Inhalt
Hurtig wird von einem Freund gefragt, ob er kurzfristig als Reiseleiter auf einer Kreuzfahrt durch das Schwarze Meer aushelfen kann. Hurtig willigt ein und ahnt nicht, was er sich da eingebrockt hat. Die Reisenden halten ihn mit allerlei Sonderwünschen ganz schön auf Trab. Immer wieder bekommt er Ärger vom Hauptreiseleiter, weil er von seinen Aufgaben überfordert ist. Auch die 17-jährige Sybille ist an Bord und hat sich in Ronny verliebt, der jedoch nur Augen für eine schöne blonde Passagierin hat. Durch die Schuld von Hurtig verpassen Ronny und Sybille in Batumi das Schiff. Jetzt müssen sie versuchen, so schnell wie möglich den nächsten Anlegehafen in Sotschi zu erreichen. Hurtig folgt ihnen, denn er will seinen Fehler wieder gutmachen. Auf ihrer Reise erleben sie viele spannende Abenteuer, und dank hilfsbereiter Sowjets können sie schließlich wieder an Bord ihres Schiffes gehen.
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Dafür hat er ein großes Herz. Für das frischgebackene Ehepaar Hoffmann etwa, dem noch die offizielle Heiratsurkunde fehlt, weshalb Sieglinde noch unter ihrem Mädchennamen Zabel geführt wird. Weil daher eine Doppelkabine nicht in Frage kommt, machen es sich die beiden vorläufig unter der Plane eines Rettungsbootes an Deck gemütlich, bis Hurtig das mit den Zimmern hinter Obermüllers Rücken regelt. Frühsport, Schach-Turnier, Tischtennis, Volkslied-Wettbewerb und die Vorbereitung fürs große Volksfest: Hurtig fühlt sich gestresst. Immerhin kann er sich bei den hartnäckigen Jodl-Fräuleins Siebenzahl und Fülve erfolgreich aus der Animateur-Falle stehlen – und punktet bei den Brettspielern mit einer nicht enden wollenden Serie von Sechsern beim Würfeln.
Die schöne Helena kann sich auf dem Sonnendeck wie abends in der Bar kaum retten vor begehrlichen Blicken der Männer – und vor Einladungen gefühlt sämtlicher männlicher Passagiere ohne weibliche Begleitung. Zu ihren Verehrern gehört auch der junge, Gitarre spielende Ronny Sommer, in den sich die 17-jährige Sybille unsterblich verliebt hat, welche die Kreuzfahrt mit ihren Eltern, dem Ehepaar Remus, unternimmt. Als Hurtig mitbekommt, dass Helena den jungen Barden am langen Arm verhungern lässt, um sich lieber von gesetzten, wohlhabenden Mitreisenden wie dem Chirurgen Dr. Meier verwöhnen zu lassen, versucht er auf dem Landgang in Batumi, Amor zu spielen. Was gründlich daneben geht: Weil hier die Uhren nach Moskauer Zeit ticken, verpassen Sybille und Ronny die Abfahrt des Schiffes.
Hurtig fühlt sich schuldig und versucht, die nächste Anlegestation mit den beiden jungen Leuten auf dem Landweg zu erreichen – ohne Papiere und ausreichende Reisekasse. Aber es kommt noch dicker: statt Sotschi steuert er, weder der russischen Sprache noch der kyrillischen Schrift mächtig, Suchumi an. Mit einer Eselskarrenfahrt Hurtigs und dem Auto-Stopp der beiden anderen, die ausgerechnet ein Schiffsoffizier mitnimmt und sogleich zur opulent gefeierten Hochzeit seiner Schwester einlädt, beginnt ein von Rudi Strahl beschwingt-heiter erdachtes und von Wolfgang Luderer binnen knapp neunzig Minuten so flott wie spannend verfilmtes Road Movie, wobei das Trio rasch auseinandergerissen wird, sich deren Wege aber immer wieder wundersam kreuzen.
Etwa auf besagter Hochzeit, in Suchumi, wo das Kreuzfahrtschiff gar nicht hält, oder auf der Baustelle eines großen Staudamm-Projektes. Die abenteuerliche Reise durch den malerischen Kaukasus steckt voller Überraschungen. Mal geht’s auf der Ladefläche sowjetischer Soldaten oder im Krad-Beiwagen eines Milizionärs ein Stück weiter, mal im Taxi eines freundlichen Lenkers, der die Fremden zum Ausflug in die Berge samt Essen daheim einlädt, mal im Jeep eines Ingenieurs oder auf dem Rücken eines Pferdes von Treibern einer Rinderherde, ja sogar im offenen Bus eines anderen, auch nicht wirklich souveränen Reiseleiters. Und sie endet für die beiden sich immer besser verstehenden jungen Leute beim verständnisvollen Vater Serafim sogar in einem Bett – bis Hurtig dann doch im entscheidenden Moment auftaucht. Der Alte bringt das Trio sicher zu ihrem inzwischen in Sotschi eingelaufenen Schiff, auf dem das Bordfest in vollem Gange ist. Sodass dem beschwipsten Hauptreiseleiter das Fehlen der Drei gar nicht aufgefallen ist…
Die harmlose, aber höchst unterhaltsame Kreuzfahrtkomödie punktet neben Rolf Herrichts furioser Komik mit einem witzigen Animations-Vorspann, herrlichen Landschaftsaufnahmen von der georgisch-abchasisch-russischen Kaukasus-Route und dem traumhaften südländischen Flair der Schwarzmeerküste, vor allem aber mit den kleinen Begebenheiten lebensfroher, ausnehmend gastfreundlicher Menschen am Rande. Militär, Polizei und andere Offizielle ausdrücklich eingeschlossen – fürs DDR-Publikum eine ganz neue Erfahrung. Erstaunlich: Ronnys Film-Lieder („Manchmal, wenn ich froh bin“ und „Willst du dein Herz mir schenken“) werden vom DDR-Schlagersänger Frank Schöbel gesungen, der seinerzeit im Vorspann keine Erwähnung fand – und bis heute von der Datenbank der Defa-Stiftung unterschlagen wird. „Meine Freundin Sybille“ erfuhr 1969 durch Wolfgang Luderer mit dem Silvester-Fernsehschwank „Tolle Tage“ eine Fortsetzung, in der das Komikerpaar Herricht & Preil erneut als Rolf Hurtig und dessen Chef Eduard Obermüller auftritt.
Pitt Herrmann