Die Spur des 13. Apostels

DDR 1982/1983 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Ein bis auf einen schmalen Augenschlitz maskierter Dieb bricht mit Hilfe eines Dietrichs nachts in eine Kirche ein. Er hat es auf wertvolle liturgische Gerätschaften wie Abendmahlkelche in einem Schrank in der Sakristei abgesehen, verschmäht aber auch die Kerzenständer auf dem Altar nicht. Schnitt. Eine elegant gekleidete Dame nimmt an der Rezeption des Interhotels Stadt Berlin einen Brief entgegen. Sein Inhalt: Fotos der offenbar kurz zuvor gestohlenen Gegenstände.

Hauptmann Peter Fuchs und Leutnant Vera Arndt sind bereits seit geraumer Zeit damit beauftragt, gut ein halbes Dutzend Einbrüche in brandenburgische Dorfkirchen rund um die Hauptstadt aufzuklären. Sie erhalten nun Verstärkung von Unterleutnant Harry Bär, voller Enthusiasmus frisch von der Zentralschule der Deutschen Volkspolizei in Aschersleben in die Hauptstadt versetzt: Woher haben die offenbar ortskundigen Täter ihr Wissen? Wo setzen sie ihr Diebesgut ab? Im Antiquitätenhandel ist jedenfalls nichts aufgetaucht.

Steffen Arlot ist als Einkäufer des VEB Merkur-Möbel republikweit viel unterwegs. In jüngerer Zeit allzuviel nach dem Geschmack seiner Gattin Silke, die sich von ihm vernachlässigt fühlt. Feierabendschichten, die ihm sein Freund, der Fahrdienstleiter Klaus Hoschke (Lutz Riemann), besorgt, seien aber notwendig, so Steffen, um die finanzielle Abhängigkeit von seinem Vater, dem gefragten Restaurator Hubert Arlot endlich zu beenden. Außerdem möchte er sich einen eigenen Wagen kaufen.

In Wirklichkeit fährt Steffen Sonderschichten bei der attraktiven Fotografin Monika Franz, die er über seinen Vater kennengelernt hat: Sie hat im Auftrag des Leiters der Berliner Denkmalspflege, Tom (Thomas Häntzsche), Aufnahmen von wertvollen Kunstgegenständen gemacht, wobei ihr Hubert Arlot als fachkundiger Berater zur Seite stand. Was Steffen nicht weiß: Seine Gattin Silke ist schwanger – und Monika nicht wirklich an ihm interessiert. Sondern aktuell an einer wertvollen Holzfigur aus der Werkstatt Tilman Riemenscheiders, die Nathanael darstellt, den sog. 13. Apostel.

Steffen glaubt, dass die Figur im Wohnzimmer seines Vaters eine exakte Kopie des Originals aus dem 16. Jahrhundert ist, und wird bei dem Versuch, sie mit der elektronisch gesicherten Statue in der Kirche auszutauschen, von Pfarrer Steinhäuser (Heinrich Schramm) überrascht. Er schlägt diesen nieder und flüchtet. Erst am anderen Morgen wird der Schwerverletzte vom Organisten Berg (Roland Steiner) entdeckt und sogleich ins Krankenhaus gebracht.

Da die Alarmanlage ausgeschaltet wurde, gerät der Restaurator Hubert Arlot in Verdacht. Was niemand wusste, sein Sohn eingeschlossen: Die Apostel-Figur in der Kirche war eine Kopie, das Original die Statue in der Wohnung. Auf die hat es Monika Franz abgesehen und bereits eine Anzahlung der Münchner Sammlerin Barbara Grölling (Margot Ebert) entgegengenommen. Inzwischen aber hat ein Kunstexperte (Karl-Heinz Groß) bestätigt, dass es sich bei der Skulptur in der Kirche um eine Kopie handelt. Hubert Arlot bleibt keine Wahl, er gesteht den Tausch und, um seinen Sohn zu schützen, den Einbruch in die Kirche gleich mit, ein.

Doch Pfarrer Steinhäuser, der wenig später seinen schweren Kopfverletzungen erliegt, verneint die Frage Vera Arndts, ob der Restaurator der Täter gewesen ist. Was die anfängliche Skepsis von Peter Fuchs nur bestätigt: Der Vater deckt seinen Sohn. Bei der Übergabe in der Tiefgarage des Berliner Interhotels werden Täter und Hehler verhaftet – beide weiblich. Monika Franz steckt hinter der ganzen Einbruchsserie…

„Die Spur des 13. Apostels“ sticht aus mehreren Gründen aus der Reihe „Polizeiruf 110“ heraus. Zum einen ist ein Kirchenthema - und dazu noch ein voll besetzter Gottesdienst (gedreht wurde in der St. Nikolai-Kirche in Bad Freienwalde/Oder) – eine Seltenheit im Fernsehen des betont atheistischen SED-Staates. Beim titelgebenden „13. Apostel“ handelt es sich um Nathanael, im Neuen Testament ein Galiläer, der von Jesus unter einem Feigenbaum als vierter Jünger berufen wurde. Allerdings nur nach dem Johannesevangelium, in den übrigen Evangelien kommt Nathanael, dessen Name aus dem Hebräischen stammt (Netanʾel bedeutet so viel wie „Gott hat gegeben“), nicht vor.

Zum anderen hat Jörg Wilbrandt in seinem einzigen „Polizeiruf 110“ seine Ehefrau Sabine Wilbrandt in einer Nebenrolle als Krankenschwester untergebracht. Und sein Vater Jürgen Wilbrandt die Filmmusik komponiert. Schließlich ist sein Dokumentarfilm–Regiekollege Roland Steiner in der Episodenrolle des Organisten Berg zu sehen. Der 63-minütige Krimi ist vom 1. September bis 30. Oktober 1981 in Potsdam, Teupitz, Lindenberg sowie in Berlin und Umgebung gedreht worden.

Pitt Herrmann

Credits

Drehbuch

Kamera

Darsteller

Alle Credits

Dreharbeiten

    • Potsdam, Berlin/DDR
Länge:
70 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 06.03.1983, DDR-TV

Titel

  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
  • Originaltitel (DD) Die Spur des 13. Apostels

Fassungen

Original

Länge:
70 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 06.03.1983, DDR-TV