Credits
Regie
Drehbuch
Kamera
Schnitt
Musik
Darsteller
- 1. SA-Mann
- Ausrufer
- Richard Bertram
- Lilly
- Alli Grunnert
- Erich Sens
- Hotte Janetzki
- Catteau
- Max Karein
- Waldmann
Produktionsfirma
Alle Credits
Regie
Drehbuch
Dramaturgie
Kamera
Standfotos
Bauten
Kostüme
Schnitt
Musik
Darsteller
- 1. SA-Mann
- Ausrufer
- Richard Bertram
- Lilly
- Alli Grunnert
- Erich Sens
- Hotte Janetzki
- Catteau
- Max Karein
- Waldmann
- Schütt
- Schuricke
- 2. SA-Mann
- SS-Offizier
- Reichssportführer
Produktionsfirma
Produktionsleitung
Erstverleih
Länge:
2575 m, 94 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:
Uraufführung (DD): 29.04.1960, Berlin, Babylon
Titel
- Originaltitel (DD) Einer von uns
- Arbeitstitel Werner Seelenbinder
Fassungen
Original
Länge:
2575 m, 94 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:
Uraufführung (DD): 29.04.1960, Berlin, Babylon
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Bereits Ende der 1920er Jahre sind linke Arbeitersportvereine das Ziel von Schlägertrupps der SA. Nicht alle Mitglieder halten diesem äußeren Druck stand und wechseln die Seiten – wie Erich Sens. Der ist zwar seit langem Richards Freund, aber auch sein Dauer-Rivale ohne Aussicht, ihn einmal zu übertrumpfen. So kommt das eine zum anderen. Zumal die Nazis mit dem Pfund ihrer guten Verbindungen zur Wirtschaft wuchern: Wer kann in diesen unsicheren Zeiten schon Arbeitsplätze offerieren?
Erich müsste allerdings in die Partei eintreten. Davor schreckt der erklärte Sozialist zunächst zurück. Wird dann aber doch zum „Verräter“, der er partout nicht sein wollte, als es im Zentralverband der Arbeitersportler gärt und sich die Kommunisten von den „Spezialdemokraten“ trennen. So haben die kleingeistigen Schläger von der SA (mit Fred Delmare als einem ihrer Anführer) umso leichteres Spiel: der sportlich wie privat entnervte Erich wechselt schließlich doch die Seiten. Er wird von einem der NSDAP angehörenden Transportunternehmer als Fahrer eingestellt und soll zudem seine alten Kontakte nutzen, um für die SA im Kommunistenmilieu zu spionieren.
Nach der vom Reichstagsbrand befeuerten Machtübernahme Adolf Hitlers und seiner Schergen setzt sich der Erosionsprozess im Arbeitersport fort. Schlägertrupps zerstören das neu aufgebaute Trainingszentrum des den Kommunisten nahestehenden Vereins, der wie alle anderen kurz vor der Auflösung steht. Richard macht Bekanntschaft mit Maurice Catteau, einem französischen Trainer und Kommunisten, der in Berlin zu Gast ist. Im KPD-Parteiauftrag wechseln der eigentlich unpolitische Richard Bertram und sein Freund Alfred „Alli“ Grunnert zu einem bürgerlichen Verein, um ihre illegale Tätigkeit für die nun in den Untergrund gezwungenen Kommunisten besser tarnen zu können.
„Wenn Hitler uns das Licht abdreht, müssen wir ihn im Dunkeln besiegen“: Richards sportliche Erfolge beim inzwischen auch von Nazis unterwanderten Berliner Traditionsverein Phönix 08, sein Trainer ist ausgerechnet Erich Sens, stören die neuen Machthaber, denen seine Vergangenheit als Arbeitersportler und seine politische Sympathie für die Linke natürlich bekannt ist. Sie suchen beinahe krampfhaft einen Anlass, ihn sperren zu können. Dieser kommt ganz von allein durch einen später von ihm selbst als große Dummheit erachteten Akt der Zivilcourage: Der Deutsche Meister im Halbschwergewicht weigert sich, bei der Siegerehrung wie alle anderen den rechten Arm zum Hitlergruß auszustrecken.
Doch die Nationalsozialisten geraten in ein Dilemma: 1936 hat Berlin den Zuschlag zur Austragung der Olympischen Spiele erhalten. Auf einen potentiellen Medaillengewinner wie Bertram wollen sie nicht verzichten und heben die Sperre auf. Derweil ist „Alli“ Grunnert bei einem Kurierdienst erwischt und verhaftet worden. Des Hochverrats angeklagt wird er ins KZ Oranienburg gesteckt. Lilly übernimmt nun seine gefährliche Tätigkeit. Nach Eröffnung der Olympischen Spiele, die Bilder des Kameramannes Otto Hanisch werden mit historischen Dokumentaraufnahmen collagiert, soll Bertram im Auftrag der Kommunistischen Partei die Verbindung zu ausländischen Sportlern aufnehmen, um brisantes dokumentarisches Material über Konzentrationslager ins Ausland zu schleusen.
Überall lauern Spitzel, gibt es Verräter. Auf Bertram etwa ist „Hotte“ Janetzki angesetzt, ein Arbeitersportler, dem man im Konzentrationslager gewaltsam das Rückgrat gebrochen hat. Als „Alli“ davon erfährt, gelingt ihm bei einem Außeneinsatz der KZ-Häftlinge die Flucht. Mit Hilfe ausländischer Teams, die ihn im Olympischen Dorf verstecken, und einem listenreichen Taschen-Trick Lillys gelangt das Material doch noch zu Maurice Catteau, der zusammen mit „Alli“ im Sportflugzeug gen Frankreich entkommt. Nächstes Jahr, zur Europameisterschaft in Paris, soll das Wiedersehen gefeiert werden...
„Einer von uns“ gehört wie „Robert Mayer – der Arzt aus Heilbronn“ (1955) und „Tilman Riemenschneider“ (1958) zu den historisch-biographischen Filmen von Helmut Spieß. Er ist nicht genuin ein Sportfilm, obwohl auch Wettkämpfe ins Bild gerückt werden: In erster Linie geht es um die Biographie des 1904 geborenen Gewichthebers und Ringers Werner Seelenbinder, der 1928 die Moskauer Spartakiade gewann, in die KPD eintrat und nach 1933 illegal für die Partei tätig war. Sein Plan, auf dem Treppchen im Berliner Olympiastadion vor aller Welt den „Deutschen Gruß“ zu verweigern, ging leider nicht auf: der sechsfache Deutsche Meister erreichte nur Platz vier. 1942 wurde er von der Gestapo verhaftet und zwei Jahre später im KZ Oranienburg enthauptet.
Für die sozialistisch-antifaschistische Geschichtsbildung der DDR ist Seelenbinder, nach dem über Berlin hinaus Sportstätten in der ganzen Republik benannt wurden, ein moralischer Grundpfeiler. Der sich auch medial ausschlachten ließ, so im Defa-Biopic: Als positiver Held entspricht Seelenbinder alias Richard Bertram ganz der staatlichen Kunstdoktrin vom sozialistischen Realismus. Ein Proletarier erkennt, dass Widerstand solidarisch organisiert werden muss, auch wenn er als Sportler zunächst noch kein sonderlich politischer Mensch gewesen ist. Die Besetzung Bertrams mit Günther Simon ist kein Zufall gewesen: schon im Zweiteiler „Ernst Thälmann“ hatte er die Titelrolle verkörpert.
Pitt Herrmann