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Aufführung:
Uraufführung (DD): 26.12.1977, DDR-TV
Titel
- Originaltitel (DD) Die Verführbaren
Fassungen
Original
Aufführung:
Uraufführung (DD): 26.12.1977, DDR-TV
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Der nunmehr erwachsene Kurt Meier (Uwe Steinbruch) gedenkt in der Abgeschiedenheit der Provinz unterzutauchen. Hat er doch die Hauptstadt übereilt verlassen müssen nach einem Einbruch bei seiner Geliebten, der Nachtclub-Besitzerin Adele Fuchs (Gisela May), bei dem wertvoller Schmuck gestohlen wurde. Der eher labile Kurt und seine intrigante Zwillingsschwester Vicki (Simone von Zglinicki) sind durch spekulative Schieber-Geschäfte in der Inflationszeit reich geworden, haben aber nun alles verloren. Weshalb Kurt sich an den Busen der um einiges älteren Adele geflüchtet und Vicki sich in die Arme des so renommierten wie zynischen Rechtsanwalts Bäuerlein (Volkmar Kleinert) geworfen – und diesen schließlich geheiratet hat.
Die Geschwister arbeiten auch weiter zusammen: Während Vicki den Tischlerlehrling Mingo verführt, umgarnt Kurt mit Erfolg eine verunsicherte Marie. Mit Folgen: Mingo schmeißt die Lehre hin und heuert auf einem Schiff an, während Marie von Kurt ein Kind erwartet und deshalb mit ihm nach Berlin zieht. Als ihr von den ruchlosen Zwillingen auch noch der Schmuckdiebstahl untergeschoben wird, ist es ausgerechnet die Bestohlene, die längst ahnt, wie der Hase läuft: Adele Fuchs kümmert sich um Marie und verschafft ihr eine Stelle als Animierdame in ihrem vom Szenenbildner Alfred Thomalla stilecht ausgestatteten Nachtlokal. Mingo Merten, inzwischen aus Übersee wieder nach Lübeck zurückgekehrt, bekundet, mit Marie und ihrem Sohn zusammenleben zu wollen. Doch die wiedervereinten Liebenden werden die Dämonen nicht los – und die Geschichte entwickelt sich zu einem kolportagehaften Reißer mit Kindsentführung, Mordversuch und sogar Mord. Allein der scharfsichtige Kriminalkommissar Kirsch (Friedo Solter) sorgt nach gut zwei Stunden für ein glückliches Ende…
„Als Marie Lehning zur Schule kam, wurde sie darauf aufmerksam, dass alle anderen Kinder frühstückten“: Heinrich Manns sozialkritischer Entwicklungsroman „Ein ernstes Leben“ von 1932 ist sein letztes Werk vor der Emigration. Darin überkreuzt er in typischer Manier der Zwischenkriegszeit eine Reihe von Schicksalsgeschichten: die des so armen wie arglosen Mädchens vom Lande, das von einem gaunerischen Hallodri geschwängert wird und im Moloch der Großstadt umzukommen droht, die von der alternden Nachtclub-Besitzerin, welche sich an ihren erheblich jüngeren Liebhaber klammert und schließlich die vom liebenden Tischlergesellen, der in der Fremde zum wackeren Matrosen reift, sich über alle Probleme hinweg zu seiner Liebe bekennt und dem Sohn Maries seinen ehrlichen Namen gibt. Gleichzeitig ist der Roman eine Hommage an Heinrich Manns um 27 Jahre jüngere Geliebte und spätere Gattin Nelly Kröger, einer Fischerstochter aus Niendorf an der Ostsee, die jahrelang als Bardame am Berliner Kudamm gearbeitet hat.
„Menschen aus der Unterschicht vertragen eine Menge“: Helmut Schiemanns ungemein dichte, nachhaltig beeindruckende Adaption ist eine Defa-Produktion (PL Martin Sonnabend) für das Fernsehen der DDR, die dort am 26. Dezember 1977 erstaufgeführt worden ist und am 12. November 1978 in der ARD erstmals in der Bundesrepublik zu sehen war. Sie verstärkt erwartungsgemäß die sozialkritischen Aspekte der Vorlage, simplifiziert genrebedingt aber auch die Figurencharakteristik. Die junge dänische Schauspielerin Stine Ekblad, die von Jenny Gröllmann synchronisiert wird, steht zwar als ehrlicher, aufrichtig-reiner Mensch inmitten einer verderbten Welt im Mittelpunkt, wird in der von Hans-Jürgen Kruse opulent bebilderten Filmgeschichte aber von einer – übrigens auch gesanglich (Musik: Peter Gotthardt) – herausragenden Gisela May in den Schatten gestellt in einem wie von Max Beckmann oder George Grosz gemalten Milieu.
Pitt Herrmann