Inhalt
Ihr Sohn filmt, macht Rollenspiele, fragt – die Mutter antwortet mit einer atemberaubenden Direktheit. Sie will sterben. Es fehlt ihr nichts, sie ist nicht krank, sie will einfach nicht noch älter werden, ein Pflegefall, dahinvegetieren. Sie will es selber bestimmen, nächsten Januar also. Dann verschiebt sie den Termin. Ein Enkelkind kommt zur Welt, noch einmal Frühling erleben, Zeit verbringen. Langsam kommt sie hervor, ihre Geschichte: in China geboren, in Indochina aufgewachsen, traumatisiert. Intelligent sein und doch nicht studieren dürfen, Ehefrau gewesen zu sein, finanziell abhängig, eine Depression, dem Leben entfremdet. Das Ende bestimmen zu können als letzte Geste der Emanzipation. Nicht der Tod ist das Übel, sondern das Sterben.
Quelle: DOK.fest München 2023 / Elena Álvarez Lutz
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