Credits
Regie
Drehbuch
Produktionsfirma
Produzent
Alle Credits
Regie
Drehbuch
Mitwirkung
Produktionsfirma
in Co-Produktion mit
Produzent
Redaktion
Länge:
55 min
Aufführung:
TV-Erstsendung (DE): 31.05.1995, BR
Titel
- Originaltitel (DE) Es ist nicht gut, in einem Menschenleib zu leben
- Abschnittstitel (DE) Jeder tötet, was er liebt
- Abschnittstitel (DE) Ein Geld muss halt eins da sein
- Abschnittstitel (DE) Unterdrückungsapparat aus Kalkül
- Abschnittstitel (DE) Das Leben ist ein Verlustgeschäft
Fassungen
Original
Länge:
55 min
Aufführung:
TV-Erstsendung (DE): 31.05.1995, BR
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Die vier Einzelkapitel sind mit „Jeder tötet, was er liebt“; „Ein Geld muss halt eins da sein“; „Unterdrückungsapparat aus Kalkül“ und „Das Leben ist ein Verlustgeschäft“ betitelt und analysieren wichtige Themenkomplexe Fassbinders, zu denen Peter Buchka jeweils eine eigene These voranstellt und mit Ausschnitten aus Fassbinder-Filmen belegt, darunter mit „Liebe ist kälter als der Tod“ (1969) sein erster und mit „Querelle – Ein Pakt mit dem Teufel“ (1982) sein letzter Spielfilm. Weitere Schnipsel stammen aus „Katzelmacher“ (1969), „Warnung vor einer heiligen Nutte“ (1970), „Händler der vier Jahreszeiten“ (1971), „Angst essen Seele auf“ (1973), „Mutter Küsters' Fahrt zum Himmel“ (1975), „Die Ehe der Maria Braun“ (1978) sowie „Lili Marleen“ (1980).
„Jeder tötet, was er liebt“ sagt Jeanne Morau in „Querelle“. Peter Buchkas These Nummer eins lautet: Fassbinder zeigt in seinen Filmen die Ausbeutbarkeit von Gefühlen. Das Bett als Mittelpunkt: die Privatsphäre seiner Figuren sei für ihn entscheidend, da sich hier die Menschen ganz ungeschminkt geben. Der Intimbereich des Individuums werde bei RWF zum Spiegelbild des Allgemeinen. Herrschaft und Gehorsam – so funktioniere unsere Gesellschaft draußen wie daheim in den eigenen vier Wänden. Liebe, zeige Fassbinder, ist ein Herrschaftsinstrument, das er in Gegensatz zur romantischen Idee einer idealen gleichberechtigten Zweisamkeit stellt. Fassbinder, so Peter Buchka, transportiere in seinen Geschichten unterschwellige Aggressivität als Chance zur Rebellion, zum Ausbruch aus dem Vogelkäfig - gesellschaftlicher Konventionen. Eine häufig verwandte Metapher Fassbinders für Einsamkeit und Eingesperrtsein.
These zwei: Fassbinder hat die 1968er Aufbruch-Euphorie nicht geteilt. Im Gegenteil, er sei desillusioniert gewesen durch die auch historisch gewonnene Erkenntnis, dass die Revolution in Deutschland nicht machbar ist, dass es nur zur langwierigen Prozedur kleiner (Fort-) Schritte reiche. Weshalb er sich darauf beschränkt habe, die Welt in ihrem beklagenswerten Ist-Zustand abzubilden und sich jeglicher Suche nach Lösungen konsequent verweigerte. Bei RWF gäbe es keine bösen Figuren, sondern nur Menschen in einer bösen (Um-) Welt, unter den beschissenen Rahmenbedingungen von Politik und Gesellschaft. Fassbinder habe die Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus durchschaut und zeige Gangster daher nicht als Rebellen, sondern nur als Opfer dieser bürgerlichen Gesellschaft. Wie auch die Liebesbeziehungen in seinen Filmen den Gesetzen der Marktwirtschaft unterworfen sind.
These drei: Angstapparate nach Kalkül. Baron von Instetten (Wolfgang Schenk) in „Fontane Effi Briest“ beschreibe, hierin dem Regisseur seelenverwandt, die Realität auch und gerade in der Erkenntnis ihrer Fehlerhaftigkeit. Doch sehe er keine Chancen zu einer Veränderung der Verhältnisse – wie auch der von Karlheinz Böhm verkörperte Geheimrat Wüllersdorf: Die Dinge in der Welt laufen nicht so, wie wir es uns vorstellen oder gar erträumen, sondern wie die anderen es wollen. Peter Buchka interpretiert den Spiegel als bei Fassbinder immer wieder gebrauchte Metapher für den Götzendienst zugunsten staatlicher Ordnung und überkommener Ehrbegriffe.
These vier: Das Leben ist ein Verlustgeschäft. Jeder hat für seine Wünsche und Sehnsüchte zu zahlen. Hiefür stehe, so Peter Buchka, die Metapher des Gekreuzigten: das Leben als Passion. Fassbinders eigene ruinöse Lebensweise, seine körperliche und letztlich auch geistige Selbstzerstörung sieht Buchka als eine Art Opfergang, allerdings ohne den christlich-transzendenten Trost eines Lebens nach dem Tode. Auch Franz Biberkopf als Fassbinders zweites Ich sei in diesem Sinne ein Opferlamm.
Pitt Herrmann