Mitternachtsfall

DDR 1988/1989 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
„In meinem Stall ist immer alles in Ordnung“ behauptet der Schweinezüchter Wilhelm Sippach, als Fritz, der Vorsitzende der LPG Tierproduktion „Frieden“, vorbeischaut. Unter Ordnung versteht der tüchtige, aber selten nüchterne Witwer die herkömmliche Ferkelproduktion durch seinen Eber Albert: „Künstliche Besamung ist wider die Natur.“ Fritz hält gesamtwirtschaftlich dagegen: „Wir brauchen Schweinefleisch, Massenproduktion. Künstlich geht’s halt schneller.“ Und das schon gar, nachdem die Enkel Uwe (Sven Boeder) und René (Matthias Kunde) auf dem Heuboden herumgeklettert sind und Wilhelms eiserne Reserve im Schweinetrog landet: mit dem besoffenen Albert ist im Schweinestall kein Staat zu machen.

Bevor der Vorsitzende diesen verlässt, kontrolliert er noch schnell Wilhelms Jacke am Haken. Die gesuchte Schnapspulle ist nicht in der Tasche: „Immer am Mann“ lächelt Wilhelm und genehmigt sich einen Schluck. Weil er weder von der ihm privat durchaus zugetanen Konsum-Verkäuferin Betty noch von Oskar, dem Wirt der Dorfkneipe „Zum guten Tropfen“, hochprozentigen Nachschub erhält, zieht es ihn in die Stadt. Wo er vor verschlossener Tür seiner Stammwirtschaft „Zum Bär“ steht. Er spricht den Schreinergesellen Fred „Fredy“ Kühn an, der gerade seinen Feierabend-Schluck trinkt. Der weiß eine Alternative – und wird von Wilhelm eingeladen.

Währenddessen ermitteln Hauptmann Peter Fuchs und Oberleutnant Thomas Grawe zu zwei Überfällen im Stadtwald. Frau Sohr, die gerade noch Fredy mit einem satten Trinkgeld beglückte zum Entsetzen ihres knausrigen Gatten, des Uhrmachers Eberhard Sohr, ist das zweite Opfer und nach eigenen Angaben nicht nur beraubt, sondern auch vergewaltigt worden. Doch weder Phantombilder noch Gegenüberstellungen haben bisher zum Erfolg geführt.

Das könnte sich ändern, als ein weiterer Überfall gemeldet wird – vom polizeibekannten Kleinganoven Krock und einem Fräulein Reincke: Sie haben unweit des Ausflugslokals „Zum Färberturm“ den schwerverletzten Wilhelm gefunden, der einige Tische weiter mit einem jüngeren Mann bis zur Sperrstunde ordentlich gezecht hat. Denn es gibt jede Menge Spuren – und bald auch konkrete Hinweise auf den potentiellen Täter: Fredy. Der Taxifahrer Holger Hartmann hat den Sturzbetrunkenen am frühen Morgen nach Hause gefahren. Bei der Wohnungsdurchsuchung wird ein Schuh Wilhelms und dessen gut gefüllte Brieftasche gefunden.

Während das dritte Stadtwald-Opfer weiterhin nicht vernehmungsfähig ist, bestreitet Fredy vehement die Tat. Erst als Thomas Grawe bei einem Ortstermin eine repetierende Taschenuhr hoch auf einem Baum findet, geraten die „Färberturm“-Wirtsleute Gerber ins Visier der Ermittler. Nach und nach wird Fredy entlastet, so von einem Straßenbahnfahrer, der dem Betrunkenen in der Nacht nicht geglaubt hat, dass er nach seinem Freund Wilhelm suche und die Polizei verständigt werden müsste. Auch Fredys Chef, der Tischlermeister, weiß nur Gutes über ihn zu berichten…

Die Dorfgeschichte „Mitternachtsfall“ sticht aus zweierlei Gründen aus den üblichen Filmen der populären Krimireihe „Polizeiruf 110“ heraus. Zum einen geht es bis hin zur Aufklärung des Falls Wilhelm Sippach, der mit den anderen Delikten im Stadtwald nichts zu tun hat, menschlich-allzumenschlich zu. Nur soviel: es war eine Vollmondnacht, in der sich die beiden zufälligen Saufkumpane verloren. In der wir auch Thomas Grawes Gattin beim Grillen in der Datsche kennenlernen. Zum anderen ist der Krimi vor allem ein sehr selbstironisches Porträt einer skurril-herzlichen Dorfgemeinschaft, die sich trotz der Vereinigung zur Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft ihre trotzig-rotzige Dickschädeligkeit bewahrt hat – vom unbelehrbaren Wilhelm über den stets aufgeregten Besamer bis hin zum „Gipsbein“ Rainer, der keiner körperlichen Auseinandersetzung aus dem Weg geht.

Pitt Herrmann

Credits

Drehbuch

Darsteller

Alle Credits

Script

Drehbuch

Dramaturgie

Kamera-Assistenz

Standfotos

Licht

Garderobe

Schnitt-Assistenz

Ton-Assistenz

Mischung

Darsteller

Produktionsleitung

Dreharbeiten

    • 24.05.1988 - 23.07.1988: Berlin/DDr, Vietmannsdorf, Kremmen, Schönerlinde
Länge:
75 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 08.01.1989, DDR-TV

Titel

  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
  • Originaltitel (DD) Mitternachtsfall
  • Arbeitstitel (DD) Vollmondstory

Fassungen

Original

Länge:
75 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 08.01.1989, DDR-TV