Inhalt
Am 16. September 1977 wird die weltberühmte Opernsängerin Maria Callas tot in ihrer Pariser Wohnung aufgefunden. Die Woche vor ihrem Tod ist geprägt von inneren Kämpfen und dem Rückblick auf ihr bewegtes Leben. Nach Jahren des Rückzugs versucht Maria wieder zu singen, obwohl ihre Gesundheit stark angegriffen ist. Ihre Abhängigkeit von Medikamenten und die Angst, ihre Stimme zu verlieren, belasten sie schwer. Halluzinationen führen sie durch prägende Stationen ihres Lebens: die schwere Kindheit, in der sie während des Zweiten Weltkriegs für Geld singen musste, die leidenschaftliche, aber unglückliche Beziehung zu Aristoteles Onassis und den Verlust ihrer großen Liebe. Gleichzeitig ist sie entschlossen, ihre Kunst wieder aufleben zu lassen, doch die Realität ihrer schwindenden Fähigkeiten holt sie ein. Am Tag ihres Todes beschließt Maria, ein letztes Mal voller Hingabe zu singen, und öffnet die Fenster ihrer Wohnung. Während ihre Stimme die Straßen erfüllt, findet sie inneren Frieden. Inspiriert von wahren Begebenheiten.
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Die mit der Scheidung ihrer Eltern beginnen, sodass die 1923 in New York als Tochter griechischer Einwanderer geborene Maria als 13-Jährige mit Mutter (Lydia Koniordou) und der älteren Schwester Yakinthi (Evophilie Panagiotarea) nach Athen zieht. Und längst noch nicht damit enden, dass die Mutter ihre minderjährigen Töchter zur Prostitution zwingt – auch mit deutschen Besatzungsoffizieren, von denen einer immerhin Marias Gesangstalent erkennt.
Nachdem die 17-jährige Maria ihr Debüt in Athen in Franz von Suppès „Boccaccio“ gibt, locken die italienischen Opernhäuser – und der wohlhabende Industrielle Giovanni Meneghini als ihr Gatte. Von nun an geht’s bergauf: La Fenice in Venedig, Covent Garden in London, Metropolitan Opera New York, auch Deutschland. Die Opernwelt liegt der Primadonna assoluta zu Füßen.
Wie der griechische Reeder Aristoteles Onassis, der ab 1959 Marias einzige große Liebe werden sollte – bis der 1968 die JFK-Witwe Jackie Kennedy heiratet und Maria in eine tiefe seelische Krise stürzt, von der sie sich nicht mehr erholen sollte: Alle Warnungen ihres Arztes Dr. Fontainebleau in den Wind schlagend und von ihrer Schwester mit „Stoff“ versorgt stirbt die tablettensüchtige Maria Callas im Alter von 53 Jahren an einem Herzinfarkt.
Nach „Jackie“ (2016) über Jackie Kennedy und „Spencer“ (2021) über Lady Diana schließen Steven Knight (Buch) und Pablo Larrain (Regie) mit „Maria“ ihre Trilogie faszinierender Frauen des 20. Jahrhunderts ab. Und richten den Fokus auf die letzte Lebensphase einer starken Frau, die stets um Anerkennung – und etwa gegenüber Herbert von Karajan um finanzielle Gleichberechtigung – kämpfen musste und sich am Ende nur auf zwei großartige Menschen verlassen konnte, von denen Ersterer, inzwischen hochbetagt und gänzlich zurückgezogen lebend, inhaltlich einiges zum Film beitragen konnte.
Es handelt sich bei ihm um Marias treu ergebenen Kammerdiener Ferruccio, der für sie sicherlich auch eine Vaterfigur gewesen ist: er kann sich beim täglichen Verrücken des Konzertflügels vor Rückenschmerzen kaum noch aufrecht halten, trägt aber die Livreé dessen ungeachtet weiterhin mit großer, geradezu britischer Selbstverständlichkeit und macht sich zunehmend Sorgen um Marias Gesundheit statt um die eigene. Was auch für ihre längst zur mütterlichen Vertrauten gewordene Köchin und Haushälterin Bruna gilt, die stoisch jeden Omelett-Wunsch der Hausherrin erfüllt in der Gewissheit, die Eierspeise am Ende selbst verzehren zu müssen.
Als der Fernseh-Reporter Mandrax, der wohl nicht zufällig so heißt wie das in Schubladen und Jackentaschen versteckte Aufputschmittel der so exzentrischen wie liebesbedürftigen Diva, auftaucht, blüht Maria Callas auf. Die Gespräche mit dem jungen Mann führen sie zurück in bessere, ja in große, in legendäre Zeiten, in denen sie mit ihrem Stimmumfang von beinahe drei Oktaven die großen Opernhäuser der Welt füllte. Maria Callas beschließt, noch ein letztes Mal auf die Bühne zurückzukehren, doch die Proben der von ihrem Lebenswandel und ihrem Medikamentenmissbrauch gezeichneten Sängerin mit dem Dirigenten Jeffrey Tate (Stephan Ashfield) werden zum Fiasko…
„Maria“ ist ein sehr nachdenkliches Porträt eines Stars, der immer anderen gerecht werden wollte, statt auf sich selbst zu achten. Und eine bildmächtige Eloge auf die Oper als Königsdisziplin der Künste: Angelina Jolie hat für die Titelrolle ein halbes Jahr Gesangsunterricht genommen und Italienisch gelernt, um die von Maria Callas gesungenen Arien u.a. von Verdi („La traviata“), Bellini („Norma“), Puccini („Madama Butterfly“) und Bizet („Carmen“) nicht nur playbackmäßig lippensynchron darstellen, sondern selbst singen zu können.
Wobei sich „Vissi d’arte“ und die Cavaradossi-Arie „E lucevan le stelle“ aus „Tosca“ wie ein Roter Faden durch den höchst emotionalen Film ziehen. Callas-Fans wissen warum: 1964 gabs in Covent Garden „die“ legendäre Inszenierung Franco Zeffirellis mit „der“ Callas und Tito Gobbi. Die Tonspuren von Maria Callas und Angelina Jolie sind übereinandergelegt: der Anteil Jolies wird zum Ende hin analog zur körperlichen Verfassung Marias immer stärker. „Eine Diva wird verdünnt“ schreibt der geschätzte Andreas Kilb in der „FAZ“. Und spricht über den aus meiner Sicht genialen Regie-Schachzug von einem „Denkmal aus Zuckerguss“ mit „pseudodokumentarischen Handkamera-Bilder(n)“. Saurer Kitsch und gefakte Bühnenauftritte: ist Ansichtssache. „Maria“ ist schließlich ein Spielfilm und keine Doku - und macht richtig Lust auf große Oper!
Pitt Herrmann