Inhalt
Drama nach wahren Begebenheiten: In den 1960er und 1970er Jahren avanciert der Sizilianer Tommaso Buscetta zu einem hochrangigen Mitglied der sizilianischen Cosa Nostra. Schließlich zieht er nach Brasilien, wo er ein Drogenhandel-Netzwerk aufbaut. 1983 wird er verhaftet und nach Italien ausgeliefert. Als erster bedeutender Mafiaboss bricht er den Schweigeeid der sizilianischen Mafia und arbeitet mit den Behörden zusammen. Buscetta wird zum wichtigsten Kronzeugen in den Maxi-Prozessen der 1980er- und 1990er-Jahre. Durch seine Aussagen können in Italien und den USA Hunderte Angehörige der Cosa Nostra verurteilt werden.
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Marco Bellocchio ist mit Filmen wie der Kleist-Adaption „Der Prinz von Homburg“, „Biongiorno, notte – Der Fall Aldo Moro“ oder „Sangue del mia sangue“ einer der vielseitigsten italienischen Regisseure. Mit „Il traditore“ stellte er im Mai 2019 in Cannes ein Mafia-Drama nach wahren Begebenheiten vor, dass einerseits in der Tradition solcher Leinwandepen wie „Der Pate“ steht, andererseits nicht die Verbrecherorganisation, in diesem Fall die Cosa Nostra, in den Mittelpunkt stellt, sondern die Geschichte eines einzelnen Mitglieds der „Familie“. Regisseur Bellocchio über seinen Protagonisten: „Tommaso Buscetta ist ein unsteter Mensch und ständig in Bewegung, was sich in seinem Leben und seinen persönlichen Beziehungen widerspiegelt. Er ist ein außergewöhnlicher Mann, intelligent, charmant, entschlossen, mit der Ausstrahlung einer natürlichen Autorität. Ein Mafioso, der nicht nur loyal hinter der Cosa Nostra steht, sondern auch seinen eigenen Prinzipien folgt und keine Angst davor hat, sich mit den Mächtigen anzulegen.“
„Il traditore“ orientiert sich weitgehend an den als bekannt vorauszusetzenden Fakten – bis hin zum final kurz angesprochenen und mit historischen Aufnahmen belegten Prozess gegen den einstigen christdemokratischen Ministerpräsidenten Andreotti, den das tödliche Attentat auf den Richter Falcone am 23. Mai 1992 nicht verhindern konnte. Marco Bellocchios mit 153 Minuten schon sehr langer, aber nie langweiliger Spielfilm, deutsche Erstaufführung war am 3. Juli 2019 beim Filmfest München, offenbart die unheilvolle und weiterhin bestehende Komplizenschaft zwischen Verbrechern und Politikern in Italien. Es ist ein hochspannender, sehr emotionaler - und zutiefst pessimistischer Film, der ursprünglich am 23. April 2020 in die deutschen Kinos kommen sollte.
Pitt Herrmann