In Maske und Kostüm

DDR 1978 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
19.02 Uhr, Silvesterabend. Im Odeon schallt es immer dringlicher „Bitte zur Bühne!“ aus den Lautsprechern im Backstage-Bereich, doch Dietmar Schuchard lässt sich nicht blicken. Der Zauberkünstler, der unter dem Pseudonym Bellachini auftritt, ist spurlos verschwunden, sodass Lutz Schönauer kurzfristig das Varieté-Programm umstellen muss.

Schnitt. „Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elisium“ schallt es aus dem Kofferradio, und Kriminal-Meister Weschke, als Verstärkung für Oberleutnant Jürgen Hübner für die Silvesternacht abkommandiert, dirigiert Beethovens sinfonische Vertonung des berühmten Schiller-Gedichts mit Verve. Wie ein Geist steht plötzlich, in Maske und Kostüm, der ziemlich angetrunkene Illusionist Schuchard in der Tür – und tischt den beiden Kriminalisten eine kaum glaubhafte Geschichte auf, nach der er an Heiligabend seine Frau Liane umgebracht hat – in der gemeinsamen Wohnung um 21 Uhr.

Während Schuchard nach einem Nervenzusammenbruch in ein Krankenhaus eingewiesen wird, inspiziert Hübner mit der K-Technik dessen Wohnung. Von der angeblich Ermordeten keine Spur, wohl aber Hinweise auf eine tätliche Auseinandersetzung. Als Schuchard nach dreitägigem Klinikaufenthalt seine Aussage bekräftigt, erinnert er sich an das Geschehen am Weihnachtsabend. Liane und Dietmar stammen aus Wernrode, wo beide als Friseure ausgebildet wurden.

Vor fünf Jahren hat er sein Hobby zum Beruf gemacht und seine Frau überreden können, als seine Assistentin zu fungieren. Doch seit einer grandios gescheiterten Bewerbung beim DDR-Staatszirkus Aeros arbeitet Liane wieder als PGH-Friseuse und Theater-Maskenbildnerin, während Dietmar, seit zwei Jahren ohne feste Anstellung, für 5.000 Mark die Apparaturen eines in Rente gegangenen Kollegen erworben hat: Im Wahn, ein zweiter Bellachini zu sein, will er nicht „in diesen kleinbürgerlichen Mief“ zurückkehren und schon gar nicht seinem Schwiegervater Max Kräft, Brigadier in einem Sägewerk, unter die Augen treten.

Dessen immer noch stark an Liane interessierter Mitarbeiter Helfried Wipperling hat Dietmar versprochen, ihm die 5.000 Mark zu leihen. Nachdem die Leiche der Vermissten in einem Eisenbahnwaggon, der zur Reparatur ins Reichsbahn-Ausbesserungswerk (RAW) überführt werden sollte, gefunden wird, rekonstruieren Hübner, Weschke und die Wernroder Kollegen, Unterleutnant Günter Heinze sowie der Abschnitts-Bevollmächtigte (ABV), Unterleutnant Gerhard Schramm, in minutiöser Kleinarbeit den Weihnachtsabend, den Dietmar nach der heftigen Auseinandersetzung mit seiner Frau nachweislich in einer Kneipe und auf einer Parkbank zugebracht hat, bis er nach Mitternacht bei Lutz Schönauer Unterschlupf fand.

Da er entgegen seiner Selbstbezichtigung als Täter offenbar nicht in Frage kommt, konzentrieren sich die Ermittlungen auf Lianes Verbleib. Ein Stofffetzen mit den Initialen „W.B.“ führen die Kriminalisten zur Damenschneiderin Wanda Büst, die in bewusster Nacht die aus einer Kopfwunde blutende Liane im Treppenhaus vorgefunden und versorgt hat. Sie wollte ursprünglich bei einem Bekannten, dem Raubtierdompteur Stefan Marwitz, unterschlüpfen, wusste aber nicht, dass er vor kurzem Monika geheiratet hat. Weil Wanda Büst gesehen hat, dass Liane anschließend am Amalienpark in ein Auto gestiegen ist, gerät Helfried Wipperling erneut ins Visier der Polizei. Er muss schließlich zugeben, eine von Liane ihm in Verwahrung gegebene, 1.200 Mark teure Halskette absichtlich seinem Rivalen Dietmar Schuchard untergeschoben zu haben, um den Verdacht auf ihn zu lenken.

Während Dietmar sich nun bei einem kleinen Zirkus als Requisiteur verdingt, sich aber durchaus Hoffnungen auf eine Zusammenarbeit mit der Luftakrobatik-Artistin Sybille machen kann, erinnert sich der ABV an die eigene Jugendzeit – und an nächtliche Touren mit dem menschenfreundlichen Taxifahrer Retzlaff…

Unter dem Arbeitstitel „Eine alte Geschichte“ vom 25. Oktober bis 11. Dezember 1977 im Harz (Schierke/Wernigerode, Bahnhof Gernrode) und Magdeburg gedreht, bewegt sich der „Polizeiruf 110“-Krimi im Zirkusmilieu. Jenny und Rudi Sperlich (als Artisten Jenny und Rodolfo) sowie Adelheid Hein (als Direktorin) vom gleichnamigen Zirkus sorgen ebenso für Authentizität wie das Ballett des Friedrich-Wolf-Theaters Neustrelitz. „In Maske und Kostüm“ erinnert u.a. auch mit Originalplakaten an Samuel Bellachini (bürgerlich: Samuel Berlach, 1827-1855), den offiziellen Hofzauberkünstler Kaiser Wilhelm I., der unter deutschen Zauberkünstlern zahlreiche selbsternannte Nachfolger fand wie etwa Richard Heufel (1879 – 1953) alias Cagliostro Bellachini.

Pitt Herrmann

Credits

Musik

Darsteller

Alle Credits

Dramaturgie

Kamera-Assistenz

Requisite

Kostüme

Ton-Assistenz

Beratung

Musik

Darsteller

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Länge:
88 min
Format:
35mm, 1:1.37
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 14.05.1978, DDR-TV

Titel

  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
  • Originaltitel (DD) In Maske und Kostüm
  • Arbeitstitel (DD) Eine alte Geschichte (Die Volte)

Fassungen

Original

Länge:
88 min
Format:
35mm, 1:1.37
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 14.05.1978, DDR-TV