambina) auf.
Pitt Herrmann