Mord am Montag

DDR 1967/1968 Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Mit Mercedes-Stern auf der Motorhaube am späten Abend durch das verlockend erleuchtete West-Berlin. Was Peter Krause mit der subjektiven Kamera aufnimmt, bekommen nur noch die wenigsten Besucher der Uraufführung live zu sehen: Seit sieben Jahren trennt eine Mauer die „Hauptstadt der DDR“ von der „besonderen politischen Einheit Westberlin“. Und ein Kriminalfilm wie „Mord am Montag“ soll erläutern, warum der „antifaschistische Schutzwall“ notwendig war – um die Bürger des sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaats vor den kriminellen Auswüchsen des dekadenten westlichen Kapitalismus zu bewahren.

In der fünften Etage eines Appartementhauses entsteigt ein älterer Herr mit einer wesentlich jüngeren, ziemlich aufgebrezelten und offenbar nicht ganz nüchternen Frau dem Fahrstuhl. Sie hat Probleme, den Schlüssel in die Wohnungstür zu stecken, schafft es dann aber doch bis zur kleinen, aber opulent bestückten Hausbar. Überhaupt ist hier alles vom Feinsten bis hin zu einem Lederbeutel mit Rohdiamanten, den die offenbar als Professionelle tätige junge Frau findet, als sie sich aus der Brieftasche ihres Kunden bedient. Und später beobachtet, wie dieser den Rest aus besagtem Beutel im Sockel einer afrikanischen Skulptur versteckt.

Schnitt. Ein anderer älterer, ebenso seriös auftretender Herr wird durch einen Zettel an der Wohnungstür, an der er ursprünglich klingeln wollte, zu einer Wohnung im fünften Stock geleitet, deren Tür nur angelehnt ist. Zu seinem Entsetzen findet er nicht nur die Leiche einer jungen Frau, sondern wird, vermutlichen vom Täter, auch noch in der Wohnung eingeschlossen. Erst kurz bevor die durch einen anonymen Anruf alarmierte Polizei eintrifft, fällt der Wohnungsschlüssel durch den Briefschlitz und er kann in letzter Minute entkommen – in einem luxuriösen Amischlitten der Marke Buick Riviera.

Die bei der Wohnungsdurchsuchung ohne Handschuhe agierenden, also dilettantischen Polizisten, Kriminalinspektor Laube und sein Assistent Bentheim, finden nicht nur die Leiche der 26-jährigen Monika Stangel, sondern in einer Kaffeedose auch eine Handvoll Rohdiamanten. Die Schauspielerin Hanna Stern, die gerade von ihrer Masseuse und Visagistin Lydia Amberger für die nächste Probe vorbereitet wird, bestätigt, das ermordete Fotomodell, übrigens auch eine Kundin des Massagestudios, zu später Stunde im Fahrstuhl mit einem ihr unbekannten Herrn gesehen zu haben.

Über das Reifenprofil wird Generaldirektor Dr. Ingo Vogelsang als Fahrzeughalter des Riviera ermittelt. Der zugibt, mit dem Fotomodell verabredet gewesen und vermutlich in eine Falle geraten zu sein. Der Fotograf Krüger, bei dem „Moni“ unter Vertrag war, führt die Ermittler auf die Spur ihrer Freundin Gitte Moosbauer: Die Restaurantbesitzerin, ebenfalls eine Stammkundin Lydia Ambergers, besitzt eine ganz ähnliche Holzskulptur. Die ihr vom Lufthansa-Piloten Peter Lacour aus Kapstadt mitgebracht worden ist. Den Hanna Stern wenig später als den Mann im Fahrstuhl an Monika Stangels Seite identifiziert.

Zu diesem Zeitpunkt liegt Inspektor Laube, der hinter die Machenschaften eines Diamanten-Rings gekommen ist, bereits im Kofferraum des BMW von Ingo Vogelsang – tot. Letzterer entsorgt die ihm untergeschobene Leiche in einem See, um sein Verhältnis mit Hanna Stern zu vertuschen. Als Tatort wird der unweit des Sees gelegene Botanische Garten ermittelt – ein Alpenveilchen-Blatt befand sich im Ohr des Toten. Nun wird Kriminalsekretär Bentheim vom Polizeichef damit beauftragt, beide Morde allein aufzuklären. Weshalb Vogelsang seine Geliebte auf Bentheim ansetzt, um ihn auszuhorchen. Der recherchiert inzwischen auch auf dem Flughafen Frankfurt/Main, sind es doch Lufthansa-Piloten, welche die heiße Fracht von Südafrika nach Deutschland transportieren.

Doch Vogelsang braucht sich ebenso wenig Sorgen zu machen wie Lydia Amberger und Gitte Moosbauer: Laube hatte Bentheim immer spüren lassen, dass er nicht viel von seinem Assistenten hält. Warum sollte der sich jetzt besonders ins Zeug legen und einen Fall aufklären, in den offenbar auch Politiker verwickelt sind? Ihm reicht ein Bauernopfer in Person des Chauffeurs Siegfried und die Zusage Ambergers, einer „sonnigen Zukunft“ entgegen zu sehen…

„Mord am Montag“, das Spielfilm-Debüt des frisch von der Filmhochschule gekommenen Regisseurs Hans Kratzert, ist ein im Cinemascope-Format (DDR: Totalvision) gedrehter Schwarzweiß-Film, der den kapitalistischen Westen außerordentlich bunt erscheinen lässt, weshalb es fraglich ist, ob er beim Zuschauer im Kino (Anlaufdatum 13. September 1968) oder am Bildschirm (Erstausstrahlung am 27. Juni 1970 im Deutschen Fernsehfunk) den gewünschten Abschreckungseffekt erzielt hat.

Was von der zeitgenössischen Kritik ähnlich gesehen wurde: „Viel Schmutz wird aufgewühlt, bezeichnende Erscheinung für die Korruption höchster Gesellschaftskreise in Westdeutschland. Ein Kriminalfall mit Gesellschaftskritik also, in dem es auch an Spannung nicht fehlt, ein Kriminalfilm, der im Dschungel von Skandalen und Verbrechen in den Spitzen der bundesrepublikanischen Gesellschaft angesiedelt ist. Die Realisierung dieser Idee ist jedoch weniger gut gelungen. Allzusehr werden die gesellschaftlichen Verhältnisse simplifiziert, Zusammenhänge nicht einmal angedeutet. Auch fragt man sich, ob der Film in den zweifellos sehr attraktiven Luxusappartements, Millionärsvillen und exclusiven Restaurants so schwelgerisch verweilte, um publikumswirksam zu werden“ schieb I.R. unter der Überschrift „Im Dschungel des Verbrechens“ am 18. September 1968 in „Neue Zeit“, dem Zentralorgan der DDR-Blockpartei CDU.

Pitt Herrmann

Credits

Drehbuch

Kamera

Darsteller

Alle Credits

Regie-Assistenz

Drehbuch

Dramaturgie

Kamera

Bau-Ausführung

Kostüme

Darsteller

Synchronsprecher

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Länge:
2823 m, 103 min
Format:
35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
s/w, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 12.09.1968, Berlin, International

Titel

  • Originaltitel (DD) Mord am Montag

Fassungen

Original

Länge:
2823 m, 103 min
Format:
35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
s/w, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 12.09.1968, Berlin, International