Jenseits der Straße

Deutschland 1929 Spielfilm

Inhalt

Ein alter Bettler findet auf der Straße eine Perlenkette, die eine elegante Dame verloren hat. Eine Dirne beobachtet ihn dabei und folgt ihm. Der Bettler wohnt mit einem jungen Arbeitslosen zusammen. Die Dirne becirct den Jungen, den Alten zu bestehlen. Gewaltsam versucht der Junge, dem Alten die Kette abzunehmen, die er in einem Beutel an der Brust verborgen hat. Auf der Flucht vor dem Jungen stürzt der Alte ins Wasser. Alsbald erscheint eine unscheinbare Notiz in der Zeitung: Man habe aus dem Wasser die Leiche eines Mannes geborgen, der die wertlose Imitation einer Perlenkette bei sich trug.

 

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Falk Schwarz
Erotik im Café
Ein 23jähriger Kameramann will es wissen. Er stürmt los, fängt in den Hafenstädten ein, was möglich ist und Atmosphäre zaubert - Kräne, die Kohle aus den Bäuchen der Schiffe holen, tuckernde Barkassen auf der Elbe, Brücken (in Rotterdam), die sich öffnen, Lokomotiven, die in ihrem eigenen Dampf verschwinden. Atmosphärische Dringlichkeit. - Derart realistische Bilder aus dem Hafenmilieu waren 1929 noch eine ausgesprochene Seltenheit und Friedel Behn-Grund zeigte, dass er mit einer Handkamera in einem Ort wie Rotterdam oder Hamburg Alltagsszenen einfangen konnte, die in ihrer Genauigkeit und schonungslosen Wirklichkeitsnähe die Zuschauer mitrissen. Dann die Story: ein alter, dicklicher Mann liest Zeitung in einem Café. Die Kamera stellt sich hinter ihn und fährt die Zeitungsseiten ab. Dann nimmt der Mann die Zeitung etwas zur Seite und wir sehen die Beine einer jungen Frau mit Stiefeln bis zum Knie, die ihm gegenüber sitzt - die Erotik dieser Einstellung ist stupend. Lissy Arna spielt die Dirne. Der Zeitungsleser ist sofort interessiert und am Ende des Films geht er mit der Dirne auf's Zimmer. - Ein Bettler sitzt auf der Straße. Die Kamera nimmt seine Position ein. Wir sehen minutenlang nur Beine der Vorübergehenden und dazwischen immer wieder die eleganten Tanzschuhe der Dirne, die auf Freier wartet. Die Szene ist geschickt ausgeleuchtet. Erst als der Bettler aufsteht und sich die Geschichte der Perlenkette entwickelt, nimmt auch die Kamera wieder die aufrechte Perspektive ein. Expressionistische Fotografie wie aus dem Bilderbuch. So entsteht der Eindruck einer verschüchterten, ängstlichen Frau, die den Männern um sie herum hilflos ausgeliefert ist. Die Tragödie ist nicht aufzuhalten. Die Kamera hat sie intuitiv erfasst. Diese weitgehend vor Ort gefilmte Dirnentragödie ist einer der herausragenden linken, proletarischen Filme am Ende der Weimarer Republik, den Regisseur Leo Mittler konsequent an Originalschauplätzen drehte. Hier wird nichts verzärtelt, sondern das Licht so eingesetzt, dass das dunkle Geschehen um den Raubmord an einem Wehrlosen den Zuschauer atemlos zurücklässt. "Die Zuschauer müssen bei schwarz-weiß Filmen sehr viel mehr selber denken und assoziieren" (Conrad Hall). Bevor der aufkommende Tonfilm dann die Kameraarbeit eher zurückdrängte und ein empörter Kritiker sagen konnte: "Ah, les idiots parlent".

Credits

Alle Credits

Länge:
6 Akte, 2015 m
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, stumm
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 20.09.1929, B.23519, Jugendverbot

Aufführung:

Uraufführung (DE): 10.10.1929, Berlin

Titel

  • Originaltitel (DE) Jenseits der Straße
  • Arbeitstitel Bettler, Dirne und Matrose

Fassungen

Original

Länge:
6 Akte, 2015 m
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, stumm
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 20.09.1929, B.23519, Jugendverbot

Aufführung:

Uraufführung (DE): 10.10.1929, Berlin