Credits
Regie
Kamera
Musik
Darsteller
- Kippenberg
- Lankwitz
- Bosskow
- Charlotte Kippenberg
- Eva
- Dr. Pabst
- Kortner
- Harra
- Lehmann
- Frau Degenhardt
Produktionsfirma
Alle Credits
Regie
Szenarium
Vorlage
Dramaturgie
Kamera
Musik
Darsteller
- Kippenberg
- Lankwitz
- Bosskow
- Charlotte Kippenberg
- Eva
- Dr. Pabst
- Kortner
- Harra
- Lehmann
- Frau Degenhardt
- Frau Dr. Dietrich
- Anni Seliger
- Max Merck
- Jungmann
- Dr. Schneider
- Wilde
Produktionsfirma
Titel
- Originaltitel (DD) Kippenberg
- Abschnittstitel Kippenberg - Erster Teil
- Abschnittstitel Kippenberg - Zweiter Teil
Fassungen
Original
Teilfassung
Abschnittstitel
- Kippenberg - Erster Teil
Aufführung:
TV-Erstsendung (DD): 13.03.1981, DDR-TV
Abschnittstitel
- Kippenberg - Zweiter Teil
Aufführung:
TV-Erstsendung (DD): 15.03.1981, DDR-TV
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Wie eine Bestätigung seiner Selbsteinschätzung muss es Joachim vorkommen, als sein Schwiegervater Gattin Charlotte statt seiner mit einer Delegation nach Moskau schickt. Mehrere Wochen wird sie beim „Großen Bruder“ sein, die für ihn einsam zu werden versprechen, wie er ihr beim Abschied auf dem Flughafen Schönefeld offenbart. Als die Interflug-Iljuschin abhebt, erinnert er sich an seine Studentenzeit, wo er schon einmal auf der Aussichtsterrasse des Hauptstadt-Airports gestanden hat.
Auch als Joachim auf der Rückfahrt in die Stadt Eva mitnimmt, die 19-jährige Tochter des stellvertretenden Institutsleiters Dr. Kortner, sieht er sich mit einstmals eigenen Vorstellungen konfrontiert, die er nun nicht mehr unterscheiben würde, jedenfalls nicht mit Evas Rigorosität. Sie sträubt sich gegen den gesellschaftlich und familiär vorgegebenen Lebensweg, der nur aus Arbeit besteht, einmal im Jahr unterbrochen von Urlaub: „Nichts kann schiefgehen – nur die Ehe.“
Der Strohwitwer Joachim nimmt sie kurzentschlossen mit auf seine idyllisch am Schönensee gelegene Datsche und diskutiert mit Eva, die altersmäßig auch seine Tochter sein könnte, über Zukunftsperspektiven in der geschlossenen Gesellschaft des kleinbürgerlichen DDR-Sozialismus: materieller Wohlstand ist nicht alles, darauf immerhin können sie sich einigen. Eva, die Angst vor der Konfrontation mit ihrem Vater hat, will nach dem Abitur nicht studieren, sondern die „Hauptstadt-Blase“ verlassen und draußen in der Provinz des Arbeiter- und Bauernstaates eine praktische Tätigkeit aufnehmen. Kippenberg hält mit rationalen Argumenten und seiner Lebenserfahrung dagegen – und behauptet: „Ich lasse mich nicht von Gefühlen beherrschen.“ Eva tritt an, das Gegenteil zu beweisen – noch allerdings ohne Erfolg.
Im Institut geht es um neue, unorthodoxe Methoden der Grundlagenforschung für Arzneimittel. Kippenberg zeigt sich im Gespräch mit dem Parteisekretär Bosskow unschlüssig, ob er den Sprung ins kalte Wasser wagen soll: das von Harras, Forscher in der Arbeitsgruppe Kippenberg, ausgearbeitete Konzept für das neue Verfahren liegt seit zwei Jahren im Panzerschrank des Institutes. Wo es nach dem Willen von Professor Lankwitz und seines Stellvertreters Dr. Kortner auch bleiben soll. Als Letzterer seine Tochter im Streit vor die Tür setzt, findet sie Unterschlupf in besagter Datsche. Und auch Charlotte, so klingt es jedenfalls am Telefon, ist in Moskau dabei, sich freizuschwimmen – beruflich und privat. Was Joachim noch lange nicht als Freibrief nimmt, mit Eva ein Verhältnis zu beginnen.
Aber jede Festung ist einmal sturmreif geschossen: die junge Frau hat in Kippenberg schon immer einen Helden gesehen und ihn zum Leitbild eigener Standfestigkeit und Überzeugungen erhoben. Als die Liaison im Institut ruchbar wird, versucht Kortner daraus in Bezug auf das neue Forschungsvorhaben Kapital zu schlagen. Denn inzwischen hat Kippenberg mit dem Thüringer Unternehmer Dr. Pabst einen unterschriftsreifen Kooperationsvertrag ausgehandelt, der dem Institut finanzielle Unabhängigkeit bescheren würde – zur stolzen Freude seines Teams um Harras, Lehmann und Wilde. Während Prof. Lankwitz mit seiner überraschend aus Moskau zurückgekehrten Tochter unterwegs ist, lässt der Institutsleiter durch eine Hausmitteilung die weiteren Vorbereitungen an dem Neuerer-Projekt untersagen – aus „schwerwiegenden fachlichen Bedenken“.
Was er nicht weiß: die Harras-Studie ist inzwischen nicht nur an die DDR-Regierung weitergeleitet worden, sondern auch ans kooperierende Moskauer Institut. Mit außerordentlich positiven Rückmeldungen, wie Bosskow weiß. Inzwischen aber hat Dr. Harras gekündigt, weil er Kippenbergs klares Bekenntnis zu ihm und seiner Arbeit vermisst. Dabei ist der gerade privat im Stress: In der Aussprache zwischen Joachim und Charlotte gesteht er ein, dass ihre Ehe nur nach außen hin intakt sei, im Inneren aber längst ein stummes Nebeneinander herrsche. Doch dann kommt es zum Eklat, der Kippenberg nicht länger schweigen lässt: Prof. Lankwitz spricht Bosskow in Gegenwart seiner Parteileitungs-Kollegin Dr. Dietrich die fachliche Qualifikation ab, die dieser seinerzeit als Häftling im KZ Buchenwald gar nicht erwerben konnte. Bevor es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen kommt, findet die Chefsekretärin Degenhardt die richtigen Worte. Und Charlotte verzeiht ihrem Gatten…
In „Kippenberg“, als TV-Zweiteiler am 13. und 15. März 1981 (167 Minuten) im Fernsehen der DDR erstausgestrahlt, geht es nach dem 1979 erschienenen gleichnamigen Roman erstaunlich grundsätzlich um die Verantwortung des Wissenschaftlers in einem sozialistischen Staat. Für den Autor Dieter Noll (1927-2008), dessen Hauptwerk „Die Abenteuer des Werner Holt“ von der Defa fürs Kino verfilmt worden ist, heißt Verantwortung, dem wissenschaftlichen und technischen Fortschritt und damit der sozialistischen Gesellschaft insgesamt zu dienen, auftauchenden Problemen dabei nicht auszuweichen und sich seiner Eigenverantwortung auch innerhalb festgefahrener Hierarchien voll bewusst zu sein.
Im Rahmen der Reihe „Im Auftrag des Fernsehens der DDR“ wurde am 2. Oktober 2019 im Berliner Zeughauskino wahrscheinlich erstmals öffentlich eine 94-minütige einteilige Fassung gezeigt, die auch der anwesenden Schauspielerin Marijam Agischewa unbekannt war. Ihre Entstehung ist bis heute unklar.
Pitt Herrmann