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Eine Kulisse wie im Theater. Drei Tore, davor ein Platz mit zeichenhaft liegenden oder stehenden Baumstämmen, davor ein kleiner Abhang, zur Trittsicherheit mit Rillen versehen, er führt ins Wasserbassin. Was für pathetische Auf- und Abgänge man sich hier vorstellen könnte! Helden, die sich beleidigt ihren Umhang über die Schulter schmeißen und mit hochgereckter Nase von dannen ziehen. Walküren, die zum Krieg rufen. Doch diese Bühne gehört den Elefanten des Wiener Zoos, und tatsächlich dauert es eine Weile, bis sie auftreten. Manchmal sieht man auch nur einen Rüssel ins Bild hängen oder eine Rückenlinie von rechts nach links ziehen. Karl Kels hat die Tiere mit starrer Kamera beobacht. Fünf Jahre lang.
Manchmal ist der Hauptakteur auch ein Vogel oder ein künstlicher Baumstumpf, ein Baucontainer oder einer der Männer, die mit ausgestreckten Armen das Gelände neu unterteilen. Denn aus dem Elefantengehege soll eines für Affen werden. Die Langzeitbeobachtungen von Karl Kels sind verlangsamte Wimmelbilder. Es gibt keinen Ton und keine Farbe, nur demokratisch nebeneinander stehende Akteure und Requisiten. Und natürlich die Zeit und den Schnitt, der sie in kleinen Segmenten fürs nachträgliche Anschauen konserviert. Durch ihn geht es mal vor, dann zurück, und je nachdem scheint sich etwas zu beschleunigen oder still zu stehen. Ein mehrfach umgelenkter Zeitfluss, aufgerissen von den Stanzarbeiten der Erinnerung, neu zusammengesetzt im Rhythmus subjektiver Geschichtsschreibung.
Quelle: Birgit Glombitza: "Deutschland, revisited II". (Katalog zur gleichnamigen Filmreihe im Kommunalen Kino Metropolis September 2007). Hamburg: Kinemathek Hamburg e.V., 2007.
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