Lebensbedürfnis oder: Arbeit macht Spaß

DDR 1988-1990 Kurz-Animationsfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Amboss oder Hammer sein? Zugegeben eine Alternative aus längst überkommener, im Sozialismus jedenfalls überwundener kapitalistischer Sicht. Aber ist die Arbeit wirklich das, so Karl Marx, „erste Lebensbedürfnis“ der Menschen – oder doch zumindest der Bürger des ersten Arbeiter- und Bauernstaates auf deutschem Boden? Der bereits zu Wendezeiten in der ausgehenden DDR entstandene, dreiminütige Kurz-Animationsfilm „Lebensbedürfnis oder: Arbeit macht Spaß“ von Sieglinde Hamacher zieht das auf äußerst drastische Weise in Zweifel.

Zumindest indirekt, denn Manfred Mammitzsch unterlegt die Zeichnungen der gebürtigen Dresdenerin, die im Alter von 84 Jahren Mitte Dezember 2020 in der Nähe von Stuttgart starb, mit afrikanischer (Folklore-) Musik. Ein Mann schlägt mit dem Hammer auf einen unsichtbaren Gegenstand. Setzt bald die Mütze ab, um sich den Schweiß von der Stirne zu wischen. Ein Bagger schaufelt das von ihm zerschlagene Material auf eine Lore. Diese rollt auf Schienen zu einem Ort, an dem eine rote Fahne weht.

Ein weiterer Bagger befördert das sandartige Material auf ein Förderband. Von dort aus gelangt es in Kästen, die wiederum auf einem Band stehen und nach und nach mit Wasser aufgefüllt werden. Am Ende, aus dem Lautsprecher ertönen nun afrikanische Gesänge, stapelt eine kopftuchbedeckte Frau steinerne Quadrate zu einer Mauer. Die sich wenig später bei der Gesamtansicht als Lore herausstellt, welche die Steine zum eingangs gezeigten Mann transportieren, welcher diese wieder zerschlägt…

„Lebensbedürfnis oder: Arbeit macht Spaß“ (PL Ingrid Tzschoppe), vom staatlichen Progress-Filmverleih ab 11. Mai 1990 und damit kurz vor Toresschluss als Begleitprogramm in die Kinos gebracht, hinterfragt binnen drei Minuten die Sinnhaftigkeit der Lohnarbeit. Mit lakonischem Humor und drastischer Überhöhung gehört der Zeichentrickfilm zu den allegorischen Arbeiten der Dresdener Filmemacherin, die zusammen mit ihrer langjährigen Autorin und Dramaturgin Hedda Gehen in Dresden-Gorbitz entstanden.

Allerdings kam der Film, der paradoxerweise beim Leipziger Dokfilmfestival 1990 mit dem Sonderpreis des im Westen „Comecon“ genannten „Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe“ (RGW), dem Ostblock-Gegenstück zur Europäischen Wirtschafts-Gemeinschaft (EWG), ausgezeichnet worden war, nicht ungekürzt in die Lichtspielhäuser der Bezirksfilmdirektionen: die in der ersten Filmfassung über dem sinnlosen Arbeitskreislauf hängenden beiden Fahnen in Rot und Weiß wurden herausgeschnitten.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Länge:
86 m, 3 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Erstaufführung (DD): 11.05.1990

Titel

  • Originaltitel (DD) Lebensbedürfnis oder: Arbeit macht Spaß
  • Weiterer Titel (DD) Lebensbedürfnisse

Fassungen

Digitalisierte Fassung

Länge:
3 min
Format:
DCP 2k, 1:1,37
Bild/Ton:
Farbe, Mono

Original

Länge:
86 m, 3 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Erstaufführung (DD): 11.05.1990