Inhalt
Eine Strategie vieler deutscher Unternehmen, ihre Rolle im Nationalsozialismus zu behandeln, bestand jahrzehntelang in vehementem Verschweigen. Seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts entspricht es dem Standard, die firmeneigene NS-Vergangenheit durch bezahlte Auftragsstudien abzuhandeln. Mit treffenden Auslassungen und in abstrahierender Rhetorik lassen sich auch kapitale Verbrechen geschäftsverträglich vermitteln. Wie kann der Sektor des History Marketings zu neuen Formen finden? Im Film "Mind the Memory Gap" hat die Kommunikationsmanagerin einer Rüstungsfirma eine Idee: Ein Themenpark der Erinnerung soll historische Kommunikation zukunftsorientiert gestalten, jenseits aller Faktenlast und mit einem Erinnerungsdesign speziell für Deutschland. Eine als Tour Guide engagierte Darstellerin (Julia Franz Richter) führt durch bereinigte Erinnerungslandschaften und präsentiert die massenhaft praktizierte Ausbeutung durch Zwangsarbeit im erlebnisreichen Informationsflow einer bewegten Firmengeschichte: "Die Unternehmensführung stand dem politischen Klima der Zeit sehr distanziert gegenüber. Die Situation ließ aber nichts anderes zu, als dem Druck nachzugeben und sich für das Geschäftswohl aufzuopfern – sonst hätte die Firma nicht überlebt."
Franz Wanner
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